Ausbauarbeiten
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Chronik

Stotternder Glasfaserausbau läuft wieder

In rund 100 Gemeinden in Niederösterreich wird an einem Ausbau des Glasfasernetzes gearbeitet. Der Motor stottert allerdings – vor allem in ländlichen Regionen wie dem Ybbstal. Die dortigen Gemeinden nehmen den Ausbau nun selbst in die Hand.

Die Ortskerne in den sieben Gemeinden Lunz am See, Göstling (beide Bezirk Scheibbs), St. Georgen am Reith, Hollenstein, Opponitz, Ybbsitz (alle Bezirk Amstetten) und Waidhofen an der Ybbs sind gut angebunden. Außerhalb aber ist das anders. Hier herrscht zwar ländliche Idylle, aber Internet-Schmalkost, es gibt vereinzelt sogar noch Vierteltelefone.

Alles hat auf den versprochenen Glasfaseranschluss gehofft, der aber nicht gekommen ist, wie Hollensteins Bürgermeisterin Manuela Zebenholzer (SPÖ) erklärt: „In unserem Fall am hinteren Königsberg, ein sehr weitläufiger Raum mit vielen Einzelgehöften. Gerade hier ist es extrem wichtig, zu einem funktionierenden Internet zu kommen, und da gibt es bis jetzt noch gar nichts. Die Nachfrage war da, die Enttäuschung auch, als es nichts geworden ist.“

1.150 Haushalte fehlen noch

Die Landesgesellschaft nöGIG hatte das Ziel, das gesamte Ybbstal als Pilotregion flächendeckend anzubinden, und zwar bis 2018. 5.000 Haushalte schaffte man, jetzt fehlen aber noch immer 1.150, die Kosten wurden offensichtlich unterschätzt.

nöGIG-Geschäftsführer Reinhard Baumgartner spricht von einem hohen Ausbauprogramm in ganz Niederösterreich mit bis zu 35.000 Haushalten jährlich, aber: „Gerade im Voralpenbereich, und hier vor allem im Ybbstal, ist es so, dass es dort, wo es um Streulagen und Einzellagen geht und die Abstände zwischen den Gebäuden groß sind, entsprechend teuer wird.“ Kritik aus dem Ybbstal, dass der Einstieg eines Investors bei der nöGIG mit dieser Entscheidung zu tun gehabt hätte, weist Baumgartner zurück, die nöGIG sei weiterhin eine Landesgesellschaft.

Gemeinden als „billigere“ Bauherren

Der Ausbau stand nun seit drei Jahren still, in wenigen Monaten würden sogar Bundesförderungen verfallen, wenn nicht ausgebaut wird. Deswegen ergriffen die Ybbstaler Gemeinden die Initiative und schlossen sich zu einer eigenen Gesellschaft zusammen, der Ybbstal-Glasfaser-GmbH, als eine Art Subunternehmer für die nöGIG.

Die Arbeiten werden von den Gemeinden geplant, vergeben und teilweise selbst durchgeführt, um auch entlegene Häuser versorgen zu können. Damit soll alles deutlich billiger werden, bestätigt Projektleiter Matthias Repper, der schon in Randegg (Bezirk Scheibbs) erfolgreich eine flächendeckende Glasfaserversorgung abgewickelt hat: „Es sind die Gemeinden, die zum Teil mit Bauhofmitarbeitern mithelfen, dazu kommen Aufträge an kleine, flexible, regionale Firmen.“

Mögliches Vorbild für weitere Randlagen

Die Arbeiten haben in den meisten Gemeinden schon begonnen. Wenn die Anbindungen fertig sind, soll alles wieder an die nöGIG abgegeben werden, die mit ihrer Expertise für die weitere Nutzung verantwortlich sein wird. Ehrenamtlicher Geschäftsführer der neuen Gemeinde-Gesellschaft ist Nationalratsabgeordneter Andreas Hanger (ÖVP), er hat auch die Förderungen koordiniert: „Das Zauberwort heißt Kooperation. Wir haben die Bundesförderverträge, das gibt uns eine wesentliche Basis dafür, dass die Finanzierung gesichert ist, und wir haben ein hohes Engagement des Landes Niederösterreich, dort wurden zusätzliche Mittel bereitgestellt.“

Sowohl von der nöGIG als auch von allen anderen Beteiligten wird der Vorbildcharakter betont: Die Übernahme so weitläufiger Anbindungsarbeiten durch Gemeinden könnten die Zukunft der Flächendeckung mit Internet in Niederösterreich sein.