Ein weißes Lama in seinem Gehege
ORF/Johannes Reiterits
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Tiere

Österreichs einziges Tierheim für Großtiere

Am Montag ist Welttierschutztag. Er soll darauf aufmerksam machen, dass Tiere noch immer von Leid betroffen sind. Hilfe für Tiere in Notlagen gibt es unter anderem auf Gut Riedenhof in Achau (Bezirk Mödling), dem einzigen Landestierheim für Großtiere in Österreich.

Seit 1988 sind Tiere in Österreich vor dem Gesetz keine „Sache“ mehr und sind rechtlich speziell geschützt. Leider ist das noch nicht in den Köpfen aller Menschen angekommen. Nicht nur viele Kleintiere wie Hunde oder Katzen, sondern auch manche Großtiere werden von ihren Besitzern und Besitzerinnen schlecht behandelt.

Evelyn Popp betreibt seit 2006 Gut Riedenhof in Achau (Bezirk Mödling), ein Tierheim, das sich vor allem um letztere kümmert. In den Ställen und Freigehegen befinden sich rund 150 Tiere wie Esel, Lamas oder Schweine. Aber auch kleinere Tiere finden am Riedenhof einen neuen Platz, darunter Meerschweinchen, Katzen und Hunde. Alle verbindet ein gemeinsames Schicksal: Sie wurden von ihren vorherigen Haltern vernachlässigt. Spezialisiert hat sich Evelyn Popp und ihr kleines Team auf Pferde, da diese oft eine besonders schwere Vergangenheit hinter sich haben.

Riedenhof soll „Zuhause auf Zeit“ sein

„Unsere Erfahrung zeigt vor allem ein Bild: Mütter und Töchter denken, sie können mit Ponyreiten oder Pferdezucht schnell zu Geld kommen. Dem ist aber nicht so und letztendlich benötigt ein Pferd nicht nur Pflege, sondern kostet auch Geld. Das wird dann schnell uninteressant, niemand kümmert sich mehr um die Tiere und sie vegetieren dann alleine vor sich hin“, so Evelyn Popp. Oft sind es besorgte Nachbarn solcher Tierhalter, die sich an den Riedenhof wenden. Eine Rettung der Tiere wird aber immer erst nach sorgfältiger Prüfung durch Amtstierärzte angeordnet.

Auch wenn sich die Tiere am Riedenhof sichtlich wohl fühlen, soll dies nur ein „Zuhause auf Zeit“ sein. Evelyn Popp spricht von einem Prozess der „Resozialisierung an den Menschen“: „Die Tiere kommen fast verdurstet, verhungert oder sogar durch das Leben im eigenen Mist in verdreckten Ställen mit Verätzungen zu uns hierher. Meist befreien wir gleich zwei Tiere, denn Not und Unglück schweißt nicht nur uns Menschen, sondern auch die Tiere zusammen. Würden die Leidenspartner voneinander getrennt, wären sie todunglücklich.“

Fotostrecke mit 4 Bildern

Pferde auf einer Koppel
ORF/Johannes Reiterits
Auf dem zehn Hektar großen Gelände der ehemaligen „Ersten Wiener Filzfabrik“ in Achau gibt es genug Auslauf für Pferde und andere Tiere. Derzeit befindet sich das Areal im Umbau.
Evelyn Popp besucht ein Lama in seinem Gehege
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Tierretterin Evelyn Popp kümmert sich um große Tiere wie etwa dieses Lama,…
Ein Hase sitzt in seinem Gehege
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…aber auch kleinere Tiere wie dieser Hase werden von Evelyn Popp und ihrem Team betreut
Ponys und Esel auf einer Koppel
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Ponys und Esel gemeinsam in ihrem „Zuhause auf Zeit“

Daher sei es schwer, die Tiere letzten Endes in die Obhut neuer Halter zu geben. Denn sie werden nicht nur misstrauisch gegenüber Menschen, sondern sollten auch paarweise eine neue Heimat finden. „Es ist ein langer Weg von der Tierrettung bis zur Übergabe an neue Halter. Aber es macht mich glücklich, wenn man jeden Tag die Erfolge sieht, wenn die Tiere wieder stärker werden und aufleben“, so Popp.

Ehrenamtlich und aus eigener Tasche finanziert

Seit 2014 erfüllt Gut Riedenhof alle nötigen Kriterien und wurde so vom Land zum Landestierheim erhoben. Trotzdem gibt es keine finanzielle Unterstützung vom Land, denn Großtiere seien im zuständigen Gesetz nicht berücksichtigt, so Popp. Finanziert wird der Riedenhof von sich selbst und durch Spenden. Das sei nicht immer ganz einfach, gerade jetzt, wo es große Baumaßnahmen gibt. Denn bis Ende des Jahres möchte man den Riedenhof für Besucherinnen und Besucher öffnen, dazu muss er aber auch erst besuchertauglich gemacht werden.

Damit sollen die Besucher in Zukunft selbst miterleben können, wie wichtig Tierwohl ist. Der Riedenhof befindet sich daher gerade in einer Art „Notbetrieb“, erklärt Evelyn Popp. Schon bald soll aber wieder mehr Platz auf den Weiden und Teichen des zehn Hektar großen Areals sein. Von den Menschen wünscht sie sich viel mehr Verantwortung gegenüber den Tieren.

Denn ihrer Meinung nach wird nach wie vor viel zu leichtfertig mit der Entscheidung umgegangen, ob man überhaupt bereit für eine Tierhaltung ist: „Ein Tier sollte niemals aus einer Laune heraus gekauft werden. Es soll nach Möglichkeit sein ganzes Leben bei einem Besitzer bleiben. Ein Tier zu halten bedeutet auch, sich darum zu kümmern und auch die nötigen finanziellen Mittel dafür zu haben. Und die Familien sollten auch ihren Kindern beibringen, dass ein Tier kein Spielzeug ist – und auch kein Geschenk für Zwischendurch.“