Massage Rücken
Pixabay/Anna Mikkelgaard
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GESUNDHEIT

Physiotherapie bald auf Krankenschein

Physiotherapie soll es ab dem kommenden Jahr auf Krankenschein geben – und zwar nicht nur in den Vertragsinstituten und den Gesundheitszentren der Gesundheitskasse, sondern erstmals in Niederösterreich auch bei niedergelassenen Physiotherapeuten.

In Niederösterreich gibt es rund 2.000 niedergelassene Physiotherapeutinnen und -therapeuten. Sie alle arbeiten in ihrer Praxis freiberuflich und stellen eine Rechnung, die der Patient bzw. die Patientin bezahlt. Dieser reicht die Rechnung anschließend bei der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK) ein und erhält innerhalb mehrerer Wochen einen fixen Satz in Höhe von 33,43 Euro pro Therapiestunde zurück. Ab 2022 soll das zum Teil anders werden, denn 90 Physiotherapeutinnen und -therapeuten in Niederösterreich erhalten dann einen Kassenvertrag.

Ab 1. Jänner 90 Kassenstellen für Physiotherapie

Die 90 Kassenstellen für Physiotherapeuten wurden zwischen der ÖGK und dem Verband der Physiotherapeuten „Physio Austria“ ausverhandelt. Österreichweit sind es 590 Planstellen, die auf diese Weise besetzt werden. In fünf Bundesländern gab es schon bisher Verträge mit den Kassen, allerdings mit unterschiedlichen Tarifen.

Das wurde nach eineinhalb Jahren der Verhandlungen nun vereinheitlicht, bestätigt Constance Schlegl, Präsidentin von Physio Austria, gegenüber noe.ORF.at. In Niederösterreich gibt es derzeit gar keine Kassenverträge für Physiotherapeuten, die 90 Planstellen sind also neu. Sie werden ab 22. Oktober von der ÖGK ausgeschrieben, Physiotherapeuten können sich ab dann bewerben. Ab 1. Jänner treten die Kassenverträge in Kraft.

Behandlung dann kostenlos

Bei Therapeuten mit Kassenvertrag kostet die Behandlung nichts, sie wird wie bei einem Kassenarzt direkt mit der ÖGK abgerechnet. Bei allen anderen niedergelassenen Physiotherapeutinnen und -therapeuten bleiben die Abläufe gleich wie bisher, es ändert sich aber der Kostenzuschuss der ÖGK. Physiotherapeuten ohne Kassenvertrag werden dann wie Wahlärzte behandelt und stellen Rechnungen, der Patient erhält 80 Prozent der Kosten zurück.

Für eine Stunde sind das im Schnitt 48 Euro, denn auch der Stundensatz wurde neu verhandelt: Er liegt ab 1. Jänner bei 60 Euro. Der Tarif und der Kostenzuschuss der ÖGK werden aber nicht fixiert, sondern valorisiert, also jährlich erhöht. Wie bisher benötigt man eine Verordnung der behandelnden Ärztin bzw. des Arztes. Die Bewilligungspflicht, die derzeit wegen der Pandemie bis Ende des Jahres gänzlich ausgesetzt ist, wird für Kassen-Therapeuten auch künftig wegfallen. Für freiberufliche Physiotherapeuten tritt die Bewilligungspflicht ab 1. Jänner wieder in Kraft.

„Mit erstem Schritt zufrieden“

Constance Schlegl zeigt sich „mit diesem ersten Schritt zufrieden“, wie sie gegenüber noe.orf.at sagt. Die 90 Planstellen seien auf den Bedarf und die Erreichbarkeit im Land ausgerechnet, abzüglich der ohnehin schon vorhandenen Institute. Mit diesen 90 Planstellen gelte es, sogenannte „weiße Flecken“ auf der Versorgungslandkarte in Niederösterreich zu entfernen. Und da der Bedarf an Physiotherapie durch die demografische Entwicklung steigen werde, sei es wohl notwendig, die Zahl irgendwann auch wieder anzuheben, so Schlegl.