Feuerwehr mit Tanklöschfahrzeugen und Wasserwerfern
APA/Einsatzdoku
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Chronik

Waldbrand: Kampf gegen „unsichtbare“ Flammen

Beim Waldbrand im südlichen Niederösterreich ist weiterhin keine Entspannung in Sicht. Der kräftige Wind verschärft die Situation. Meterhohe Flammen sind zwar nicht mehr zu sehen, die Einsatzkräfte kämpfen aber gegen „unsichtbares“ Feuer im Boden.

Im Kampf gegen den seit Wochenbeginn wütenden Waldbrand in Hirschwang in der Marktgemeinde Reichenau an der Rax (Bezirk Neunkirchen) waren am Donnerstag erneut 500 Helfer, davon 400 Feuerwehrleute, im Einsatz. Durch den starken Wind werden die Glutnester an den unterschiedlichsten Stellen im Wald immer wieder neu angefacht. Das große Problem ist, dass es mittlerweile vor allem unter der Erde brennt.

„Wir sehen das nicht immer, weil wir nicht in den Boden hineinsehen und die Wurzelkanäle beobachten können“, sagte Peter Lepkowicz, Leiter der Forstverwaltung. „Es brennt auf der einen Seite des Wurzelkanals hinein und 20 bis 30 Meter auf der anderen Seite des Wurzelkanals wieder aus dem Boden heraus. Ganz, ganz schlimm ist das.“

ORF-Reporterin Katharina Sunk über die aktuelle Lage

ORF-Niederösterreich-Reporterin Katharina Sunk gibt einen Überblick über die aktuelle Situation beim Waldbrand in Hirschwang an der Rax.

„Verteidigungslinie“ hält

Entlang der Höllental-Straße (B27) hatte die Feuerwehr bereits am Mittwoch fünf Großtanklöschfahrzeuge positioniert, die mit einer Wasserwand einen Flammenüberschlag auf die Rax-Seite verhindern bzw. auch Funkenflug hintanhalten sollen, erläuterte der Sprecher des Landesfeuerwehrkommandos, Franz Resperger. Wohnhäuser waren auch am Donnerstag weiterhin nicht gefährdet.

Der Einsatzleiter und Bezirksfeuerwehrkommandant von Neunkirchen, Josef Huber, sprach am Donnerstagabend gegenüber noe.ORF.at von ersten Erfolgen. „Wir haben auf der Ostflanke einen sehr guten Erfolg erzielt. Wir konnten Bodenmannschaften einbringen, die in einem sehr schwierige, steilen Gelände die Brandbekämpfung durchgeführt haben und Glutnester ablöschen konnten“, so Huber. Die Feuerwehrleute wurden dabei von Mitgliedern der Bergrettung gesichert.

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Tanklöschfahrzeug mit Wasserwerfer beim Waldbrand Hirschwang
Matthias Fischer
Im Fokus stand am Donnerstag weiterhin das Höllental
Tanklöschfahrzeug mit Wasserwerfer beim Waldbrand Hirschwang
Matthias Fischer
Mit Wasserwerfern wurde eine Sprühnebelwand aufgebaut, um den Funkenflug zu stoppen
Feuerwehr mit Tanklöschfahrzeugen und Wasserwerfern
APA/Einsatzdoku
Es gilt zu verhindern, dass sich der Brand vom Schneeberg-Gebiet auf die Rax-Seite ausbreitet
Feuerwehrleute pumpen Wasser aus dem Fluss beim Waldbrand in Hirschwang
Matthias Fischer
Das Wasser wird direkt aus der Schwarza zu den Löschfahrzeugen gepumpt
Feuerwehrleute mit Pumpen beim Fluss beim Waldbrand in Hirschwang
Matthias Fischer
500 Helfer, darunter 400 Feuerwehrleute, waren am Donnerstag im Einsatz
Polizeihubschrauber wirft Löschwasser ab beim Waldbrand in Hirschwang
ORF/Katharina Sunk
Auch der Löscheinsatz aus der Luft ging am Donnerstag weiter
Löschhubschrauber beim Waldbrand in Hirschwang
ORF/Katharina Sunk
Polizei und Bundesheer fliegen im Minutentakt Wasser zu den Brandstellen
Rauch über Wald beim Waldbrand in Hirschwang
ORF/Katharina Sunk
Der Schein trügt, das Feuer war am Donnerstag weiterhin außer Kontrolle
abgebranntes Waldstück beim Waldbrand in Hirschwang
ORF/Katharina Sunk
Erste Ermittlungen deuten darauf hin, dass der Brand durch ein Lagerfeuer entstanden sein könnte
Hubschrauber im Löscheinsatz beim Waldbrand in Hirschwang
ORF/Katharina Sunk
Bis Mittwoch wurden 500 Hubschrauberstarts gezählt, 750.000 Liter Wasser wurden bis dahin auf den Berg gebracht
Helfer im Waldgebiet beim Waldbrand in Hirschwang
ORF/Katharina Sunk
Auch für die Helfer auf dem Boden ist es ein herausfordernder Einsatz in unwegsamem Gelände
Waldbrand Hirschwang
Matthias Fischer
Die Höllental-Straße ist seit Mittwoch gesperrt
Tanklöschfahrzeug mit Wasserwerfer beim Waldbrand Hirschwang
Matthias Fischer
Sorge bereitet die Wetterprognose. Für die kommenden Tage ist starker Wind angesagt.
Feuerwehrleute mit Pumpen beim Fluss beim Waldbrand in Hirschwang
Matthias Fischer
Großes Ziel der Einsatzkräfte ist es, diese neue „Verteidigungslinie“ im Höllental zu halten

Im Kampf gegen den Waldbrand waren auch am Donnerstag neben Hunderten Helfern wieder acht Hubschrauber des Bundesheeres und der Polizei im Einsatz. In Hirschwang eingetroffen war laut Resperger zudem die „mobile Küche“ der Feuerwehr zur Versorgung der Einsatzkräfte.

Lagerfeuer als mögliche Ursache

Bezüglich der Brandursache verdichteten sich weiter die Hinweise, dass ein Lagerfeuer der Auslöser gewesen sein könnte. Offenes Feuer in dem Gebiet sei gemäß der Waldbrandverordnung ebenso wie nach dem Forstgesetz freilich verboten, sagte ein Polizeisprecher. Die Bezirksbrandermittler würden Umfelderhebungen durchführen, etwa hinsichtlich Gästen in umliegenden Hütten – mehr dazu in Erste Spekulationen über Brandursache (noe.ORF.at; 28.10.2021).

Satellitenaufnahmen des Brandgebiets bei Hirschwang an der Rax vom 27.10.2021. Im Normalbild sind die Rauchschwaden in der Mitte des Bilds erkennbar, das Infrarotbild zeigt einen der größeren Brandherde.

Ein Bild der Lage machten sich am Donnerstag auch Bundeskanzler Alexander Schallenberg, Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger sowie Verteidigungsministerin Klaudia Tanner im Beisein von Niederösterreichs Landeshauptfrau-Stellvertreter Stephan Pernkopf (alle ÖVP).

„Die Herausforderung, vor der die Einsatzkräfte hier im Rax-Schneeberg-Gebiet stehen, ist enorm. Das Engagement der vielen Freiwilligen, die sich extra Urlaub nehmen, um hier mit anzupacken, ringt mir höchsten Respekt ab“, sagte der Regierungschef. Die Zusammenarbeit zwischen Bund und Ländern, zwischen Feuerwehr, Bundesheer, Polizei, Bergrettung und Rotem Kreuz bezeichnete er als „wirklich beeindruckend“.

Waldbrand weiter außer Kontrolle

Am Donnerstag ist der vierte Tag, an dem der verheerende Waldbrand im Schneeberg-Gebiet wütet. Und auch am Ende des vierten Einsatztages ist keine Entspannung der Lage in Sicht – im Gegenteil.

Es sei ihm wichtig gewesen, sich „vor Ort einen Überblick zu verschaffen“ und den vielen engagierten Einsatzkräften persönlich für ihre Arbeit zu danken, sagte Schallenberg weiter. Klar sei, „dass wir Niederösterreich in dieser schwierigen Situation nicht im Stich lassen. Sei es jetzt beim Einsatz oder auch dann, wenn es darum gehen wird, die verbrannten Flächen wieder aufzuforsten“, so der Kanzler – mehr dazu in Waldbrand: „Große Dimension“ für Österreich (noe.ORF.at; 28.10.2021).

„Gefahr noch nicht gebannt“

Laut der ORF-Wetterredaktion ist erst in der Nacht von Montag auf Dienstag mit Niederschlag zu rechnen. Der Regen dürfte aus Südwesten ins Land ziehen und kräftig ausfallen – mehr dazu in wetter.ORF.at. Bis dahin gilt es aber noch einige Tage zu überstehen, für die teilweise kräftiger Wind prognostiziert ist.

„Die Gefahr ist noch nicht gebannt“, sagte der Leiter der Forstverwaltung, Peter Lepkowicz, am Donnerstagabend im Interview mit dem ORF Niederösterreich. „Wir haben am Montag gesehen, wie schnell sich ein Brand bei Windstärken von 20 bis 25 km/h ausbreitet. Die Glutnester sind noch da, sie brauchen nur ausreichend Wind, dass sie wieder anspringen.“

Die Rax-Seilbahn sei „nach wie vor in Betrieb und nicht von dem Brand betroffen“, sagte Geschäftsführer Bernd Scharfegger am Donnerstag in einer Aussendung. Eine Absperrung der Einsatzkräfte sei „nach der Talstation“ errichtet worden. „Unsere Seilbahn ist öffentlich sowie mit dem Pkw unkompliziert und in gewohnter Form von Gloggnitz kommend erreichbar“, sagte Scharfegger.