Den ganzen Tag über kämpften Feuerwehr, Polizei und Bundesheer in Hirschwang an der Rax gegen die Flammen. Es konnte zwar verhindert werden, dass sich das Feuer noch weiter ausbreitet, unter Kontrolle ist es Stand Dienstagabend aber weiterhin nicht. Für Wohngebiete besteht keine Gefahr, auch ein nahe gelegenes Fabriksgelände konnte von der Feuerwehr abgesichert werden. Aufgrund des unwegsamen, steilen Geländes war ein direkter Löschangriff von Bodentruppen von Beginn an unmöglich. „Oben können wir es nur brennen lassen“, sagte Bezirksfeuerwehrkommandant Josef Huber.
„Links und rechts haben wir Waldschneisen geschlagen, das ist sehr kräfteraubend, aber wir konnten somit verhindern, dass sich der Brand ausbreitet“, so Einsatzleiter Huber Dienstagabend gegenüber noe.ORF.at. Die Einsatzkräfte werden nun abgelöst, die Brandschneisen werden mit Feuerwehrleuten besetzt, die den Brand über Nacht beobachten und notfalls nachalarmieren.
Von Montag auf Dienstag waren bereits 200 Feuerwehrleute über Nacht im Einsatz. Dienstagnachmittag – am zweiten Tag des Waldbrandes – stieg die Zahl der Einsatzkräfte auf 360, so Josef Huber gegenüber noe.ORF.at. Sie erstellten Verteidigungslinien, damit sich die Flammen nicht weiter auf die umliegenden Hänge oder gar in Richtung Siedlungsgebiet ausbreiten konnten. Das Feuer war am Montag auf dem Mittagstein, gegenüber der Rax-Seilbahn, ausgebrochen – mehr dazu in Waldbrand hält Feuerwehr in Atem (noe.ORF.at, 25.10.2021).
Vom Heldenplatz zum Ernstfall alarmiert
Landesfeuerwehrkommandant Dietmar Fahrafellner sprach gegen Mittag von „einem der größten Waldbrände, die es jemals in Österreich gab“. Bereits tags zuvor waren Hubschrauber angefordert worden. Nach einer Unterbrechung in der Nacht nahmen sie am Dienstag gegen 8.00 Uhr ihren Flugbetrieb wieder auf und warfen erneut Wasser über den betroffenen Waldstücken ab. Im Lauf des Tages wurden immer mehr Hubschrauber nachalarmiert.
„Einer der größten Waldbrände jemals“
Der Waldbrand in Hirschwang an der Rax (Bezirk Neunkirchen) ist weiterhin nicht unter Kontrolle. 115 Hektar Wald sind mittlerweile vernichtet, laut Feuerwehr handelt es sich um „den größten Waldbrand, den es je in Österreich gab“.
Dienstagmittag waren vier Fluggeräte des Innenministeriums und zwei des Bundesheeres im Einsatz, darunter auch ein Blackhawk-Hubschrauber. Er kann auf einmal 3.000 Liter Wasser fassen, während die anderen jeweils lediglich 450 Liter transportieren können. Zwei weitere Hubschrauber des Bundesheeres sollen am frühen Nachmittag von den Feierlichkeiten zum Nationalfeiertag auf dem Wiener Heldenplatz zum Waldbrand abkommandiert werden. Insgesamt waren acht Helikopter, darunter zwei Agusta Bell 212 und zwei Black Hawk, beim Einsatz an der Rax, so Bundesheersprecher Michael Bauer. Sie konnten bis zur Einbruch der Dunkelheit Löschflüge durchführen.
Mindestens ein Feuerwehrmann verletzt
„Der Luftraum ist voll und wir tun alles, um von oben zu löschen“, sagte Fahrafellner. Für die Kräfte am Boden gab es trotzdem genug zu tun: „Wir können teilweise mit den Forstkräften aus Wien Schneisen schlagen, um ein Überspringen zu vermeiden.“ Für Gebäude bestehe derzeit aufgrund der Sicherungsmaßnahmen der Feuerwehr keine Gefahr.
Für die Einsatzkräfte selbst war es dem Landesfeuerwehrkommandanten zufolge aber durchaus eine gefährliche Situation. Mindestens ein Feuerwehrmann wurde so schwer verletzt, dass er ins Krankenhaus gebracht werden musste. Es besteht keine Lebensgefahr. Rettungskräfte sowie ein Feuerwehrnotarzt wurden alarmiert.
Einsatz wird noch mehrere Tage andauern
Je nach Witterung stelle man sich auf einen längeren Einsatz ein – „mindestens fünf bis sechs Tage“, meinte Fahrafellner. Dabei hoffe man, dass es in der Nacht friert. Regen sei für die kommenden Tage in der Region unwahrscheinlich.
Die Woche über werde es noch zahlreiche Ablösen brauchen. In Niederösterreich könne man dafür 6.000 Feuerwehrleute jederzeit rekrutieren. Sie wurden bereits in Alarmbereitschaft versetzt. Unklar ist unterdessen die Brandursache. Brandermittler der Polizei waren am Dienstag erstmals an Ort und Stelle.
Das betroffene Gebiet, das laut Feuewehrsprecher Franz Resperger großteils im Besitz der Stadtgemeinde Wien sei, wurde von den Einsatzkräften abgesperrt, unter anderem der Wasserleitungswanderweg. Die vis-a-vis gelegene Rax-Seilbahn fuhr am Dienstag hingegen. Am Mittwoch sollen sich nun die Einsatzorganisationen sowie die Politik zu einer Krisensitzung treffen, um das weitere Vorgehen zu besprechen.