Kultur

Umjubeltes Regiedebüt von Daniela Fally

Daniela Fally ist eine weltweit gefeierte Sopranistin. Doch nun hat sie künstlerisch die Perspektive gewechselt und bei den Herbsttagen Blindenmarkt bei der Operette „Wiener Blut“ ihr Regiedebüt gegeben. Das Publikum dankte mit Standing Ovation.

Herbsttage Blindenmarkt und Operette – das gehört seit 32 Jahren einfach zusammen. Immer wieder überrascht Intendant Michael Garschall mit großen Talenten und neuen wunderbaren Stimmen. Dieses Mal aber ist ihm mit der Regisseurin ein echter Coup gelungen: Er hat niemand geringeren als Kammersängerin Daniela Fally, die weltweit gefeierte Sopranistin, für die Inszenierung von Wiener Blut gewinnen können.

Die ersten Gespräche gab es dazu vor vier Jahren. Garschall schätze Fally als Vollblut-Komödiantin ein, die alles könne und stets Neues versuche. Die Arbeit habe ihr „viel Spaß“ gemacht, erzählt Fally, die aus Pottenstein (Bezirk Baden) stammt. Während der Proben sei es ihr aber „mehrmals passiert, dass ich mitgesungen habe. Ich habe mir dann tatsächlich auf die Zunge gebissen, um es mir zu verbieten.“

Daniela Fally Regie Debüt Wiener Blut
Andreas Tischler
Nach der Premiere gab es für Regisseurin Daniela Fally Standing Ovation

noe.ORF.at: Frau Fally, wie fühlen Sie sich nun knapp vor Beginn der Premiere?

Daniela Fally: Im Gegensatz zu heute Morgen bin ich momentan sehr ruhig und wenn sich der Vorhang öffnet überhaupt nicht ruhig. Und ich weiß nicht, ob ich es dann schaffen werde, in der Vorstellung zu sitzen oder ob ich doch lieber draußen warte. Ich kenne mich in dieser Rolle noch überhaupt nicht."

noe.ORF.at: Wie waren die letzten Wochen während der Probenzeit?

Fally: Die letzten Wochen waren aufregend, aufregend, aufregend, aber auch wunderschön, weil ich hier ein ganz fantastisches Solistenensemble ‚bearbeiten‘ durfte und mir hier ein ganz großartiges Team zur Seite gestanden ist.

noe.ORF.at: Bearbeiten ist auch schon das richtige Stichwort. Rächt man sich auch ein wenig, wenn man da als Künstler die Seite wechselt: Ha, jetzt zeige ich den Sängerinnen und Sängern, wo es lang geht?

Fally: Man rächt sich ganz und gar nicht. Nein, ich trage sie auf Händen. Man weiß ja ganz genau wie das ist, wenn man auf der anderen Seite steht. Und es ist – gerade umgekehrt für mich – spannend gewesen, diesen Blick von außen zu haben. Das ist etwas ganz Neues und Superspannendes. Mir ist aber wichtig, dass meine Darsteller glänzen und absolut im Vordergrund stehen. Ich hoffe, dass mir das gelungen ist.

noe.ORF.at: Wie haben Sie sich vorbereitet. Haben sie kleine Figuren im Bühnenbild-Modell herumgeschoben. Wie darf ich mir Ihre Regiearbeit vorstellen?

Fally: Mein Zugang ist ein sehr vom Bauch gelenkter Zugang, da ich das nicht wirklich studiert habe, sondern einfach 25 Jahre Erfahrung und Praxis auf meinen Schultern trage. Ich habe mir einfach das Textbuch zurecht gelegt, eingerichtet möchte ich sagen. Und wenn man sich sehr viel mit dem Text auseinandersetzt, kommen die Ideen und die Wünsche fast von selbst. Da muss man dann nicht mehr mit kleinen Figuren zuhause üben. Und ergeben sich beim Proben mit diesen großartigen Darstellerinnen und Darstellern auch sehr viele Inputs aus dem Improvisieren. Da hatten wir sehr viel Spaß beim Austüfteln von Ideen.

Daniela Fally
VANDEHART
Die neue Rolle als Regisseurin sei für Daniela Fally „sehr aufregend“ gewesen

noe.ORF.at: Beim Frosch in der „Fledermaus“ ist es ja so, dass die Gags gar nicht im Textbuch stehen. Da findet man nur sehr sporadische Ansätze. Erst mit dem Komödianten Alexander Girardi kam es zur Ausformung dieser Figur. Wie sind sie mit den Pointen in „Wiener Blut“ umgegangen?

Fally: Das ist ein ganz spannendes Thema. Da gibt es, ganz wie in der „Fledermaus“, eine lange Gags-Tradition. Wir reihen uns da ein und haben bewusst versucht, politische Gegebenheiten der letzten Zeit aufzugreifen. Es ist die Aufgabe der Operette, dass man da auch die Mittel der Satire verwendet und manchmal auch den Finger, verdeckt in der Komik, in die Wunden legt und das habe ich versucht. „Wiener Blut“ spielt ja zur Zeit des Wiener Kongresses im Milieu der Spitzenpolitik, und da war es natürlich sehr naheliegend, Aktenlieferungen oder SMS-Chats humorvoll einzubauen.

noe.ORF.at: Haben Sie manchmal in den Proben mit Ihren Sängerinnen und Sängern mitgesungen?

Daniela Fally: Ja, es ist mir tatsächlich mehrmals passiert, dass ich mitgesungen habe. Ich habe mir dann tatsächlich auf die Zunge gebissen, um es mir zu verbieten. Das Mitsingen geht nicht, weil es beim gegenüber wirklich komisch ankommen kann. Ich habe mir in diesem Moment vorgesagt: Nein, nein, nein, bitte beeinflusse da niemanden und gebe keine Musikalitäten vor. Das ist der Job dieser wundervollen Sängerinnen und Sänger. Du hältst jetzt dein Kläppchen und machst die Regie von außen.