„Der Gürtel von Walter Fantl-Brumlik ist zweifellos das bekannteste Exponat im erneuerten Bereich der Dauerausstellung“, erklärte Christian Rapp, der wissenschaftlicher Leiter des Hauses der Geschichte im Museum Niederösterreich gegenüber noe.ORF.at. Der aus Bischofstetten (Bezirk Melk) stammende Walter Fantl-Brumlik überlebte das Konzentrationslager Ausschwitz-Birkenau, der Gürtel war in dieser Zeit sein Talisman. Solange er ihn besitze, meinte Fantl-Brumlik, könne ihm nichts passieren. An den zusätzlichen Gürtellöchern lässt sich heute ablesen, wie Fantl-Brumlik während seiner KZ-Gefangenschaft immer mehr Gewicht verlor.
Auch für Menschen anderer Opfergruppen des Nationalsozialismus wurden beispielhafte Biografien recherchiert, die mit Fotografien, Objekten und Dokumenten dargestellt werden. Etwa die eines Hilfsarbeiters aus Wien, der aufgrund seiner sexuellen Orientierung im KZ Mauthausen inhaftiert wurde und dort ums Leben kam; oder die einer psychisch kranken Frau aus Amstetten, die in der Tötungsanstalt Hartheim ermordet wurde.

Der Kampf um die Grenzen
Der neue Themenbereich setzt ein mit der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg, als wichtige Herausforderungen wie etwa der Kampf um die Grenzen oder die schwierige Versorgung der Bevölkerung gemeistert werden konnten. Und doch blieb das politische Klima in der Ersten Republik stark vergiftet. Für den Aufbruch der 1920er-Jahre steht unter anderem ein frühes Radiogerät und die Klarinette des Philosophen Ludwig Wittgenstein, die er als Lehrer im südlichen Niederösterreich verwendet hat.
Der Großteil des Ausstellungsbereiches ist dem Nationalsozialismus und dem Zweiten Weltkrieg gewidmet. Erstmals gezeigt werden dabei Zeichnungen von Wladimir Gubenko, der als Kind die deutsche Eroberung von Brest-Litowsk miterlebte. Sie dokumentieren das brutale Besatzungsregime der deutschen Wehrmacht in Ost- und Südosteuropa.
Gedenktafel für Walter Fantl-Brumlik
„Dieser Themenbereich ist jetzt wesentlich schlüssiger geworden. Es werden die gesellschaftlichen Fehlentwicklungen deutlicher erkennbar, aber auch die Brüche in vielen Biografien der Zeit. Wesentlich ist uns auch, die Vielfalt an Opfergruppen der NS-Zeit deutlich zu machen und deren oft jahrzehntelang verschleppte Anerkennung“, so Rapp.
Am Freitag wurde am Wohnhaus der Familie Fantl in Bischofstetten eine Gedenktafel enthüllt. Am selben Tag fand im Haus der Geschichte in St. Pölten das Zeitzeugen-Forum „Erzählte Geschichte“ mit Fantl-Brumlik-Biograf Gerhard Zeillinger und Martha Keil, Direktorin des Instituts für jüdische Geschichte Österreichs, statt. Bei beiden Veranstaltungen waren Angehörige von Walter Fantl-Brumlik anwesend.