Lisa Buchner springt Wingsuit
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„Menschen im Blickpunkt“

Lisa Buchner und der Traum vom Fliegen

Lisa Buchner aus Maria Enzersdorf (Bezirk Mödling) lebt ihren Kindheitstraum: Mit einem Wingsuit fliegt sie, für zumindest eine Minute, durch die Lüfte. Die 32-Jährige bildet mittlerweile auch angehende Wingsuit-Springerinnen und -Springer aus.

„Es ist nicht so sehr das Adrenalin, es sind eher die Glücksgefühle. Währenddessen bin ich sehr konzentriert und mit jedem Sprung wächst auch die Erfahrung und der Horizont erweitert sich, wie beim Autofahren. Wenn man ein paar Jahre fährt, kann man in der Gegend rumschauen, so ist es auch beim Springen.“ Etwa 1.200 Mal ist Lisa Buchner bereits aus Flugzeugen gesprungen. Der Paraclub in Wiener Neustadt ist ihr zweites zu Hause, jedes Wochenende verbringt sie dort.

Der Wunsch zu fliegen begleite sie ihr ganzes Leben. „Wenn ich als Kind auf der Schaukel gesessen bin, habe ich mir vorgestellt, wie ich wegfliege bei jedem Sprung“, erzählt die 32-Jährige. Vor neun Jahren fängt sie das Fallschirmspringen an, kurze Zeit später das Wingsuit-Springen. Ein Wingsuit ist ein Flügelanzug, mit dem man doppelt so lange in der Luft bleiben kann wie bei einem Fallschirmsprung. Buchner springt damit aus 4.000 Metern Höhe und erreicht bis zu 200 Kilometer pro Stunde. Nach einer Minute muss sie für die sichere Landung den Fallschirm ziehen.

Wingsuit-Springerin Lisa Buchner

Wingsuit wird zur Luftmatratze

„Man hat zwei große Armflügel und einen Beinflügel, mit Lufteinlässen. Es ist wie eine große, aufgeblasene Luftmatratze, weil beim Springen die Luft durch die Einlässe kommt und den Anzug aufbläst. Er ist dann wirklich sehr stabil“, erklärt die Extremsportlerin. Fürs Lenken müsse sie nur in die Richtung schauen, in die sie will. Zusätzlichen Sport macht sie nicht: „Es ist tatsächlich so, dass ich regelmäßig Muskelkater habe vom Fliegen, meine Arme sind dann relativ müde.“

Das Risiko könne sie komplett ausblenden: „Man kann überall einen Unfall haben, auch auf der Strecke mit dem Auto hierher. Natürlich ist es ein extra Risiko, aber das begleitet mich nicht beim Sprung, das ist nicht in meinem Kopf.“ In ihrem Bekanntenkreis gab es kürzlich einen Unfall, danach ist sie einige Zeit am Boden geblieben. „Aber jetzt bin ich wieder hier und jeder Unfall macht einen aufmerksam, mit immer mehr Erfahrung kann man solche Situationen vermeiden.“

Fotostrecke mit 4 Bildern

Lisa Buchner springt Wingsuit
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Wenn sie nicht springt, arbeitet Lisa Buchner im Marketing einer internationalen Firma
Lisa Buchner springt Wingsuit
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In der Disziplin „Free Fly" wurde sie kürzlich auch Vize-Staatsmeisterin
Fliegerclub Wr. Neustadt
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Als Trainerin bildet sie neue Wingsuit-Springerinnen und -Springer aus. Um unterrichten zu dürfen, braucht man mindestens 100 Wingsuit-Sprünge.
Fliegerclub Wr. Neustadt
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Mit diesem Flieger geht es derzeit 4.000 Meter in die Höhe

Die Reaktionen aus der Familie fallen gemischt aus. Ihr Vater sei wenig begeistert: „Er bittet mich immer noch, dass ich es lassen soll. Er ist schon stolz, aber er hätte auch gerne, dass ich es lasse. Meine Mama findet es super, die ist auch schon gesprungen.“ Sie selbst fühlt sich durch das Wingsuit-Springen stärker und das möchte sie auch anderen weitergeben. Nach eigenen Angaben ist sie die einzige Frau in Österreich, die Wingsuit-Springen unterrichtet.

„Wir gehen am Boden den Sprung gemeinsam genau durch, aber in der Luft kann ich eigentlich nicht mehr wirklich helfen, nur mehr deuten, wenn es in die falsche Richtung geht.“ Wingsuit-Springen darf man aber ohnehin erst, wenn man 200 Fallschirmsprünge alleine absolviert hat. Als Wingsuit-Trainerin hofft sie, die Männerdomäne Fallschirm- und Wingsuit-Springen zu durchbrechen: „Ich finde es schade, wenn sich Frauen Sachen nicht zutrauen, weil es so typische, männerdominierte Geschichten sind. Wenn ich diese Rolle übernehmen kann als Vorreiterin, dann kann ich auch andere Frauen ermutigen, sich einen Wingsuit anzuziehen.“