Klaviertasten und Noten
pixabay/stevepb
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Kultur

Wiener Neustädter Musikschule wird 150

Die Josef-Matthias-Hauer-Musikschule Wiener Neustadt feiert ihren 150. Geburtstag mit einem Konzertzyklus. 15 Konzerte mit Meisterinnen und Meistern sowie ehemaligen Schülerinnen und Schülern sollen das breite Spektrum der Musikschule widerspiegeln.

Eine Musikschule des Wiener Neustädter Musikvereins wurde 1872 ins Leben gerufen und zur Jahrhundertwende bereits von 1.377 Schülern besucht. Sie war stets ein integraler Bestandteil des Kulturlebens und der Schulstadt Wiener Neustadt.

Die Musikschule erlangte 1976 als erste in Niederösterreich das Öffentlichkeitsrecht. Ein Jahr später wurde die Schule nach dem Zwölftonpionier und bedeutendsten Komponisten der Stadt „Josef Matthias Hauer-Musikschule“ benannt.

Hauer, der wenig gespielte Zwölftonpionier

Josef Matthias Hauer wurde 1883 in Wiener Neustadt geboren und besuchte ab 1897 die Lehrerbildungsanstalt in Wiener Neustadt. Dort erhielt er Klavier-, Orgel-, Cello- und Gesangsunterricht, und er beschäftigte sich autodidaktisch mit Musiktheorie. Nach der Matura wurde er 1902 Volksschullehrer in Krumbach (Bezirk Wiener Neustadt), 1904 in Wiener Neustadt. 1912 entstand die Komposition „Nomos“, die als erstes atonales Werk gilt.

Damals entwickelte sich der Streit darüber, wer die Zwölftontechnik entwickelt habe, Arnold Schönberg oder Josef Matthias Hauer. Schönberg formulierte sein System 1921 als „Kompositionen von zwölf nur auf einander bezogener Töne“. Hauer ging schließlich viel weiter und erfand ein System mit 44 sogenannten „Tropen“. Er war in seinem Schaffen sehr vom Taoismus geprägt. Einfluss gewann er später auf den amerikanischen Komponisten John Cage.

15 Konzerte zum Jubiläum

Anlässlich des 150-Jahr-Jubiläums stehen 15 Konzerte auf dem Programm. Das Eröffnungskonzert gaben vor wenigen Tagen die gefeierte Pianistin Dorothy Khadem-Missagh und Kurt Franz Schmid. Sie präsentierten mit ihren Schülern und Freunden in den Kasematten Meisterwerke der Kammermusik. Das für 4. November geplante multimediale Klangerlebnis „KLANG/BILD – Bilder hören/Musik sehen“ mit Roland Batik, Yuko Batik, Tobias Meissl und Franz Baldauf wurde auf nächstes Jahr verschoben, wie auf der Homepage der Kasematten mitgeteilt wurde.

Kasematten

Die drei historischen Gewölbekeller wurde ursprünglich als Wehranlage konzipiert und waren ein wesentlicher Teil der Stadtbefestigung. Im Zuge der Landesausstellung 2019 wurden die Kasematten wieder der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Heute werden sie für Veranstaltungen genutzt.

Am 5. November werden in den Kasematten niederösterreichische Komponisten gespielt, am 1. Dezember steht ein Meisterkammerkonzert mit Christine David sowie Solisten und Absolventen der Musikschule auf dem Programm. Für 9. Dezember ist bei freiem Eintritt ein Weihnachtskonzert mit Chor, Ensembles und Solisten in der Neuen Bastei angesetzt.

„Aushängeschild für die Stadt“

Bürgermeister Klaus Schneeberger (ÖVP) und der für die Musikschule zuständige Stadtrat und Erste Vizebürgermeister Christian Stocker (ÖVP) betonten anlässlich des Jubiläums: „Unsere Musikschule ist in mehrfacher Hinsicht ein Aushängeschild für die Stadt: kulturell, da hier hervorragende Arbeit geleistet wird, was sich auch in den regelmäßigen Preisen zeigt, die unsere Kinder bei Wettbewerben gewinnen; bildungspolitisch, weil wir den Kindern und ihren Familien hier ein tolles Umfeld für eine sinnvolle Beschäftigung bieten; aber auch sozial, da in den Ensembles und Bands Freundschaften quer über alle sozialen Schichten hinweg geknüpft werden."