Eröffnung der Europäischen Literaturtage 2016
Sascha Osaka/Europäische Literaturtage
Sascha Osaka/Europäische Literaturtage
Kultur

Die Literaturtage auf der Suche nach Freiheit

„Reiserouten. Unterwegs, um frei zu sein?“ ist das Thema der Europäischen Literaturtage, die von 18. bis 21. November in Krems stattfinden. Als Abschluss erhält Navid Kermani den Ehrenpreis des Österreichischen Buchhandels für Toleranz in Denken und Handeln.

Auf der Website der 13. Europäischen Literaturtage wird das diesjährige Leitthema näher definiert: „Der Lockdown hat die Sehnsucht der Menschen nach der Ferne und dem Fremden mehr als deutlich gemacht. Doch bei aller Faszination für das Reisen sind zuletzt auch kritische Fragen lauter geworden, wie zum Beispiel nach der Durchlässigkeit von Grenzen: Steht der Wunsch des Menschen, unbehindert reisen zu können, für dessen Bedürfnis nach grenzenloser Freiheit?“

„Was symbolisieren historisch gewachsene Reiserouten wie die Seidenstraße, die Balkanroute und die Route 66 und mit welchen politischen und gesellschaftlichen Fragestellungen unserer Gegenwart verbinden wir sie? Und wie kommt es, dass Reiserouten immer noch mit männlicher Entdeckerlust assoziiert werden?“

Nachdenken über „Unterwegs, um frei zu sein?“

Diesen und weiteren Themen widmen sich die Europäischen Literaturtage von 18. bis 21. November in Krems-Stein. Die teilnehmenden Schriftstellerinnen und Schriftsteller aus dem In- und Ausland und Literaturinteressierte präsentieren dabei ganz unterschiedliche Blickwinkel auf das Leitthema „Reiserouten. Unterwegs, um frei zu sein?“

Najem Wali hält den Eröffnungsvortrag bei den Euopäischen Literaturtagen 2021
Emanuela_Danielewicz
2018 erschien Najem Walis Roman „Abraham trifft Ibrahîm. Streifzüge durch Bibel und Koran“

So spricht beispielsweise bei der Auftaktveranstaltung am 18. November im Klangraum Krems Minoritenkirche der in Deutschland lebende und aus dem Irak stammende Schriftsteller Najem Wali über die Balkanrouten und diskutiert anschließend mit der „SZ“-Journalistin Cathrin Kahlweit. Der britische Historiker Peter Frankopan referiert über die Seidenstraße und eine mögliche neue Weltordnung.

Am 19. und 20. November folgen tagsüber Gesprächsrunden und Lesungen u.a. mit Kapka Kassabova und Erika Fatland, Priya Basil und Johny Pitts, Patricia Portela und Mathijs Deen, Elisa Shua Dusapin und Lana Bastasic. In zwei Plenumsgesprächen werden die Thesen des Eröffnungsabends und das Leitmotiv zusätzlich vertieft, u.a. mit Andrea Marcolongo, Najem Wali und Karin Fleischanderl. An den Abenden laden Katja Gasser und Veronika Trubel zu Soireen u.a. mit Felicitas Hoppe, Christoph Ransmayr und Erik Fosnes Hansen ein, die von Musik und Kunstausstellungen begleitet werden.

Ehrenpreis des Buchhandels 2021 für Navid Kermani

Als Abschluss der Europäischen Literaturtage wird in einer Sonntagsmatinee in der Minoritenkirche am 21. November der mit 10.000 Euro dotierte diesjährige Ehrenpreis des Österreichischen Buchhandels für Toleranz in Denken und Handeln an Navid Kermani verliehen.

Navid Kermani erhält den Ehrenpreis des Österreichischen Buchhandels 2021
Kroesing Media Group/Dietrich Kühne
Die Jury über Navid Kermani: „Seine Literatur ist im besten Sinn transreligiös und transkulturell und zeigt Haltung im Angesicht von Ungerechtigkeit und Unmenschlichkeit“.

„Sowohl in seinem wissenschaftlichen Werk wie auch in seinen Romanen, Reportagen und Reden eröffnet Navid Kermani seinen Leserinnen und Lesern einen profunden Blick auf wenig beachtete Lebens- und Erfahrungswelten“, begründete Benedikt Föger, Präsident des Hauptverbandes des Österreichischen Buchhandels, den Entscheid der Jury. „Kermani steht damit für die Würde des Einzelnen ein – unabhängig von Herkunft oder religiösem Bekenntnis.“ Sein Engagement für eine offene, tolerante Gesellschaft und sein konsequenter Einsatz für die Menschenrechte und den Frieden machten ihn zu einem „idealen Preisträger“.

Kermani wurde 1967 in Siegen in Deutschland geboren und lebt als freier Schriftsteller in Köln. Für seine Romane, Essays und Reportagen erhielt er zahlreiche Auszeichnungen, u.a. den Kleist-Preis, den Joseph-Breitbach-Preis sowie den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. Zuletzt erschienen „Entlang der Gräben. Eine Reise durch das östliche Europa bis nach Isfahan“, „Ungläubiges Staunen. Über das Christentum“ und „Morgen ist da“, eine Sammlung seiner bedeutendsten Reden.

Der Ehrenpreis wird seit 1990 vom Hauptverband des Österreichischen Buchhandels (HVB) und dem Fachverband Buch- und Medienwirtschaft der Wirtschaftskammer Österreich ausgerichtet. Bisherige Preisträger waren u.a. Viktor Frankl, Franz König, Gerhard Roth, Simon Wiesenthal, Hugo Portisch, Christine Nöstlinger, Peter Ustinov, Barbara Coudenhove-Kalergi, Doron Rabinovici, Elif Shafak und zuletzt A.L. Kennedy.