Polizisten bei einer Corona-Ausreisekontrolle am Freitag, 26. März 2021, in Matzendorf im Bezirk Wiener Neustadt-Land.
APA/HELMUT FOHRINGER
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Coronavirus

Bezirk Melk: Ausreisekontrollen ab Samstag

Aufgrund der stark steigenden Coronavirus-Zahlen gibt es im Bezirk Melk ab Samstag Ausreisekontrollen. Mit einer 7-Tage-Inzidenz von 652,8 am Donnerstag verzeichnete der Bezirk den österreichweiten Höchstwert.

Der Bezirk Melk darf ab Samstag nur noch mit gültigem „3-G“-Nachweis verlassen werden, wobei an den ersten drei Tagen „zunächst nur Verwarnungen ausgesprochen werden“, wie es hieß. Eine entsprechende Verordnung der Bezirkshauptmannschaft wird am Freitag erlassen. Das wurde am Donnerstagnachmittag nach einer Lagebesprechung seitens des Landes mitgeteilt.

Vorgesehen ist die Überprüfung der „3-G“-Nachweise mittels schwerpunktmäßiger und stichprobenartiger Kontrollen. Am Donnerstag wurde dem Bezirk Melk vom Dashboard der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) mit 652,8 die österreichweit höchste 7-Tage-Inzidenz bescheinigt.

Grenzwert von 500 zum vierten Mal überschritten

Die Region überschritt die Marke von 500 bei der Inzidenz damit zum vierten Mal in Serie. Schlagend werden Ausreisekontrollen, wenn bei der aktuellen Impfquote von laut dem Dashboard von Notruf NÖ 59,8 Prozent die über sieben aufeinanderfolgende Tage gemittelte 7-Tages-Inzidenz pro 100.000 Einwohner höher als 500 ist. Mit Stand Donnerstagnachmittag lag dieser Wert auf Basis der Daten der AGES mit 518,3 bereits über dieser Schwelle.

Die Stadt Melk wollte die Ausreisekontrollen noch mit einer Erhöhung der Impfquote und einer entsprechenden Impfaktion verhindern. Notruf Niederösterreich bietet am Donnerstag (14.00 bis 18.00 Uhr) und am Freitag (9.00 bis 18.00 Uhr) die Möglichkeit, sich im Covid-Zentrum in der Linzerstraße 8 impfen zu lassen. Die Impfungen seien „ohne Voranmeldung und unkompliziert“ möglich, hieß es in einer Aussendung. Verabreicht wird der Impfstoff von Biontech und Pfizer.

Die Aktion im Covid-Zentrum Melk richte sich insbesondere „an Genesene, die sich ihre erste Impfung abholen, und an Personen, die bereits die erste Impfung erhalten haben“. Jeder und jede, egal ob bereits immunisiert oder nicht und egal aus welchem Bezirk, sei herzlich willkommen, sagte Bürgermeister Patrick Strobl (ÖVP).

Auch Bezirk Scheibbs stark betroffen

Laut Landessanitätsdirektorin Irmgard Lechner befindet sich derzeit auch der Bezirk Scheibbs in einer kritischen Phase gemäß der Kriterien des Hochrisikogebiete-Erlasses des Gesundheitsministeriums. Sollte dieser Trend anhalten, „werden gemäß den Vorgaben des Bundes auch hier Ausreisekontrollen von den Bezirksverwaltungsbehörden anzuordnen sein“, sagte sie.

Verzeichnet wurde laut AGES-Dashboard am Donnerstag eine 7-Tage-Inzidenz von 579,8. Damit lag der Wert zum dritten Mal in Folge über der 500er-Marke. Die durchschnittliche Inzidenz in den vergangenen sieben Tagen liegt laut einer Berechnung unter Heranziehung von AGES-Daten von Donnerstagnachmittag bei 480,1. Auch für den Bezirk Scheibbs gilt – bei einer Impfquote von 57,6 Prozent – der Wert von 500 als maßgebliche Schwelle für die Verhängung von Ausreisekontrollen.

Heftige Kritik an den Ausreisekontrollen im Bezirk Melk kamen am Donnerstag von FPÖ-Landesparteiobmann Udo Landbauer. Die Politik „des Einsperrens und der Demütigung unserer eigenen Landsleute ist eine Schande“, meinte er. „Die ÖVP NÖ überschreitet endgültig eine rote Linie. Wir werden alle zur Verfügung stehenden rechtlichen Mittel zur Anwendung bringen, um diesen Schwachsinn zu bekämpfen.“.

Rote CoV-Ampel in Niederösterreich

Der starke Anstieg der Infektionen ist nun auch auf der Coronavirus-Ampel deutlich ablesbar. Niederösterreich wurde am Donnerstag auf Rot geschaltet, das bedeutet ein sehr hohes Risiko. Neben Niederösterreich sind auch Oberösterreich und Salzburg rot.

Nach der Lagebesprechung am Donnerstag wurden auch Zahlen zum generellen Impffortschritt im Bundesland präsentiert. 77 Prozent aller Niederösterreicher ab zwölf Jahren haben demzufolge einen Stich erhalten, 75 Prozent sind vollimmunisiert. Mehr als 45.000 Personen haben sich bereits die dritte Impfdosis abgeholt.

Erinnerungen für Auffrischungsimpfung starten

Ab dem Nationalfeiertag am Dienstag startet die Impfkoordination mit Erinnerungen für die Auffrischungsimpfung. Alle Personen, die bis dato via Impfung.at ihren Termin gebucht haben, werden elektronisch über den weiteren Stich informiert. „Zusätzlich wird es in Kürze unter Impfung.at auch einen Impfabstandsrechner geben, bei dem man sich unkompliziert ausrechnen lassen kann, wann der richtige Zeitpunkt für die persönliche Impfung ist“, sagten die Zuständigen, Landeshauptfrau-Stellvertreter Stephan Pernkopf (ÖVP) und Gesundheitslandesrätin Ulrike Königsberger-Ludwig (SPÖ). Stiche werden derzeit in mehr als 400 niedergelassenen Ordinationen sowie in den sechs Impfbussen verabreicht.

Gesetzt wird im Bundesland auch weiterhin auf Testungen. „Derzeit gibt es in rund 180 Apotheken im ganzen Land das Angebot für PCR-Tests, in den nächsten Wochen werden wir dieses Angebot kontinuierlich ausbauen“, wurde Andreas Hoyer vom NÖ-Apothekerverband zitiert. In 35 Apotheken könnten neuerdings PCR-Tests auch an Samstagen durchgeführt werden – dieses Service soll „rasch auf hundert Standorte“ ausgebaut werden.

Ein PCR-Testangebot startet auch die Handelskette Spar im Verbund mit Novogenia. Der Auftakt wird ab Montag in den Bezirken Scheibbs und Melk gemacht. Noch im November soll das Service laut Spar-Geschäftsführer Alois Huber auf alle Regionen Niederösterreichs ausgeweitet werden.