Reittherapie mit Kamelen
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Gesundheit

St. Veit: Reittherapie mit Kamelen

Am Weghof in St. Veit an der Gölsen (Bezirk Lilienfeld) bietet Anita Vonwald tiergestützte Pädagogik für Kinder mit geistigen und körperlichen Beeinträchtigungen an. Dabei setzt sie neben Pferden, Ziegen und Schweinen auch auf Kamele.

Raffael ist neun Jahre alt. Er kam als Frühchen in der 26. Schwangerschaftswoche zur Welt. In den Tagen nach seiner Geburt kam es zu schweren Komplikationen. Wegen einer Gehirnblutung ist Raffael geistig und körperlich beeinträchtigt.

„Die linke Hand kann er nicht bewegen, den linken Fuß auch nicht. Das wirkt sich auf den kompletten Bewegungsapparat aus, weil die Hüfte auch nicht so mitspielt“, erzählt seine Mutter Tatjana.

Kamelreiten stärkt die Muskulatur

Die Reittherapie auf dem Weghof in St. Veit an der Gölsen ist für Raffael nicht nur ein großer Spaß, sie hilft ihm auch in seiner Entwicklung. Mit verschiedenen Übungen werden Raffaels Gleichgewicht und Motorik trainiert und seine schwache Muskulatur gestärkt.

Jede Reiteinheit bringt kleine Erfolge. „Man merkt beim Gehen am nächsten Tag, wenn der Muskelkater vorbei ist, dass er dann wirklich gefestigt ist“, schildert seine Mutter.

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Raffael macht das Kamelreiten viel Spaß. Aber es ist auch für seine Gesundheit gut.

Auf ihrem Hof verbindet Anita Vonwald ihre beiden Leidenschaften – Kinder und Tiere. „Raffael war in einem Rollstuhl, als er vor vier Jahren zu uns gekommen ist“, erinnert sie sich. „Jetzt braucht er gar keinen Rollstuhl mehr, er hat einen Rollator und macht das schon super. Das Reiten bewirkt wirklich Wunder, weil alles bewegt wird. Es ist fürs Gehirn gut, für den Körper gut und deswegen ist es sehr gut für Raffael.“ Zur Therapie gehört auch die Pflege der Tiere, dabei wird Raffaels Motorik trainiert.

„Kamele sind besonders ausgeglichen“

Reittherapie mit Pferden kennt man. Auf die in Niederösterreich eher ungewöhnliche Therapie mit Kamelen setzt Vonwald, „weil sie eben so ausgeglichen sind und so ruhig sind. Man braucht sie nur anschauen. Sie zeigen ihre Ausgeglichenheit durch ihr Gesicht, durch ihre Mimik, durch ihr Verhalten. Sie sind extrem ruhig, man kann viel mit ihnen machen“, sagt die tiergestützte Therapeutin.

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Am Ende der Reitstunde darf Raffael die Kamele mit Leckerlis belohnen

Vonwald fährt von Zeit zu Zeit auch mit den Kamelen ins Pflegeheim, um den älteren Menschen eine Freude zu bereiten. „Wenn ich in ein Heim kommen würde, würde ich mich auch freuen, wenn Tiere kämen“, meint sie.

Der neunjährige Raffael kommt jede Woche zur Therapie. Am Ende seiner Reitstunde darf er die Kamele mit Leckerlis belohnen. „Ich bin Anita so dankbar für das Menschliche, weil sie überhaupt keine Berührungsängste hat“, sagt Raffaels Mutter. „Sie hat Raffael von Anfang angenommen und gesagt: Das mach’ ma schon.“