Mit Argusaugen wurde am Mittwoch der Wind beobachtet, der die Situation weiter zuspitzen könnte. Besonderes Augenmerk liegt auf dem Höllental – das ist jenes Tal, wo Schneeberg und Rax einander besonders nahe kommen.
Bisher war nur das Schneeberg-Gebiet vom Brand betroffen, 100 Hektar standen am Mittwoch weiterhin in Flammen. Weil der Wind gedreht hat und nun ins Tal hineinbläst, droht das Feuer sich auf das gegenüberliegende Rax-Gebiet auszubreiten. Diese Szenario wollen die Einsatzkräfte mit allen Mitteln verhindern.
Wasserwerfer in Stellung gebracht
Die Einsatzleitung habe sich wegen der vorhergesagten stärkeren Windböen dazu entschlossen, „eine neue Verteidigungsfront aufzubauen“, sagte der Sprecher des Landesfeuerwehrkommandos, Franz Resperger. Es bestehe das Risiko, dass durch Funkenflug auch die benachbarte Rax in Brand geraten könnte. Verhindern sollen das fünf Großtanklöschfahrzeuge. „Deren Auftrag ist es, mit leistungsfähigen Wasserwerfern die Rax vor Funkenflug zu schützen.“
Zu diesem Zweck musste laut dem Sprecher am Mittwochnachmittag die B27 im Einsatzbereich für den gesamten Verkehr gesperrt werden. Zusätzlich wurden drei weitere Katastrophenhilfszüge mit 200 Feuerwehrmitgliedern aus den Bezirken Lilienfeld, Baden und St. Pölten abkommandiert. Mit Hubschraubern des Bundesheeres und der Polizei wurden die Flammen nach wie vor und unentwegt aus der Luft bekämpft.
„Noch lange nicht unter Kontrolle“
Landeshauptfrau-Stellvertreter Stephan Pernkopf (ÖVP) sprach am Mittwochvormittag in einer Pressekonferenz von einem Einsatz „unter gefährlichsten Bedingungen“ und einer „hochsensiblen Situation“. Die Lage sei sehr kritisch und angespannt, die Ausbreitung der Flammen werde zwar verhindert, aber der Brand sei noch lange nicht unter Kontrolle.
ORF-Reporterin Katharina Bernhart (ORF) zur aktuellen Lage
Katharina Bernhart (ORF) an Ort und Stelle in Hirschwang. Sie gibt einen Überblick über die aktuelle Lage beim Waldbrand.
„Unsere größte Gefahr wird sein, dass die nächsten Stunden eine grobe Änderung der Wetterlage bringen. Wir sind dran, Brandüberschläge auf andere Gebiete zu verhindern“, sagte Landesfeuerwehrkommandant Dietmar Fahrafellner. „Wir unternehmen alles, was in unserer Macht steht, um diesen Brand unter Kontrolle zu bringen.“ Gefährlich sei der Einsatz auch deshalb, weil es immer wieder zu Felsstürzen komme.
Durch das Schlagen von Schneisen sei ein weiteres Ausbreiten des Brandes verhindert worden, sagte Bezirksfeuerwehrkommandant Josef Huber am Mittwochvormittag. Die Löscharbeiten mit Unterstützung aus der Luft werden aber wohl noch einige Tage dauern. Der Waldbrand wurde rückwirkend mit Dienstagfrüh (9.00 Uhr) zum Katastropheneinsatz erklärt.
Hirschwang zum Katastrophengebiet erklärt
Laut Verordnung der Bezirkshauptmannschaft Neunkirchen liegt in Reichenau, Hirschwang, Hirschwanger Forst sowie Klein- und Großau eine Katastrophe vor. „Diese Feststellung erfolgte aufgrund der außergewöhnlichen Situation, insbesondere des großen Ausmaßes des Brandes, des in einem Quellschongebiet der Stadt Wien liegenden Brandgebiets, das mit seichtgründigem Baumbestand in unwegsamem Gelände bewachsen ist. Ebenfalls sind auch Gefährdungen der eingesetzten Kräfte, bedeutender Sachwerte, Siedlungsbereiche, Infrastruktureinrichtungen und der Trinkwasserreserven nicht ausgeschlossen“, so die Behörde.
Windprognose bereitet Einsatzkräften Sorge
Beim Waldbrand in Hirschwang an der Rax bereitet den Einsatzkräften nun starker Wind, der für Donnerstag prognostiziert ist, große Sorge.
„Wir haben ein Überschlagen des Waldbrandes über das Höllental Richtung Rax zu verhindern“, erläuterte auch der Forstdirektor der Stadt Wien, Andreas Januskovecz. Gehe der Wind wie prognostiziert in den kommenden Stunden Richtung Rax hin, „haben wir dort einen Düseneffekt. Das Höllental wird enger, der Wind wird dadurch stärker, und diese Düse facht das Feuer stark an. Die Gefahr, die besteht, ist, dass der Waldbrand, der derzeit auf der Schneeberg-Seite ist, überspringt auf die Rax-Seite“, so Januskovecz.
In beiden Bereichen seien „die Verhältnisse sehr schwierig und nicht bzw. kaum begehbar“. Talauswärts habe sich der Brand zwar ausgebreitet, dort seien die Verhältnisse aber besser, „denn dort haben wir Forststraßen und können das Gelände teilweise begehen“. Das betroffene Gebiet ist großteils im Besitz der Stadt Wien.
Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP) teilte am Mittwochnachmittag in einer Aussendung mit, dass bereits etwa eine Million Liter Wasser abgeworfen worden sei. Das Bundesheer setze bei der Bekämpfung des großflächigen Waldbrandes zwei S-70 Black Hawk, eine Agusta Bell 212 und eine Alouette III ein.
Etwa 500 Landungen und 50 Flugstunden seien notwendig gewesen, um die bisherigen Wassermassen zu transportieren. Die Löschwassertanks fassten 3.000 Liter (S-70 Black Hawk), 800 (Agusta Bell 212) bzw. 500 Liter (Alouette III).
Das Feuer, das sich zum laut Resperger „größten Waldbrand, den es je in Österreich gab“, entwickelt hat, war am Montag ausgebrochen. Die Flammen breiteten sich extrem rasch aus – innerhalb von zehn Stunden von fünf auf mehr als 100 Hektar – mehr dazu in „Größter Waldbrand, den es je gab“ (noe.ORF.at; 26.10.2021).