Frau hält alter Frau mit Stock die Hand
pikselstock – stock.adobe.com
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Chronik

Personalmangel: 110 Pflegebetten frei

Personal dringend gesucht. Das heißt es derzeit in vielen Bereichen, ganz besonders aber in der Pflege. Der Mangel an qualifiziertem Personal macht sich dort besonders deutlich bemerkbar – nämlich dadurch, dass landesweit 110 Betten nicht belegt werden können.

Im SeneCura-Sozialzentrum in Traiskirchen (Bezirk Baden) ist man in der glücklichen Lage, dass es genug Personal gibt, um alle 78 Betten belegen zu können. Ganz anders hingegen war die Lage in Kirchberg am Wechsel (Bezirk Neunkirchen) zu Jahresbeginn: In einem Gutachten war damals von einer „gefährlichen Pflege“ die Rede – mehr dazu in Kritik an Missständen in SeneCura-Heim (noe.ORF.at; 24.4.2021).

Laut dem Betreiber des Heimes, ebenfalls SeneCura, war der Grund für die Missstände, dass es zur selben Zeit zu zahlreichen Infektionen mit dem Coronavirus sowohl unter den Bewohnerinnen als auch den Mitarbeitern kam. „Wegen dieser Häufung an Verdachtsfällen oder auch Erkrankungsfällen hatten wir in diesem kleinen Haus – das Haus hat 50 Betten – unter den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern 200 Absonderungstage“, sagt SeneCura-Regionaldirektor Michael Pinz.

Pandemie verstärkte Personalproblematik

Die Lage, auch weil ein Großteil der Bewohner und Mitarbeiter geimpft ist, hat sich wieder entspannt. Die Situation in Kirchberg zeigte aber, dass die Pandemie den Mangel an Pflegekräften verstärkt hat. So können in den Einrichtungen der SeneCura in Niederösterreich derzeit etwas mehr als 40 Betten nicht belegt werden, weil es zu wenig Personal gibt. In den Pflegzentren des Landes sind es knapp 70 Betten. Konkret betroffen sind die Landespflegeheime in Himberg, Litschau, Mödling, Gutenstein und Berndorf.

„Ja, es gibt Probleme, das ist evident“, sagt Soziallandesrätin Christiane Teschl-Hofmeister (ÖVP). Dennoch ist sie zuversichtlich: „Wenn wir die Punkte, die am Tisch liegen, umsetzen, können wir den wirklichen Notstand noch ein Stück weit hinausschieben.“ Ein ganz wichtiger Punkt sei dabei die Pflegereform, bei der es ums Geld geht, aber auch darum, dass Pflege-Assistenten mehr Kompetenzen bekommen.

„Da haben wir ganz konkrete Vorschläge mit ganz konkreten Listen eingebracht. Das harrt jedoch der Umsetzung und ich weiß nicht, woran es krankt. Das könnte meiner Meinung nach sofort erledigt werden“, erneuert Teschl-Hofmeister ihren Appell in Richtung Bund, entsprechende Reformschritte auf den Weg zu bringen.

Eine Bewohnerin eines Pflegeheimes mit einer Pflegerin
ORF / Gernot Rohrhofer
Im SeneCura-Sozialzentrum in Traiskirchen gibt es genug Personal. Das ist aber nicht in jeder Einrichtung des privaten Betreibers der Fall, und auch nicht in allen Pflegezentren des Landes

SeneCura fordert Pflege als Lehrberuf

Ein Thema ist auch der Zugang zur Ausbildung. Bei SeneCura fordert man in diesem Zusammenhang eine Lehre zur diplomierten Pflegerin: „Aus unserer Sicht wäre eine breitere Möglichkeit des Zugangs – auf der einen Seite mit Matura, aber andererseits in Form eines Lehrberufs – ein sehr sinnvolles, aber auch ein sehr wichtiges Mittel“, sagt der SeneCura-Regionaldirektor Pinz.

Eine solche Lehre kann man sich auch beim Land vorstellen. „Es wird die Pflegelehre geben, das steht im Regierungsübereinkommen. Aber Niederösterreich geht auch immer den Weg, dass wir lieber dabei sind, als darüber zu reden. Es wird Pilotprojekte geben und wir werden uns daran beteiligen“, so die Soziallandesrätin.