Hören Ohr Kind
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CHRONIK

Frühförderung für Kinder mit Hörschwäche

Zwei von 1.000 Kindern, die auf die Welt kommen, sind hörbeeinträchtigt. Für Betroffene gibt es in St. Pölten eine Anlaufstelle zur Hörfrühförderung. Nach einem Erstgespräch erfolgt die Betreuung zu Hause, durch mobile Teams.

Geräusche wie Bürogespräche oder Musik aus dem Radio sind für die meisten alltäglich, egal ob nebenbei noch der Wasserkocher dampft oder das Handy klingelt. Kinder mit Hörbeeinträchtigung erleben diese Geräusche anders. Daher sind eine frühestmögliche Diagnose, idealerweise innerhalb der ersten drei Lebensmonate, sowie der Zugang zur Frühförderung besonders wichtig.

Aus diesem Grund gibt es seit 2020 in St. Pölten eine Anlaufstelle für betroffene Eltern von Kindern mit Hörbeeinträchtigung. Angeboten wird die Hörfrühförderung vom Land in Kooperation mit den Barmherzigen Brüdern Linz. „Dieses Angebot schließt eine Lücke, die davor in Niederösterreich bestanden hat“, zieht Soziallandesrätin Christiane Teschl-Hofmeister (ÖVP) nach einem Jahr Bilanz. Damals habe man die Initiative gestartet, das Projekt laufe bereits erfolgreich und es richte sich vor allem an die ganz Kleinen, so Teschl-Hofmeister. „Den Betroffenen kann in diesem Zentrum in einem Erstgespräch und dann mit den nachfolgenden Besuchen zu Hause die Sorge ein Stück weit genommen werden.“

Experte: „Wichtig ist es, keine Zeit zu verlieren“

Die Diagnose der Hörbeeinträchtigung bei einem neugeborenen Kind treffe die Eltern massiv. Wichtig sei es dennoch, keine Zeit zu verlieren, sagt Johannes Fellinger, Leiter des Instituts für Sinnes- und Sprachneurologie des Konventhospitals Barmherzige Brüder Linz. „Es geht darum, sofort in der Frühintervention nach der Diagnosestellung da zu sein und der Familie Kompetenzen zu vermitteln.“

Hörfrühförderung
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Bei einem Erstgespräch werden betroffene Eltern beraten, danach werden die Familien zu Hause betreut

Im Rahmen der Hausbesuche werden unter anderem Fragen und Anliegen zu Hörstörungen und technischen Hilfen besprochen. Auch das gemeinsame Überlegen und Ausprobieren von Situationen und Spielangeboten, die die Hör- und Sprachentwicklung des Kindes fördern, sowie das gemeinsame Erstellen von Entwicklungsplänen zur weiteren Förderung sind Gegenstand der Beratungsleistung.

Für die Initiative machte sich die Gemeinschaft Eltern und Freunde Hörgeschädigter stark, die sich für Niederösterreich gute Standards in der Hörfrühförderung wünschte. „Wir wollten, dass jedes Kind die gleiche qualitativ hochwertige Förderung bekommt, egal, ob es im nördlichen Waldviertel wohnt, an der Grenze zum Burgenland oder im Zentralraum“, sagt Petra Hausmann, Sprecherin der Gemeinschaft Eltern und Freunde Hörgeschädigter. Für Betroffene stehen pro Kind bis zu 40 Fördereinheiten im Jahr zur Verfügung. Derzeit nutzen 75 Familien dieses Angebot.