Mitarbeiterin putzt Kaffeemaschine in Lokal
APA/Georg Hochmuth
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Wirtschaft

Frauen arbeiten ab heute gratis

Der „Equal Pay Day“ fällt in Niederösterreich heuer auf den 23. Oktober. An diesem Tag hat ein Mann durchschnittlich bereits so viel verdient, wie eine Frau am Ende des Jahres verdient haben wird. Bis zum Jahresende arbeiten Frauen also quasi gratis.

Gleicher Lohn für gleiche Arbeit sollte im 21. Jahrhundert eigentlich kein Thema mehr sein – ist es aber. Das zeigt wieder einmal der „Equal Pay Day“. In Niederösterreich verdienen Männer durchschnittlich 56.417 Euro und Frauen 45.634 Euro jährlich. Die Differenz von 19,1 Prozent umgelegt auf Arbeitstage markiert den „Equal Pay Day“, der heuer auf den 23. Oktober fällt.

Statistisch gesehen arbeiten Niederösterreicherinnen ab diesem Tag also bis Jahresende gratis. Heuer sind es drei Tage weniger als 2020, es herrscht aber nach wie vor großer Aufholbedarf. Denn Niederösterreich liegt mit der Differenz von etwa 19 Prozent deutlich über dem EU-Schnitt von 14,1 Prozent.

Berufswahl wird von Rollenbildern beeinflusst

Einer der Gründe, warum Frauen nach wie vor deutlich weniger verdienen, sei die Berufswahl, meinte Christiane Teschl-Hofmeister, Landesrätin für Bildung, Familien und Soziales (ÖVP). Diese werde „wesentlich von Rollenbildern beeinflusst“. Mädchen würden noch immer dazu tendieren, Berufe zu erlernen, die im Vergleich geringer entlohnt sind, wie zum Beispiel Einzelhandelskauffrau, Frisörin oder Bürokauffrau, während die Burschen in die Metalltechnik, Elektrotechnik oder Kraftfahrzeugtechnik gehen würden, so Teschl-Hofmeister.

„Ich möchte Mädchen dazu motivieren und sie unterstützen, auch an Alternativen zu denken. Sie sollen ihren Berufs- und Ausbildungsweg anhand ihrer Talente und Interessen und nicht anhand von Rollenklischees wählen. Mit einer fundierten Ausbildung eröffnen sich vielfältige und gut bezahlte Berufswege“, so die Landesrätin. Mit den Initiativen Girls’ Day, HTL4girls und den jährlichen TechDatings versuche man, Mädchen für technische Berufe zu begeistern.

Angemessene Entlohnung in frauendominierten Branchen wie Pflege, Handel oder Reinigung sei „besonders wichtig“ und, wie die Krise zeigte, „aktueller denn je“, forderte der Präsident der Arbeiterkammer Niederösterreich, Markus Wieser. Aber auch Ungerechtigkeiten bei Einstufungen, geringere Aufstiegschancen, der noch immer deutlich geringere Frauenanteil unter den Führungskräften sowie längere Berufsunterbrechungen wegen Kinderbetreuungspflichten würden sich nachteilig auswirken, heißt es.

Ausbau der Kinderbetreuung gefordert

„Die rasche Rückkehr in den Beruf nach einer Karenz und die Vereinbarkeit einer Vollzeitbeschäftigung mit Kinderbetreuungspflichten kann nur gelingen, wenn es flächendeckend ein flexibles und leistbares Angebot an Kinderbetreuung gibt“, so Wieser.

Das forderte auch NEOS-Landessprecherin Indra Collini. „Es kann nicht sein, dass sich Frauen in Niederösterreich weiterhin zwischen Kind oder Karriere entscheiden müssen, weil es an Betreuungsmöglichkeiten fehlt. Denn die Konsequenz daraus ist, dass Mütter in der Teilzeitfalle und später in der Altersarmut landen", so Collini.

In die gleiche Kerbe schlugen auch die „Wir Niederösterreicherinnen“ (ÖVP-Frauen). Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf werde in der Strategie bis 2025 groß geschrieben, hieß es – darunter fallen neben dem Ausbau von Kinderbetreuungseinrichtungen auch die Anrechnung der Karenzzeiten und das automatische Pensionssplitting.

„Mir ist es ein großes Anliegen, Frauen in ihrer Karrierelaufbahn zu stärken und mehr Frauen in Führungspositionen zu bringen. Dafür braucht es entsprechende Qualifizierungsmaßnahmen und oft auch schon ein Umdenken in der Berufswahl", so Landesleiterin Doris Berger-Grabner.