Szene in Yellow
Fred Debrock
Fred Debrock
Kultur

„Yellow“: Belgiens verdrängte Geschichte

Am Landestheater Niederösterreich hat am Freitag „Yellow“ Uraufführung. Regisseur Luk Perceval behandelt in dieser Koproduktion mit dem NTGent die verdrängte Geschichte Belgiens. Das zentrale Thema ist die Zeit während des Nationalsozialismus.

In seiner Trilogie „The Sorrows of Belgium“ bearbeitet Regisseur Luk Perceval, einer der wichtigsten europäischen Regisseure der Gegenwart, die verdrängte Geschichte Belgiens. In „Yellow“, dem zweiten Teil, werden neben der Kollaboration der Belgier mit den Nazis auch die österreichisch-jüdischen Verstrickungen beleuchtet. „Die poetisch-sinnlichen Bilder der auf Brieftexten basierenden Inszenierung spiegeln die schmerzhaften Familiengeschichten dieser dunklen Zeit wider“, heißt es auf der Website des Landestheaters Niederösterreich.

Die Uraufführung am NTGent konnte im März 2021 aufgrund der Coronavirus-Pandemie nicht stattfinden. Luk Perceval und sein Team kreierten daraufhin eine eigene Filmversion, die gestreamt wurde und international für Aufsehen sorgte. “The cast is faultless […] a stunning achievement", schrieb die „New York Times". In den “Salzburger Nachrichten" hieß es: „‚Yellow‘ ist auch dank fantastischer Schauspieler und als behutsam mit der Kamera eingefangenes Theaterspiel ununterbrochen packend".

Szene in Yellow mit Lien Wildemeersch und Philip Leonhard Kelz
Fred Debrock
Lien Wildemeersch und Philip Leonhard Kelz in „Yellow“

Peter van Kraaij, Steven Heene und Margit Niederhuber schrieben den Text zu „Yellow – The sorrows of Belgium II: Rex“. Es ist der zweite Teil einer Trilogie, in der es um die Geschichte Belgiens und der Belgier geht. Im ersten Teil, „Black“, war die Auseinandersetzung mit der belgischen Kolonialgeschichte das Thema. Das Stück wurde im Februar 2020 als Gastspiel des NTGent am Landestheater Niederösterreich gezeigt und war der Beginn einer engeren Zusammenarbeit der beiden Häuser. „Red“ ist dann der dritte Teil der Trilogie -mehr dazu in Nazis traut vereint in Percevals „Yellow“ (noe.ORF.at; 13.3.2021).

Die Belgier und ihr Verhältnis zum Nationalsozialismus

Über den Inhalt und die Ausgangssituation des Stücks vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs kann man auf der Website des Landestheaters Niederösterreich lesen: „Belgische Politiker, wie Léon Degrelle, gründeten faschistische Parteien und überzeugten viele junge Wallonen und Flamen im Zweiten Weltkrieg auf Seiten der Nazis zu kämpfen. In ‚Yellow‘ engagiert sich eine flämische Familie mit großer Begeisterung für Hitler. Nur ein Onkel steht außerhalb dieser Ideologie und versucht, einer aus Wien geflohenen jüdischen Frau zu helfen."

Szene in Yellow
Fred Debrock
Dafür oder dagegen?

Doch nach und nach kommen innerhalb der Familie Zweifel gegenüber dem Nationalsozialismus auf. „Viele andere haben sich nie ihrer Verantwortung gestellt. Wie der österreichische SS-Verbrecher Otto Skorzeny, der nach dem Krieg mit Degrelle unter Francos Regime in Spanien unbehelligt den Traum eines faschistischen Europas wiederbeleben will.“

Auf der Bühne sind Philip Leonhard Kelz, Bert Luppes, Oskar Van Rompay, Peter Seynaeve, Maria Shulga, Chris Thys, Valéry Warnotte und Lien Wildemeersch zu sehen. Das Leading Team: Luk Perceval (Inszenierung), Annette Kurz (Bühne), Ilse Vandenbussche (Kostüme), Sam Gysel (Musik) und Ted Stoffer (Choreographie). Nach der Premiere ist „Yellow“ noch am 9. Oktober sowie am 10. und 11. November zu sehen. „Yellow“ wird in deutscher, englischer, französischer und niederländischer Sprache mit deutschen Übertiteln gespielt.