CORONAVIRUS

Antikörpertest vor Impfung „nicht sinnvoll“

Das Nationale Impfgremium (NIG) hat am Dienstag die dritte CoV-Impfung schon sechs Monate nach dem Zweitstich für alle Menschen über 18 empfohlen. Davor einen Antikörpertest zu machen sei nicht sinnvoll, sagt Karl Zwiauer vom NIG in der ZIB2.

Nachdem Risikogruppen und Ältere bereits im September den Aufruf zur Auffrischung nach sechs Monaten erhalten hätten, werde nun auch Jüngeren empfohlen, ebenfalls sechs bis zwölf Monate nach der letzten Impfung eine Booster-Impfung mit einem mRNA-Impfstoff in Anspruch zu nehmen.

Weil aktuelle Studien belegen würden, dass der Impfschutz nach sechs Monaten nachlasse, sei die Booster-Impfung in Zeiten rapide steigender Zahlen besonders wichtig, so Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne) in einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Infektiologin Ursula Wiedermann-Schmidt und Virologin Monika Redlberger-Fritz – mehr dazu in Booster-Impfung für alle nach sechs Monaten (news.ORF.at; 2.11.21).

„Haben kein Schutzkorrelat für Antikörper-Bestimmung“

Karl Zwiauer ist Mitglied des Nationalen Impfgremiums, Kinderarzt und war jahrelang Leiter der Abteilung für Kinder- und Jugendheilkunde im Universitätsklinikum St. Pölten. In der ZIB 2 sagte er am Dienstagabend, dass er es für nicht sinnvoll erachtet, die Antikörper vor einer dritten Impfung bestimmen zu lassen.

„Es gibt nach wie vor keinen sicheren Wert, der einem aussagt, ich habe tatsächlich so hohe schützende Antikörper oder ich habe so wenige, dass ich die Impfung brauche. Wir kennen Personen, die sehr hohe Antikörper-Werte hatten und die dennoch die Infektion wieder bekommen haben, andererseits gibt es Personen, die sehr niedrige Antikörpertiter haben und die nicht infiziert werden. Das heißt, wir haben kein Schutzkorrelat für die Antikörper-Bestimmung, daher fühlt man sich unter Umständen in einer falschen Sicherheit oder ist unsicher und braucht die Impfung eben trotzdem.“

„Dritter Stich“ für alle empfohlen

Studiogespräche mit der Leiterin des CoV-Krisenstabs in OÖ, Carmen Breitwieser, und Karl Zwiauer, Mitglied im Nationalen Impfgremium.

„Alle Impfungen lassen in ihrer Wirksamkeit nach“

Der Präsident der Österreichischen Ärztekammer (ÖÄK), Thomas Szekeres, hat am Dienstag empfohlen, die Drittimpfung gegen das Coronavirus „so früh wie möglich“ wahrzunehmen. Darauf angesprochen, sagt Zwiauer, dass es durchaus möglich sei, sich den dritten Stich noch rascher als sechs Monate nach der Zweitimpfung zu holen. „Allerdings sollte man bedenken, dass man sich vor dem vierten Monat diese Impfung wahrscheinlich nicht sinnvollerweise abholen sollte, auch aus dem Grund, weil diese Impfung dann innerhalb der 120 Tage nicht als dritte Impfung gelten würde. Aber ich denke, die Personen die sich sehr unsicher fühlen, die ein hohes Risiko haben, die viel Publikumsverkehr haben, viele Infektionsmöglichkeiten – für die ist es durchaus sinnvoll, diese Zeiträume zu nutzen.“

Aus nationalen und internationalen Daten wisse man, „dass alle Impfungen eigentlich nach fünf bis sechs Monaten in ihrer Wirksamkeit nachlassen. Aus Israel wissen wir, dass die Wirksamkeitsdaten von 90 Prozent auf unter 80 Prozent absinken und daher ist diese Empfehlung definitiv eine solche, die allen jetzt offen steht“, so der Mediziner.