APA1620106-2 – 09122009 – LINZ – …STERREICH: ZU APA-TEXT WI – Illustration zum Thema „Voestalpine“: Im Bild ein Lehrling am 24. November 2009 bei der Ausbildung am Standort Linz. Die voestalpine ist ein weltweit agierender Konzern mit einer Vielzahl von spezialisierten und flexiblen Unternehmen, die Stahlprodukte fertigen, verarbeiten und weiterentwickeln. APA-FOTO: HANS KLAUS TECHT
APA/HANS KLAUS TECHT
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Bildung

Berufswahl ist auch Elternsache

Eltern wollen bei der Berufswahl ihrer Kinder mehr eingebunden werden und wünschen sich mehr Unterstützung durch die Schule. Eine Studie der Pädagogischen Hochschule Niederösterreich, Wirtschafts- und Arbeiterkammer betont die Rolle der Eltern.

Welcher Beruf am Besten zu einem passt, ist für die meisten Jugendlichen wohl die zentrale Frage des Lebens. Schließlich geht es um nichts Geringeres als um die eigene Zukunft. Viele suchen deshalb Rat bei den eigenen Eltern. Doch die, so das Ergebnis der Studie der Pädagogischen Hochschule Baden, wüssten oft selbst zu wenig über die Chancen und Möglichkeiten, die es für ihre Kinder gibt.

Von den 680 für die Studie befragten Eltern wünschen sich 90 Prozent mehr realistische Informationen über das Berufsangebot, die notwendigen Qualifikationen und die Abläufe der Bewerbungsprozesse. „Das Problem für die Eltern ist, dass es eine Vielzahl an Berufsmöglichkeiten gibt, dass neue Berufe oft nicht bekannt sind, und, dass sich traditionelle Berufe gerade sehr stark verändern“, erklärt Norbert Kraker, Vizerektor der Pädagogischen Hochschule Niederösterreich und Studienautor. Ohne diese Informationen könnten Eltern ihre Kinder nicht im ausreichenden Maß unterstützen. Und weiter: „Ein digitales Angebot mit klarer Struktur könnte die Expertise von AK und WK nutzen, um Jugendliche, deren Eltern und Lehrpersonen im gemeinsamen Prozess zu stärken.“

Wieser: „Nicht auf Stärken und Talente verzichten“

„Wir können es uns nicht leisten, auf die persönlichen Stärken und Talente eines jeden einzelnen zu verzichten“, sagte bei der Studienpräsentation am Donnerstag Markus Wieser, Präsident der Arbeiterkammer Niederösterreich (AKNÖ). Die stärkere Einbindung der Eltern solle auf lange Sicht auch dem Fachkräftemangel entgegenwirken. In Niederösterreich gibt es 230 Lehrberufe, doch 60 Prozent aller weiblichen und männlichen Lehrlinge entscheiden sich derzeit für die Ausbildung in jeweils nur zehn Berufen. Damit sich die Nachfrage künftig besser verteile, will man sowohl Eltern als auch Jugendliche stärker über die vielfältigen Berufsmöglichkeiten informieren, so Wieser.

Zu den beliebtesten Lehrberufen für Männer zählen in Niederösterreich derzeit Elektrotechnik, Metalltechnik und Kraftfahrzeugtechnik. Bei Frauen sind besonders Einzelhandel, Friseurin und Bürokauffrau gefragt. Die meisten Fachkräfte würden derzeit besonders in den Bereichen Nachhaltigkeit und Ökologie gesucht.

Vertragsunterzeichnung zwischen AK, WK und Pädagogische Hochschule Niederösterreich
photonews.at/Georges Schneider
Der Kooperationsvertrag für den Masterlehrgang Berufsorientierung wurde am Donnerstag für weitere drei Jahre unterzeichnet (v.l): WKNÖ-Präsident Wolfgang Ecker, Norbert Kraker und Simone Breit (beide Pädagogische Hochschule Niederösterreich) und AKNÖ-Präsident Markus Wieser

Die Sozialpartner arbeiten bereits seit sechs Jahren mit der Pädagogischen Hochschule Niederösterreich in Baden zusammen und hätten hier gemeinsam österreichweite Vorzeigeprojekte umgesetzt und Berufsorientierung in der Aus- und Weiterbildung der Lehrerkräfte etabliert, hieß es am Donnerstag. Ein Eckpfeiler sei dabei der Master-Lehrgang für Berufsorientierung: „Mittlerweile gibt es bereits fünf Master-Lehrgänge an der Pädagogischen Hochschule Niederösterreich mit rund 75 Absolventen. Es freut mich daher, dass wir unseren Kooperationsvertrag heute um drei Jahre weiter verlängern können“, sagte der AKNÖ-Präsident.

Ecker: „Die App ist ein bestmögliches Hilfsmittel“

Für Eltern und deren Kinder sei es oft schwierig, im weiten Feld der Ausbildungsmöglichkeiten den Überblick zu behalten, sagte Wolfgang Ecker, Präsident der Wirtschaftskammer Niederösterreich (WKNÖ). Gemeinsam mit der AKNÖ setze man zahlreiche Maßnahmen, um zu unterstützen und zu begleiten. "Aktuell arbeiten wir an einer Berufsorientierungs-App, die sich gerade in der Testphase befindet. Damit wollen wir den Eltern ein Hilfsmittel an die Hand geben, mit dem sie ihre Kinder bestmöglich bei der Berufswahl unterstützen können“, erklärte der WKNÖ-Präsident.

Wie funktioniert diese App: „Zunächst wird gemeinsam mit dem Kind ein Interessen- und Kompetenzprofil erstellt. Dann geht es um das Finden passender Berufsbilder – zugeschnitten auf die Wünsche und Stärken des Kindes. In einer dritten Phase erhalten Eltern und Kinder dann konkrete Informationen, um die nächsten Schritte planen zu können.“