Blick auf Stadt Wien
ORF.at/Carina Kainz
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Umwelt & Klima

Großprojekt: Wo darf was gebaut werden

Niederösterreich startet Leitplanungen für alle Regionen des Landes. Ab sofort würden sich die 573 Gemeinden in 20 parallel laufenden Prozessen an den Tisch setzen und ihre Räume neu planen und ordnen. Vorbild sei der „Grüne Ring um Wien“.

Die Raumordnung für die gesamte niederösterreichische Landesfläche werde von den Gemeinden gemeinsam mit Expertinnen und Experten und mit einer Außensicht sowie Input von Fachleuten unter die Lupe genommen, kündigte LHStv. Stephan Pernkopf (ÖVP) am Mittwoch in einem Pressegespräch in Wien an.

Es gehe um den Entwurf einer neuen und gemeinsamen Entwicklungsstrategie für die jeweilige Region, die anschließend in regionalen Raumordnungsprogrammen auch verbindlich verordnet werde. Das laut dem Landesvize größte Regionalplanungsprojekt Österreichs soll 2023 abgeschlossen sein.

„Klare Siedlungsgrenzen definieren“

Bereits vor drei Jahren sei als Pilotprojekt der „Grüne Ring um Wien“ gestartet worden, erinnerte der Landesvize – mehr dazu in „Grüner Ring“ stoppt Bodenverbrauch (noe.ORF.at; 21.10.2021). Was in der Ostregion zwischen Wienerwald und Donau-Auen und zwischen Marchfeld und Leithagebirge begonnen worden sei, werde jetzt auf ganz Niederösterreich ausgerollt. Ziel sei es, gut abgestimmte Potenziale für Siedlungsentwicklung und Betriebsansiedlungen, aber, wo notwendig, auch ganz klare Siedlungsgrenzen zu definieren, über die dann nicht mehr gewidmet und gebaut werden dürfe. Die Gewichtung werde je nach Region unterschiedlich sein.

Mehr Steuerung und Grenzen des Wachstums bräuchten etwa die urbanen Räume rund um Wien, wo hoher Verkehrsdruck ebenso wie Siedlungsdruck bei Wohnbau und Betriebsansiedlungen sowie Nutzungsdruck im Grünland herrsche. Ungeordnet führe das zu Verbauung, Zersiedelung und Verlust von Acker- und Grünflächen. In den ländlichen Räumen wiederum werde es darum gehen, den Boden zu nützen, die Gemeinden zu unterstützen, Impulse für die Regionalentwicklung zu setzen und Schwerpunkte für eine ausgewogene Landesentwicklung zu definieren. Pernkopf sprach auch die Mobilisierung von Leerständen und die Aufwertung von Ortskernen an.

Werner Pracherstorfer, Pernkopf, Sibylla Zech, Johannes Pressl und Thomas Knoll, Präsident der österreichischen Gesellschaft für Landschaftsarchitektur
NLK Burchhart
Werner Pracherstorfer (Leiter der Gruppe Raumordnung im Land NÖ), LH-Stv. Stephan Pernkopf, Sibylla Zech (Professorin an der TU Wien), Johannes Pressl (Präsident NÖ Gemeindebund) und Thomas Knoll (Präsident der österreichischen Gesellschaft für Landschaftsarchitektur) bei der Präsentation des Projekts

Mit der Raumordnung die Landschaft weiterzuentwickeln sei von zentraler Bedeutung für die Lebensqualität, sagte Thomas Knoll, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Landschaftsarchitektur. Die „Teambildung“ von Gemeinden und Land bewertete er positiv. Johannes Pressl, Präsident des NÖ Gemeindebundes, bezeichnete die Raumordnung als wichtigstes Instrument bei der Gestaltung des Lebensumfeldes der Menschen. Es sei wichtig, dass mit den einzelnen Regionen unterschiedlich umgegangen werde, merkte Sibylla Zech von der TU Wien (Regionalplanung und Regionalentwicklung) an. Sie sprach im Zusammenhang mit den Leitplanungen von einem herausfordernden Prozess.