Ein Lehrer steht an einer Tafel auf Rollen, die in den Wald geschoben wurde
ORF / Johannes Reiterits
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Bildung

Grüne Klassenzimmer im Klostergarten

Drei Klassenzimmer der etwas anderen Art haben die Schülerinnen und Schüler des Stiftsgymnasiums Seitenstetten (Bezirk Amstetten) im alten Klostergarten errichtet. Die „grünen“ Freiluftklassen bieten Platz zum Lernen und Durchatmen.

Zwischen Obstbäumen und Hecken verstecken sich Schultische und eine Tafel. Bei einem Besuch von noe.ORF.at lernen die Schülerinnen und Schüler hier gerade Chemie und Latein. Rausgehen, aufatmen und lernen – das war das Ziel der grünen Klasse im Stiftsgymnasium Seitenstetten. Nach zwei Jahren Arbeit wurden die Klassenzimmer nun feierlich eröffnet.

Nicht nur die Idee kam von den Schülerinnen und Schülern, sie setzten das Projekt auch um. In mühevoller Arbeit glichen sie Wege an, stutzten Hecken und machten den alten Klostergarten fit für den Unterricht. „Die Idee ist im Biologieunterricht entstanden. Wir wollten irgendwas an der Schule machen, etwas Praktisches – vielleicht etwas umbauen. So sind wir dann schnell darauf gekommen, grüne Klassenzimmer zu errichten“, erzählt Schülervertreterin Valentina Kloibhofer.

Ehrgeizige Arbeit

Zwei Hektar umfasst das Areal des alten Klostergartens, an dem die Schüler arbeiteten. Neben der Gestaltung der drei Freiluftklassen (eine davon in einer Art Amphitheater) wurde eine Hecke gepflanzt, ein altes Bienenhaus restauriert, Blumenwiesen angelegt und Bäume gesetzt. Eigentlich hätte das Projekt schon viel früher fertig werden sollen, die Pandemie habe die Arbeiten hinausgezogen, daher sei man stolz, jetzt kurz vor der Matura den anderen Schülern etwas zu hinterlassen, sagt Kloibhofer.

Schüler sitzen auf Stühlen in der Natur und hören dem Lehrer zu
ORF / Johannes Reiterits
Die Schülerinnen und Schüler können im grünen Klassenzimmer durchatmen

Der Biologielehrer, zu dem die Schüler mit der Idee vor zwei Jahren gingen, ist Mathias Weis. Er bewundert, mit wie viel Engagement seine Schützlinge an das Projekt herangingen: „Die sind mit der Scheibtruhe gefahren, haben mit Krampen und Schaufeln gearbeitet, selbst im Regen sind sie noch im Schlamm herumgewatet. Wir sind extrem stolz auf unsere Schüler, die das als Gemeinschaft geschaffen haben.“

In einer digitalen Welt zurück zur Natur finden

Für den Abt des Stifts Seitenstetten, Petrus Pilsinger, der Religion und Informatik unterrichtet, hat das Lernen und Lehren unter den Bäumen noch eine viel tiefere Bedeutung, als nur Abwechslung zum Schulraum zu sein: „Da erleben wir, dass wir erdverbundene Menschen sind. Selbst sind wir ja aus der Erde geschaffen – so steht es in der Bibel – und hier darf ich diese Erdverbundenheit spüren.“

Schüler sitzen im Halbkreis auf einer Tribüne im Freien und werden unterrichtet
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In einer Art Amphitheater wird gerade Latein unterrichtet

Finanziert wurde das Projekt vom Stiftsgymnasium Seitenstetten sowie von den Organisationen Blühendes Österreich und Erasmus+. Bei der Eröffnung betonte man, dass nicht nur Digitalisierung in Zeiten der Pandemie wichtig sei, sondern dass auch die Natur in der Schule seinen Platz haben solle – denn diese sei für die Entwicklung für Kinder und Jugendliche besonders wichtig.