Das Primärversorgungszentrum in St. Pölten ist so gut frequentiert, dass vorübergehend sogar Container eingesetzt werden, bis neu gebaut wird. Hier werden ein Kinderarzt und eine Kinderärztin ab 1. Dezember ordinieren, im März soll ein dritter Arzt dazukommen. Damit soll die Misere behoben werden, die es in der Region St. Pölten schon längere Zeit gibt. Im Jänner ging der letzte Kinder-Kassenarzt in Pension, seitdem sind vier Kassenstellen erfolglos ausgeschrieben.
Im Bezirk Lilienfeld gibt es seit 2017 keinen Kinder-Kassenarzt mehr. Dass im Primärversorgungszentrum St. Pölten zwei Stellen mit – in der ersten Phase – 23 Wochenstunden besetzt sein werden, habe sich nach intensiven Vorgesprächen ergeben, sagte der Mitbegründer und Leiter des PVZ, der Allgemeinmediziner Raphael Pichler: „Es ging nicht um das Finanzielle, das Geld ist erst auf Platz vier oder fünf gekommen. In erster Linie geht es um die Arbeitsbedingungen. Die Ärzte wollen im Team arbeiten, wollen Zeit für ihre Patientinnen und Patienten haben, ohne sich ausufernd um die Verwaltung kümmern zu müssen.“

Ein Modell, das Schule machen könnte. Das wurde bei einem Treffen zwischen Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP), dem NÖGUS-Vorsitzenden und Landesrat Martin Eichtinger (ÖVP) und Bernhard Wurzer, dem Generaldirektor der Österreichischen Gesundheitskasse besprochen. Wurzer ist überzeugt, dass das zum Erfolgsmodell werden könnte: „Ich denke, das ist die Zukunft. Wir erfahren immer wieder von jungen Ärztinnen und Ärzten, sie wollen sich absprechen, im Team arbeiten und vertreten werden, wenn sie einmal nicht können oder selber krank sind, und das geht natürlich in größeren Einheiten.“
Modellfall Primärversorgungszentrum
Ein zweites Modell ist seit Anfang September die Einrichtung einer Kinderarztordination in der Kinder-Ambulanz des Landesklinikums Mödling, betreut vom medizinischen Klinikpersonal bis 2023. Nicht zuletzt, um die Zeit zur Nachbesetzung der dortigen Facharztstelle zu überbrücken. Ein Modell für ganz Niederösterreich – immerhin gibt es in acht Landeskliniken Kinder- und Jugendambulanzen – soll das aber nicht werden, sagte Landeshauptfrau Mikl-Leitner: „Wir alle wissen, dass der stationäre Bereich der teuerste Bereich ist, und dass wir den niedergelassenen Bereich forcieren wollen. Und die modernste Form ist das Primärversorgungszentrum, wo Ärzte aus verschiedenen Bereichen zusammenarbeiten und ihnen Verwaltungsarbeit abgenommen wird.“
Im Primärversorgungszentrum St. Pölten werden ab Dezember ein Kinderarzt und eine Ärztin ordinieren. Von zu Beginn 23 Wochenstunden soll dann im April, wenn es drei Ärzte sind, auf 50 Stunden aufgestockt werden.
Erfreut über diese Modellprojekte zeigte sich Gesundheitlandesrätin Ulrike Königsberger-Ludwig (SPÖ): „Durch das innovative Modell ist es endlich gelungen, ein entsprechendes Angebot zu schaffen und die Kinderfacharztversorgung sicherzustellen. Dieses Pilotprojekt hat Vorbildcharakter und ist auch für andere Regionen eine große Chance, um Versorgungsengpässen entgegenzuwirken“, so Königsberger-Ludwig in einer Aussendung.