Tania Golden in Glorious" im Stadttheater Mödling
Bettina Frenzel
Bettina Frenzel
Kultur

Mödling: „Diva der falschen Töne“ auf der Bühne

Am Samstag gibt es im Stadttheater Mödling die zweite Premiere der Saison 2021/22. Gezeigt wird die Komödie „Glorious!“ von Peter Quilter über Florence Foster Jenkins, die „Diva der falschen Töne“. In der Hauptrolle ist Tania Golden zu sehen und zu hören.

Ihre Konzerte waren das Gesellschaftsereignis der New Yorker High Society der 1940er-Jahre: Florence Foster Jenkins (1868 bis 1944) sah sich wohl als erfolgreiche Sopranistin, die mit engelsgleicher Stimme die Welt bezauberte. Tatsächlich wurde die amerikanische Mäzenin und Amateursängerin jedoch als „Diva der falschen Töne“ und „Königin der Dissonanzen“ heimlich belächelt.

Unterstützt von einem Freundeskreis, der ebenso schillernd und exzentrisch war wie sie selbst, quälte und quietschte sie sich bei Bällen und Wohltätigkeitsveranstaltungen durch die alleredelste Gesangsliteratur.

Florence Foster Jenkins
Florence Foster Jenkins: „Die Leute können vielleicht behaupten, dass ich nicht singen kann, aber niemand kann behaupten, dass ich nicht gesungen hätte"

Als Höhepunkt ihrer Gesangskarriere mietete sie in New York die Carnegie-Hall für ein öffentliches Konzert, das sie am 25. Oktober 1944 vor ausverkauftem Haus gab und das zu einem legendären bizarren Ereignis wurde. Kurz darauf starb sie – manche behaupten an gebrochenem Herzen nach den Kritiken. Doch auf ihrem Grabstein steht trotzig: „Die Leute können vielleicht behaupten, dass ich nicht singen kann, aber niemand kann behaupten, dass ich nicht gesungen hätte.“

Enthusiasmus triumphiert über Talent

Peter Quilters 2005 uraufgeführtes Stück „Glorious!“ ist „zugleich grandiose Komödie und anrührende Hommage an eine ältere Frau, deren Lebensfreude und Liebe zur Musik absolut ansteckend sind. Ein Triumph des Enthusiasmus über die Begrenztheit des Talents“, heißt es auf der Website des Stadttheaters Mödling.

„Glorious!“ wurde bisher in über 40 Ländern produziert und in 27 Sprachen übersetzt. Der West End- und Broadway-playwright Peter Quilter ist damit einer der weltweit am häufigsten produzierten Dramatiker des leichten Genres. Im Jahr 2016 erschien der Film „Florence Foster Jenkins“ mit Meryl Streep in der Titelrolle, Regie führte Stephen Frears.

Tania Golden in Glorious" im Stadttheater Mödling
Bettina Frenzel
Tania Golden spielt im Stadttheater Mödling Florence Foster Jenkins, Regie bei „Glorious!“ führt Rüdiger Hentzschel

Das Theater zum Fürchten unter der Leitung von Bruno Max startete am 21. September mit „Tod eines Handlungsreisenden“ von Arthur Miller in der Inszenierung von Peter M. Preissler in die Saison 2021/22 im Stadttheater Mödling. Auch „verschobene Highlights“ stehen auf dem Programm.

Von 84 geplanten Veranstaltungstagen in der Spielzeit 2020/21 konnten wegen der Coronavirus-Pandemie nur 31 realisiert werden, bei einer Auslastung von 80,13 Prozent und 4.969 Besucherinnen und Besuchern. Das Theater im Bunker verzeichnete an zehn Vorstellungstagen insgesamt 1.504 Besucher und eine Auslastung von 75,5 Prozent.

Zwei Erstaufführungen und „verschobene Highlights“

Für die Saison 2021/22 hofft Max auf bessere Zeiten: „Wir werden einige verschobene Highlights nachholen, aber wir haben auch ganz neue, aufregende Pläne. Was wir jetzt dringendst brauchen, sind kluge, sichere, herzerwärmende Feste für Verstand und Seele!“ Für Sicherheit soll bestmöglich gesorgt werden: Alle Mitarbeitenden sind ab Herbst verbindlich geimpft und werden trotzdem regelmäßig getestet.

Die erste Premiere der Saison war „Tod eines Handlungsreisenden“ von Arthur Miller in der Inszenierung von Peter M. Preissler. Zu den weiteren Produktionen in Mödling zählen „Hochzeit“ von Elias Canetti (Regie: Bruno Max, Premiere: 13. November) und die für 4. Dezember geplante österreichische Erstaufführung des Musicals „Avenue Q“ von Robert Lopez, Jeff Marx und Jeff Whitty, inszeniert von Marcus Ganser. Ebenfalls eine österreichische Erstaufführung ist „The Effect – Nebenwirkungen“ von Lucy Prebble (ab 15. Jänner 2022).

Außerdem in Mödling zu sehen ist Harold Pinters „Betrogen“ (Regie: Isabella Gregor), „Nur eine Laus“ von Naomi Wallace, „Extrablatt!“ von Ben Hecht und „Revanche – Mord mit kleinen Fehlern“ von Anthony Shaffer. Zum Ausklang frönt Bruno Max seiner Shakespeare-Leidenschaft und inszeniert „Viel Lärm um nichts“.