Ein Schulball in lockerer Atmosphäre, ein Skikurs in Obertauern, eine mehrtägige Exkursion nach Polen, ein Sprachkurs in Frankreich, Spanien oder England: Schulveranstaltungen wie diese sind eigentlich Teil der Schullaufbahn der meisten Jugendlichen – doch seit Ausbruch der Coronavirus-Pandemie ist alles anders. Sämtliche Highlights der Schulzeit vieler Schülerinnen und Schüler mussten abgesagt werden.
Im heurigen Schuljahr sind Schulveranstaltungen grundsätzlich wieder erlaubt, aber das kann sich sehr schnell ändern. Entscheidend ist die Risikostufe, die im jeweiligen Bundesland gilt. An Niederösterreichs Schulen gilt derzeit – wie in allen anderen Bundesländern außer Vorarlberg (dort gilt Stufe 1) – die Risikostufe 2. Das bedeutet etwa, dass außerhalb der Klasse eine Maske getragen werden muss und für Geimpfte und Genesene die Testpflicht entfällt. Das bedeutet auch, dass Schulveranstaltungen stattfinden können und zwar unter der Voraussetzung, dass vorab eine Risikoanalyse durchgeführt wird.
Absage bei Risikostufe 3
Sollte die Risikostufe 3 in Kraft treten, müssen alle Schulveranstaltungen abgesagt werden. Anders als im letzten Jahr gibt es aber nun keinen Härtefallfonds im Fall einer Stornierung. Das Bildungsministerium rät den Schulen deshalb dazu, besonders auf gute Stornobedingungen zu achten.
Das ist auch der Direktorin des Gymnasiums Neunkirchen, Susanne Casanova-Mürkl, ein großes Anliegen, denn an ihrer Schule werden etwa wieder Skikurse vorbereitet: „Das Wichtigste ist momentan, dass die Eltern keine zusätzliche finanzielle Belastung aufgebrummt bekommen, wenn die Reise doch wieder abgesagt wird oder ein Schüler aufgrund einer Coronavirus-Infektion nicht teilnehmen kann.“

Am Gymnasium Babenbergerring in Wiener Neustadt werden mittlerweile ebenso wieder mehrtägige Schulveranstaltungen geplant, etwa ein Klettercamp oder Wintersportwochen innerhalb Österreichs. Auch einen Schulball schließt man seitens der Schulleitung derzeit nicht aus.
Bei Auslandsreisen seien aber viele Fragen offen, sagt Direktor Martin Seitz: „Wie gehe ich im Ausland mit einem Krankheitsfall um? Das muss ja nicht unbedingt ein Corona-Fall sein, der aber zu einer Testung führen kann. Und dann muss man auch immer schauen, wie die Einreisebedingungen sind und ob ich dann nicht eventuell mit einer ganzen Gruppe im Ausland sitzen bleibe – etwa in Italien oder Polen, wo das Contact Tracing ganz anders läuft als bei uns.“ Bei Auslandsreisen wartet die Schule derzeit also noch ab und verschiebt sie, wenn möglich.
Große Enttäuschung bei Jugendlichen
Besonders hart trifft es die Maturaklassen. Sie sind schon das dritte Schuljahr in Folge mit Absagen konfrontiert und haben kaum noch Schulzeit vor sich, um etwas nachzuholen. Die 8B des Bundesgymnasiums Babenbergerring hätte in der sechsten Klasse eine Woche in England verbracht, in der siebenten Klasse wäre eine Brüsselreise am Programm gestanden und im Herbst des Matura-Schuljahres eine Exkursion nach Krakau bzw. Auschwitz. Im Falle der Exkursion nach Polen hofft man noch auf eine Verschiebung auf das nächste Frühjahr.
Die Achtklässlerinnen und Achtklässler zeigen sich gegenüber noe.ORF.at enttäuscht: „Es ist sicher auch viel Teambuilding verloren gegangen, weil solche Reisen eine Klasse einfach zusammenschweißen. Wir haben dieses Jahr am Wandertag schon gemerkt: Ein Tag reicht, um schon so viel zu erleben und zusammenzuwachsen und es tut eben sehr weh, dass man da so viel verpasst hat“, sagt Lena Sbardellati. Sebastian Maur ergänzt: „Das sind Schulveranstaltungen, auf die man jahrelang hingearbeitet hat und wo man sich gefreut hat, diese Dinge zu erleben und dann hat man sie doch nicht erlebt und das war dann schon sehr schade.“

Auch der Direktor kann die Enttäuschung nachvollziehen: „Man muss ganz klar sagen: Hier gibt es keine Gerechtigkeit. Unsere heurigen Maturaklassen haben Dinge verpasst, die sie auch nicht mehr nachholen können.“ Tim Müller aus der 8B bleibt trotzdem optimistisch: „Jetzt hoffe ich, dass wir in diesem Schuljahr noch so viel wie möglich nachholen können. Vielleicht auch danach mit der Maturareise.“
Alternativen werden angeboten
Auch am Gymnasium in Neunkirchen hält man sich vor allem bei Auslandsaufenthalten noch zurück, es werde aber stets versucht, Alternativen zu finden, betont die Direktorin: „Wir haben zum Beispiel als Alternative zu unserem Sprachaufenthalt in Barcelona eine Woche in Wien angeboten am Instituto Cervantes, wo die Schüler eine Woche lang mit Native Speakern Spanisch gelernt haben und am letzten Tag durften sie sogar spanisch kochen. Das ist wunderbar angekommen.“
Selbst wenn die Schülerinnen und Schüler dabei viel mitnehmen konnten, können Projekte wie diese die internationale Erfahrung nicht ersetzen. Das bestätigt auch die Schülerin Jasmin Wanek: „Die ganze Kultur hat uns trotzdem gefehlt. Auch das Zusammensein, dass wir als Gruppe wo anders sein können. Wirklich dort einmal vor Ort sein und schauen, wie der ganze Alltag in Spanien abläuft.“ Der Direktor des Gymnasiums Babenbergerring sieht das ähnlich: „Uns als Schule mit sprachlichem Schwerpunkt tut es natürlich weh, dass wir unseren Schülerinnen und Schülern diese internationale Erfahrung nicht bieten können.“
Hoffen auf Normalität im nächsten Schuljahr
Eines haben die Schülerinnen und Schüler, Lehrkräfte und Schulleiterinnen und Schulleiter in Neunkirchen, in Wiener Neustadt und wohl an vielen anderen Schulen jedenfalls gemeinsam: Die Hoffnung, dass Reisen, Schulball und Co. schon bald wieder ganz ohne Einschränkungen möglich sind und man nicht mehr auf Alternativen ausweichen muss: „Ich hoffe ja doch, dass diese Alternativen nur mehr für das Schuljahr 2021/22 gelten und dass wir im Jahr darauf wieder unser ganz normales Programm bei den Schulveranstaltungen fahren können“, blickt Susanne Casanova-Mürkl vorsichtig positiv in die Zukunft.