Wirtschaft

Weihnachtsgeschenke könnten knapp werden

Für manche Weihnachtsgeschenke sollte man den Wunschbrief ans Christkind heuer früher abschicken. Wegen Lieferengpässen gibt es teilweise lange Wartezeiten, etwa im Bereich der Elektronik. Grund sind laut Logistikexpertem die komplexen Lieferketten.

Im Fahrradgeschäft in Grafenwörth (Bezirk Tulln) gibt es zwar noch Fahrräder aller Art, dennoch spürt man die weltweiten Lieferprobleme deutlich. Und das in einer Zeit, in der viele das Radfahren neu entdeckt haben, klagt Inhaber Anton Schweighofer: „Ein Großteil der Räder ist nicht lieferbar, weil teilweise Komponenten fehlen, weil etwa eine Schaltung oder Bremse nicht rechtzeitig beim Lieferanten ankommt.“

Die Räder werden deshalb nicht rechtzeitig fertig, die ganze Lieferkette gerät in Verzug. „Und wir bekommen das dann wirklich teilweise um zwei Jahre verzögert ins Geschäft geliefert“, erzählt der Geschäftsführer. Deshalb müsse man schon jetzt den Bedarf für die Jahre 2024, 2025 und 2026 abschätzen und bestellen.

Ungewisse Vorbestellungen mit Risiko

Für Schweighofer bedeutet das ein gewisses Risiko: „Wenn ein Kunde ein Mountainbike sucht und ich kann ihm aber nur Rennräder zeigen, dann wird der Kunde nicht zufrieden damit sein.“ Deshalb empfiehlt er seinen Kunden sich rechtzeitig umzusehen und sich bereits über den Winter, also in der Nebensaison, zu informieren, „wenn man im Frühjahr mit dem Radfahren beginnen will.“

Logistikexperte Neumayer im Studio

Nikolai Neumayer, Lehrgangsleiter an der Donau-Universität Krems, spricht gegenüber Nadja Mader über die aktuellen Lieferengpässe – und die Aussichten für die Zukunft.

Man kämpfe schon seit Jahrzehnten mit einer „zunehmenden Komplexität in den Lieferketten“, sagt Nikolai Neumayer, Logistikexperte an der Donau-Universität Krems. Wenn diese sehr lange und sehr global sind, dann könne es passieren, dass eine Störung wie eine Pandemie etwa zu geschlossenen Häfen führt.

Logistikexperte: „Müssen Komplexität rausnehmen“

Um weniger störungsanfällig zu werden, müsste man „generell umdenken“ und „Komplexität rausnehmen“, so Neumayer im Interview in „NÖ heute“. Statt darauf zu schauen, wo man Produkte am billigsten her bekommt, müsste man „Europa stärken oder in Österreich produzieren“, jedenfalls aber der Risiken bewusst werden.

Für das heurige Weihnachtsgeschäft ist das aber wohl zu spät. Von ähnlichen Problemen wie Anton Schweighofer berichtet auch Wolfgang Bauer, Inhaber eines Elektrofachgeschäfts in St. Leonhard am Forst (Bezirk Melk). Nicht jedes Produkt in seinem Geschäft ist sofort verfügbar, vieles muss intensiv vorgeplant werden. „Wir haben jetzt vorbestellt, teilweise mit Lieferterminen bis in den März hinein.“

Das betrifft auch das anstehende Weihnachtsgeschäft, für das er sich aber gerüstet sieht: „In unserem Zentrallager haben wir an die 5.000 bis 6.000 Artikel, damit wir zu Weihnachten für die Konsumenten lieferfähig sind“, erzählt Bauer.

Wünsche müssen flexibler werden

Die generellen Lieferprobleme seien auf fehlendes Material, etwa spezielle Bleche, zurückzuführen oder auch auf Elektronikbauteile, die mittlerweile in jeder Waschmaschine verbaut sind. Die Kunden müssten deshalb bei ihren Wünschen etwas flexibler sein. Denn wenn man sich nicht auf ein ganz spezielles Produkt versteift, ist Bauer überzeugt, finde man etwas passendes.