Landwirt schichtet zuvor geerntete Zuckerrüben
dpa-Zentralbild/Jan Woitas
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Landwirtschaft

Rübenbauern erleben Trendwende

Die Rübenbauern dürften die schweren Zeiten überstanden haben. Nach dem Zuckerpreis-Tief und schweren Schäden durch Käfer, waren die Anbauflächen stetig zurückgegangen. Das heurige Jahr habe jedoch eine Trendwende gebracht, heißt es.

Die Zuckerrübenkampagne, wie die Verarbeitung im Fachjargon heißt, läuft mittlerweile auf Hochtouren. Das merkt man auf den Feldern, aber auch in den beiden Zuckerfabriken der Agrana in Tulln und Leopoldsdorf im Marchfelde (Bezirk Gänserndorf). Ununterbrochen liefern Lkw Rüben an, ein Großteil kommt auch mit Waggons. 120 Tage lang – bis Jänner – laufen die beiden Fabriken nun auf Hochbetrieb.

Für heuer erwarten die Rübenbauern eine leicht überdurchschnittliche Erntemenge. Die Agrana rechnet mit etwa drei Millionen Tonnen Rüben. Nach Jahren der Krise und der Zuspitzung im Vorjahr ist der Präsident der Rübenbauern, Ernst Karpfinger, optimistisch: „Es ist wieder eine Freude, wenn man durch die Gegend fährt und sich die Rübenbestände ansieht. Das stimmt mich zuversichtlich, dass wir über den Berg sind.“

Zuckerrübe Agrana Leopoldsdorf Aufschwung
ORF
In den Zuckerfabriken der Agrana herrscht wieder Hochbetrieb

Wetter bekämpfte Rüsselkäfer

Dieser Optimismus hat mehrere Gründe: Zum einen verursachte der Rüsselkäfer heuer deutlich weniger Schaden als in den vergangenen Jahren. Denn die kühlfeuchte Witterung im Frühjahr führte dazu, dass die Eiablage des Rübenrüsslers und in weiterer Folge auch die Larvenbildung reduziert waren. Deshalb ist zumindest auch für das kommende Jahr mit einer weiteren Entspannung des Schädlingsbefalls zu rechnen.

Darüber hinaus werden nun andere Zuckerrübensorten angebaut, die einen höheren Zuckergehalt haben, erklärt Karpfinger. „Und auch der Markt in Europa hat sich wieder eingependelt. Die Jahre der Überproduktion sind vorbei, Angebot und Nachfrage halten sich wieder die Waage“, so Karpfinger. Als Folge steigen nun auch wieder die Marktpreise, die nach dem Ende der EU-Zuckerquote vor vier Jahren auf ein Rekordtief abgestürzt waren und sich nur langsam erholt hatten.

Rübenbauern sichern Zuckerfabrik

Nun hofft Karpfinger jedoch angesichts der positiven Entwicklung, dass auch wieder mehr Landwirte Rüben anbauen. Für den Betrieb beider Zuckerfabriken in Tulln und Leopoldsdorf ist laut Agrana eine Anbaufläche von mindestens 38.000 Hektar notwendig. Weil diese Hürde im Vorjahr zunächst deutlich unterschritten wurde, kündigte die Agrana wegen mangelnder Auslastung die Schließung der Zuckerfabrik in Leopoldsdorf mit etwa 200 Mitarbeitern an.

Daraufhin folgten intensive Verhandlungen zwischen dem börsennotierten Unternehmen, den Rübenbauern und der Politik, in denen der sogenannte Zuckerpakt vereinbart wurde. Den Landwirten wurde dabei im Falle von Ausfällen durch Schädlinge eine Wiederanbauprämie zugesichert. Damit gelang es, die Mindestanbaufläche knapp zu überspringen. Allerdings bauten damals viele Landwirte auch aus Solidarität mit der Fabrik bzw. deren Mitarbeitern nochmals an.

Deadline Anfang November

Für nächstes Jahr laufen seit Mitte der Woche die sogenannten Kontrahierungsversammlungen. Die Rübenbauern werden dabei über die von der Agrana angebotenen Verträge informiert. Via Internet bzw. bei den Außendienstmitarbeitern können die Landwirte danach den Kontrakt abschließen, sagt der Geschäftsführer der Agrana Zucker, Josef Eisenschenk.

Mit Blick auf die Mindestanbaufläche zeigt sich Eisenschenk jedenfalls zuversichtlich, „weil das Angebot der Agrana an die Rübenbauern ein sehr gutes ist. Wir haben ein Mindestpreismodell, wir verkaufen den Zucker ganz vernünftig und die Landwirte kennen den Vertragspartner Agrana sehr gut.“ Und auch Karpfinger ist optimistisch, „weil die Voraussetzungen heuer viel besser sind“. Die Deadline ist der 5. November, bis dahin müssen die Verträge zwischen Agrana und den Landwirten unterschrieben sein.