Seit 1994 moderiert Christa Kummer im ORF das Wetter. Nebenbei spricht sie auch in Vorträgen über das Klima und die Gesundheit. „Heute ist es plötzlich ein Thema, weil wir direkt damit konfrontiert sind“, sagt Kummer im Interview. Sie fordert mehr konkrete Maßnahmen, etwa im Bereich der Mobilität. „Es nützt jetzt nichts, wenn ich sage, ich tausche die Verbrennungsmotoren gegen E-Motoren aus, das ist nicht Sinn der Sache.“
Für die ORF-Bundesländershow „9 Plätze – 9 Schätze“ am Nationalfeiertag wechselt Kummer als Promi-Jurorin ins Hauptabendprogramm und vertritt Niederösterreich, das heuer mit der Sitzendorfer Kellergasse in Hollabrunn ins Rennen um den schönsten Platz Österreichs geht: „Ich habe in Niederösterreich alles, was das Herz begehrt“, sagt sie im Interview mit ihrem ORF-Kollegen Robert Friess.
noe.ORF.at: Christa Kummer, du wechselst für die Show „9 Plätze – 9 Schätze“ in den Hauptabend. Bist du schon nervös?
Christa Kummer: Nein, überhaupt nicht, weil ich ja noch nicht wirklich weiß, was jetzt Großartiges auf mich zukommt. Ich stehe für ein wunderschönes Bundesland, das landschaftlich so einmalig ist, da kann nichts schiefgehen. Es ist alles angerichtet.
noe.ORF.at: Die Sitzendorfer Kellergasse in Hollabrunn geht für Niederösterreich ins Rennen. Bei der Show ist Niederösterreich schon öfter am Stockerl gestanden, gewonnen haben wir noch nie. Wie beurteilst du die Chancen?
Kummer: Die Sitzendorfer Kellergasse ist sicher eine Rarität, die in Österreich für die Kellergassen steht. Ich glaube, dass die Kellergassen typisch für den Osten Österreichs etwas ganz besonderes sind. Es ist ein Blick in die Geschichte, wie früher unser Wein, unser Gemüse gelagert wurde. Man hat die Keller für das tägliche Leben gebraucht. Ich glaube, das man diesen Geist der Kellergasse spüren muss.

noe.ORF.at: Du lebst mit deinem Mann in Gars am Kamp – warum genau dort?
Kummer: Der Liebe wegen bin ich ins Waldviertel gekommen, schon seit mehr als 20 Jahren. Das Waldviertel hat für mich eine mystische Anziehungskraft so wie ganz Niederösterreich. Da kommt jetzt die Geologin zum Zug. Das Waldviertel ist der geologisch älteste Teil Österreichs. Das spürt man auch von der Kraft und der Energie, von den vielen kleinstrukturierten Landschaften, wenn ich da etwa ins Weinviertel schaue, diese unglaublichen Ebenen. Ich habe in Niederösterreich alles, was das Herz begehrt.
noe.ORF.at: Der Klimawandel ist eines deiner Hauptthemen. Wir haben es gerade dieses Jahr erlebt: Starkregen, starke Unwetter, sogar ein Tornado. Ist es wirklich schon fünf vor zwölf?
Kummer: Ich würde vielleicht in manchen Situationen sagen, es ist schon fünf nach zwölf. Heute ist es plötzlich ein Thema, weil wir direkt damit konfrontiert sind, weil unser Hab und Gut plötzlich betroffen ist, weil es unsere Häuser überschwemmt, weil unsere Dächer davonfliegen, vom Hagel eingeschlagen werden, weil unsere landwirtschaftlichen Kulturen zerstört werden. Plötzlich sind wir mittendrin in dieser Katastrophe und wir spüren es. Alles was wir tun können, sollten wir machen, was in unserer Hand liegt.
Das betrifft etwa den Bodenverbrauch. Wir müssen nachdenken, wie wir mit unserer landwirtschaftlichen Nutzfläche umgehen, wie weit hat es noch Sinn, diese Versiegelungsproblematik voranzutreiben. Das nächste ist, dass wir unsere Ernährung überdenken sollten. Vor 50 Jahren haben wir nicht jeden Tag Fleisch zu uns genommen, heute kostet ein Kilo Fleisch im Supermarkt weniger als ein Kilo Paradeiser und das muss uns zu denken geben.
Wir müssen unsere Mobilität im Gesamten überdenken. Es nützt jetzt nichts, wenn ich sage, ich tausche die Verbrennungsmotoren gegen E- Motoren aus, das ist nicht Sinn der Sache. Sinn der Sache ist, dass man auf öffentliche Verkehrsmittel setzt, dass die Infrastruktur verändert wird. Und da sind die nationale und die internationale Politik gefordert.

noe.ORF.at: Du hast Geographie, Wirtschaftskunde und Theologie studiert und warst kurze Zeit einmal Lehrerin. Wie lange hast du unterricht?
Kummer: Ich habe sieben Jahre lang Geographie und katholische Theologie unterrichtet. Das war eine sehr spannende Zeit. Viele meiner Ex-Schüler, die bei mir maturiert, zum Teil Firmen gegründet und sich selbständig gemacht haben, sind mit mir immer noch in Kontakt. Da denke ich mir: ‚Hat die alte Frau Professor Kummer doch nichts falsch gemacht‘.
noe.ORF.at: Du hast für eine Meteorologin eine sehr interessante Eigenschaft, du bist extrem wetterfühlig. Woher kommt das?
Kummer: Ich bin seit meinem achten Lebensjahr mein eigener Frosch im Glas. Ich hatte damals eine sehr schwere Kinderkrankheit und das Relikt dieser Kinderkrankheit war, dass ich plötzlich sehr wetterfühlig wurde. Damals war ich unglaublich präzise, da konnte ich wirklich sagen, rechter Ellbogen Gewitter, linker Ellbogen Sturm, kleiner Finger kalt, rechter Finger Hitze.
noe.ORF.at: Seit 1994 moderierst du im ORF das Wetter. Wirst du eigentlich auf der Straße darauf angesprochen? Wirst du für das Wetter verantwortlich gemacht?
Kummer: Es ist ganz komisch – ich werde nicht für das Wetter verantwortlich gemacht. Wenn ich auf der Straße angesprochen werde, dann wegen der Schuhe. Man kann sich noch so sehr bemühen, gescheite Dinge von sich zu geben. Irgendwann gibt es etwas, mit dem man noch berühmter wird, und das sind die Schuhe.