Fast 300 Helfer und acht Hubschrauber sind in Hirschwang an der Rax seit den frühen Morgenstunden wieder im Einsatz. In den vergangenen Tagen waren insgesamt sogar 7.000 Feuerwehrleute vor Ort, unterstützt von Bergrettern und Piloten des Bundesheeres sowie der Polizei. Bei der Lagebesprechung am Dienstag nahmen auch Niederösterreichs Landeshauptfrau Mikl-Leitner und Verteidigungsministerin Tanner teil.
„Es ist unglaublich, was hier geleistet worden ist in den letzten Tagen“, sagte Mikl-Leitner. Man hoffe nun, den Einsatz in den nächsten Tagen beenden und gegen Ende der Woche Brandaus geben zu können. Die niederösterreichische Feuerwehr habe sich bereits seit mehreren Jahren auf ein derartiges Szenario vorbereitet, so etwa bei Brandbekämpfungen in Portugal oder Nordmazedonien, so Mikl-Leitner: „Diese Erfahrungen werden jetzt auch hier im Rax-Schneebergebiet eingesetzt“. So wie die niederösterreichische Feuerwehr im Ausland geholfen habe, gebe es jetzt auch internationale Hilfe aus der Slowakei, Italien und Deutschland.
Der Einsatz sei kein alltäglicher gewesen, betonte Verteidigungsministerin Tanner, „nicht nur, was das Gelände anbelangt, was die Größe des Brandes anbelangt, sondern auch, was die wichtige Aufgabe für unsere Leute ist: die internationale Koordinierung im Luftraum, die in den letzten Tagen notwendig war“. Nach der Lagebesprechung am Dienstagnachmittag, flogen Mikl-Leitner und Tanner anschließend in einem Hubschrauber über das vom Waldbrand betroffene Gebiet.
Regen bringt leichte Entspannung
Der Regen der vergangenen Nacht hat die Situation rund um den Waldbrand in Hirschwang an der Rax etwas entspannt. Von Mitternacht bis in die frühen Morgenstunden regnete oder schneite es im Schneeberg-Gebiet – zu wenig, um den Waldbrand zu beenden. „Wir haben etwas mehr als 20 Liter am Quadratmeter bekommen. Wenn man bedenkt, dass wir alleine gestern 1,3 Millionen Liter Wasser auf den Berg gebracht haben, ist der Regen nur eine kleine Ergänzung“, so Landesfeuerwehrkommandant Dietmar Fahrafellner. „Aber natürlich hilft es uns, weil alle Randbereiche durchfeuchtet werden und eine weitere Brandausbreitung so hintangehalten wird.“
„Nichtsdestotrotz müssen wir heute wieder in das Gelände. Wir haben einige offene Feuerstellen“, sagte Einsatzleiter Josef Huber. Etwa 300 Helferinnen und Helfer sind am Dienstag im Einsatz, auch Waldbrandspezialisten aus Oberösterreich und der Steiermark, die eingeflogen wurden. Sie sind speziell für den Einsatz im steilen und mittlerweile auch rutschigen Gelände ausgebildet.
Zur Unterstützung wurden je zehn Flughelfer aus Kärnten und Tirol angefordert – sie sollen laut Fahrafellner gegen Ende der Woche aushelfen, damit „unsere Flughelfer einmal kaputtes Gerät austauschen und Wartungen durchführen können“.
Gefährlicher Einsatz auf glitschigen Steigen
Der ohnehin schon sehr gefährliche Einsatz im steilen Gelände wurde durch den Regen noch gefährlicher. „Der Regen hat die unwegsamen Wege und Steige sehr glitschig gemacht, und das ist natürlich eine große Gefahr für unsere Feuerwehreinsatzkräfte“, so Huber. „Deswegen habe ich heute die Anweisung gegeben, dass sie unbedingt optimal von der Bergrettung gesichert werden müssen, damit keine Unfälle passieren.“
Auch die neun Hubschrauber sind am Dienstag wieder im Einsatz, um aus der Luft zu löschen. Die zwei Spezialhelikopter aus Deutschland – Sikorsky CH-53 – fliegen auch am Dienstag weiter, verabschiedet würden die beiden am Samstag aus Italien entsandten Canadair-Maschinen des Typs CL-415, sagte Huber.
Zusätzliche Probleme machte ein Feuer, das am Montagabend völlig überraschend im östlichen Gebiet neu ausgebrochen war. „Die Einsatzkräfte konnten den Brand aber rasch unter Kontrolle bringen. Es war unerklärlich, dass auf einmal auf einer Fläche von etwa 100 Quadratmetern so eine starke Brandentwicklung war“, so der Einsatzleiter.
Das Bundesheer führe Erkundungsflüge mit Wärmebildkameras durch, um Glutnester genau zu lokalisieren, sagte Fahrafellner. Die entsprechenden Koordinaten würden „für ganz gezielte Abwürfe“ in die Cockpits der Löschhubschrauber gespielt. Im westlichen Einsatzgebiet gibt es unterdessen viele nur sehr schwer zugängliche Stellen. Forstarbeiter schneiden deshalb Bäume um, damit anschließend gezielt aus der Luft gelöscht werden kann.
Einsatz wird mindestens noch die ganze Woche dauern
Der Waldbrandeinsatz werde mindestens bis zum Wochenende dauern, meinten Landeshauptfrau-Stellvertreter Stephan Pernkopf (ÖVP) und Fahrafellner am Dienstagvormittag. Pernkopf wies darauf hin, dass bisher bereits 180.000 Einsatzstunden geleistet wurden – und das zum größten Teil freiwillig.
Die Ursache ist weiter unklar, Ermittler gehen von einer „fremden Zündquelle“ aus. Festgestellt wurde laut Polizeisprecher Johann Baumschlager mittels Videoaufzeichnungen der Rax-Seilbahn, dass die Flammen an einer Stelle entstanden sind, an der in der Vergangenheit immer wieder Lagerfeuer gemacht worden waren.