Reh im Wald
dpa-Zentralbild/Patrick Pleul
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Chronik

Mehr Unfälle mit Wildtieren im Straßenverkehr

Alle 16 Minuten ereignet sich in Niederösterreich ein Unfall mit einem Wildtier. Die Zahl der Unfälle ist laut Kuratorium für Verkehrssicherheit (KfV) im Jahresvergleich angestiegen. Das könnte laut Jagdverband am erhöhten Ausflugsverkehr liegen.

Bei Unfällen mit Rehen, Hasen oder etwa Füchsen wurden im Vorjahr in Niederösterreich 102 Personen verletzt, österreichweit waren es 249. Laut dem österreichischen Versicherungsverband sind das um 24 Prozent weniger Verletzte als im Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre. In der Saison 2019/2020 kamen laut KfV 33.568 Wildtiere bei Unfällen auf Niederösterreichs Straßen zu Schaden. In den Vorjahren lag diese Zahl meist um 30.000.

Die Generalsekretärin des niederösterreichischen Landesjagdverbands, Sylvia Scherhaufer, spricht gegenüber noe.ORF.at von mehreren möglichen Gründen. Wegen der Pandemie seien in den Revieren mehr Freizeitsportler und Ausflugstouristinnen unterwegs gewesen. Diese Unruhe verwirre das Wild, so Scherhaufer – mehr dazu in Biker: Bundesforste fordern mehr Fairplay (noe.ORF.at; 10.4.2021).

Endgültige Zahlen aus Jagdrevieren stehen noch aus

Hier knüpft auch eine weitere Möglichkeit an: die Zunahme des Autoverkehrs. „Durch Corona gab es mehr Individualverkehr und es gab ja auch mehr Urlauber in Österreich, die dann mit dem Auto kommen“, so Scherhaufer.Sie gibt zu bedenken, dass bei weitem nicht jeder Unfall gemeldet wird, die Zahlen also nicht zu hundert Prozent verlässlich seien.

Zudem handle es sich um Hochrechnungen und noch nicht um die endgültigen, rückgemeldeten Zahlen aus den Revieren. Der Landesjagdverband habe bereits Wildwarngeräte an Jägerinnen und Jäger verteilt. Diese Geräte geben ein Signal ab oder blinken, damit sich Wildtiere von der Straße fernhalten. Bei einem Unfall muss sich der Lenker oder die Lenkerin bei der Polizei oder beim örtlichen Jagdausübungsberechtigten melden, auch wenn das Tier weggelaufen ist.

Bezirke mit meisten Unfällen

  • Mistelbach
  • Amstetten
  • Gänserndorf

Stark bremsen und nicht ausweichen

Der Versicherungsverband und das Kuratorium für Verkehrssicherheit mahnen im Herbst zu erhöhter Aufmerksamkeit und Vorsicht. In Wildwechselzonen sollte man wachsam fahren: „Trifft man mit einer Geschwindigkeit von 60 km/h auf einen Rehbock, so wirkt ein Aufprallgewicht von beinahe einer Tonne auf Fahrzeug und Insassen ein“, heißt es in einer Aussendung. Jeder zweite Unfall ereigne sich bei Dunkelheit, heißt es weiter. Im Ernstfall solle man stark bremsen und das Lenkrad gut festhalten, ein Ausweichmanöver sei deutlich riskanter.

Niederösterreich ist mit 42 Prozent das Bundesland mit den meisten Wildtierunfällen, danach folgen Oberösterreich mit etwa 19 und die Steiermark mit etwa 18 Prozent. Am häufigsten verletzt werden laut KfV Rehwild (52 Prozent aller Unfälle) und Hasen (28 Prozent). In Österreich ereignen sich jährlich etwa 80.000 Wildtierunfälle.