Wie man Gold zu Geld macht
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WIRTSCHAFT

Wie man altes Gold zu Geld macht

Der Goldpreis ist in den vergangenen Jahren massiv gestiegen. Wer alte Schmuckstücke, Bruchgold oder Münzen, die nur herumliegen, verkaufen möchte, hat die Wahl zwischen mehreren Angeboten. noe.ORF.at erklärt, wie man seriöse Händler erkennt.

Gold ist begehrt: Das zeigt sich bei einem Rundgang durch die Wiener Neustädter Innenstadt. Mehr als ein Dutzend Juweliere, Auktionshäuser und Altmetallhändler werben in ihren Schaufenstern mit Schriften wie „Goldkauf zum Höchstpreis“ oder „Sofort Bargeld für Altgold“. Trotz täglich schwankender Kurse ist Gold, selbst nach Abzug der Inflation, heute mehr als dreimal so viel wert wie vor 20 Jahren.

Allerdings gibt es Gold in verschiedenen Qualitäten, für die unterschiedlich hohe Preise bezahlt werden. Eine amtliche Preisbindung gibt es nicht. Im Prinzip darf jeder so viel zahlen, wie er will. Seriöse Händler orientieren sich an den Tageskursen, die etwa auf der Internetseite der Goldscheideanstalt ÖGUSSA täglich veröffentlicht werden.

Große Unterschiede bei den Angeboten

Der Verein für Konsumenteninformation testete in der Vergangenheit bereits mehrfach Goldhändler. Die Preisspanne der Angebote war groß: von wenigen hundert bis weit mehr als tausend Euro für exakt dieselben Schmuckstücke. Der Wiener Neustädter Goldhändler Memo Özay war 2016 einer der beiden Testsieger. Er prüft Goldschmuck mit der sogenannten „Strichprobe“. Dabei werden feinste Goldpartikel des Schmucks auf eine schwarze Unterlage gerieben.

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Der Wiener Neustädter Goldhändler Memo Özay wiegt und berechnet den Goldpreis vor den Augen der Kunden

Zwei Mischungen aus Salzsäure und Salpetersäure zersetzen das Gold, das nicht mindestens 14 bzw. 18 Karat hat. „Ich mache die chemische Prüfung immer vor den Augen der Kunden“, sagt Memo Özay, „sodass jeder selbst sehen kann, wie unterschiedliche Goldqualitäten unterschiedlich auf die Chemikalien reagieren. Wenn ich das im Hinterzimmer mache, dann müsste mir der Kunde blind vertrauen. Das möchte ich nicht.“

Seriöse Händler prüfen kostenlos und unverbindlich

Die Prüfung ist kostenlos und verpflichtet den Verkäufer nicht. Das seien zwei wichtige Qualitätskriterien seriöser Händler, meint Alexander Mauthner, Schätzmeister des Dorotheums in Wiener Neustadt: „Man sollte niemals vorschnell eine Entscheidung treffen müssen. Bei uns kann man jederzeit vorbeikommen und sich beraten lassen. Dann geht man nach Hause und kann nochmal in aller Ruhe nachdenken, ob man wirklich verkaufen will oder nicht.“

Immer wieder landen Flugzettel in den heimischen Briefkästen, auf denen einmalige Goldankaufsaktionen in Wirtshäusern beworben werden. „Nur 1 Tag“, heißt es beispielsweise auf einem Flugzettel, der mit einem Goldankaufspreis wirbt, der deutlich über den aktuellen Kursen liegt. Ob es diese einmaligen Gelegenheiten in der Praxis tatsächlich gibt, konnte noe.ORF.at nicht überprüfen. Interviews lehnten die kontaktierten fahrenden Händler ab.

Bei den Tests der Konsumentenschützer schnitten jene Händler, die nicht einmal eine Firmenadresse auf dem Flugzettel angegeben hatten, unterdurchschnittlich ab. Zum Teil wurde nicht einmal die Hälfte des damaligen Materialwerts geboten. Dennoch gibt es laut Verein für Konsumenteninformation kaum Beschwerden über die fahrenden Goldhändler.

Unseriöse Händler nutzen Unkenntnis aus

„Die meisten Menschen haben keinen Bezug zum Gold“, vermutet Memo Özay, „die Schmuckstücke, die ins Wirtshaus gebracht werden, wurden geerbt oder schon vor Jahrzehnten gekauft. Den heutigen Wert kennen die wenigsten. Wenn dann ein fahrender Händler, der nur einen Tag da ist, 500 Euro bietet, greifen viele zu. Sie wissen ja nicht, dass der Schmuck deutlich mehr wert gewesen wäre.“

Um einen Verkauf deutlich unter Wert zu vermeiden, sollte man möglichst viele Angebote einholen: „Nicht jeder Händler ist Experte bei Schmuck, nicht jeder kennt sich mit Münzen aus. Manchmal liegt der wahre Wert noch deutlich über dem Materialwert. Da muss man sich einfach mehrere Stunden Zeit nehmen und mehrere Händler besuchen,“ rät Özay.

Gold daheim wiegen und Preis ausrechnen

Alles, was man verkaufen will, sollte bereits zu Hause gewogen werden. Digitale Küchenwagen eignen sich dafür am besten. Auf Schmuckstücken gibt die Feingehaltspunze Auskunft über die Qualität des Goldes: 585 steht für 14 Karat Gold, 750 für 18 Karat. Mit Hilfe der Tageskurse, die im Internet veröffentlich werden, kann man selbst zumindest ungefähr den Materialwert bestimmen.

Im Geschäftslokal des Händlers sollte sowohl die Qualitätskontrolle als auch das Abwiegen vor den Augen des Verkäufers stattfinden. Seriöse Händler drängen nicht zum raschen Verkauf, sondern geben ihren Kunden Zeit zum Überlegen oder Einholen weiterer Angebote.