Raxgebiet nach Waldbrand
ORF / Thomas Koppensteiner
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Chronik

Vorläufiges „Brand aus“ im Rax-Gebiet

Bei dem Waldbrand in Hirschwang in der Marktgemeinde Reichenau an der Rax (Bezirk Neunkirchen) ist nach 13 Einsatztagen vorläufig „Brand aus“ gegeben worden. An Ort und Stelle waren in Summe fast 9.000 Helfer, darunter mehr als 7.750 Feuerwehrleute.

Es gebe noch ein paar „Kleinigkeiten“, und noch sei nicht jedes Glutnest abgelöscht, teilte Landesfeuerwehrkommandant Dietmar Fahrafellner in einer Pressekonferenz am Samstag mit. Die übrigen Wärmequellen werde man in den nächsten Tagen „mit Argusaugen betrachten“, etwa mit Wärmebildkameras und Kontrollflügen, „aber der große Löscheinsatz ist einmal beendet“, so Fahrafellner.

Insgesamt waren fast 9.000 Helferinnen und Helfer im Einsatz, darunter etwa 8.000 Feuerwehrleute. Unterstützung kam unter anderem vom Innenministerium, dem Bundesheer und der Bergrettung, zog Landeshauptfrau-Stellvertreter Stephan Pernkopf (ÖVP) Bilanz: „Es haben nicht nur hier alle zusammengeholfen, sondern wir haben auch Hilfe aus anderen Staaten bekommen.“

Fünf Millionen Liter Wasser aus der Luft abgeworfen

Italien entsandte zwei Canadair-Maschinen des Typs CL-415, die mit der Löschwasserentnahme aus der Neuen Donau rund um Allerheiligen auch in Wien für Furore sorgten und zahlreiche Schaulustige anzogen. Aus Deutschland kamen zwei Spezialhubschrauber – Sikorsky CH-53 – und aus der Slowakei eine Maschine vom Fabrikat Mil Mi-17. „Die Kameradinnen und Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr waren heuer schon in Nordmazedonien und Belgien, um bei Naturkatastrophen zu helfen. Diese europäische Solidarität und der Dank ist nun zurückgekommen und zurückgegeben worden“, führte Pernkopf ins Treffen.

Bilanz PK Waldbrand
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LH-Stv. Stephan Pernkopf, Landesfeuerwehrkommandant Dietmar Fahrafellner und Einsatzleiter Josef Huber zogen am Samstag Bilanz über 13 Tage Waldbrandeinsatz.

Durchgeführt wurden von 16 Fluggeräten aus dem In- und Ausland 4.348 Turns, die über dem Rax-Schneeberg-Gebiet abgeworfene Wassermenge belief sich auf etwa fünf Millionen Liter. Geleistet wurden 619 Pilotenstunden.

„Helden von Hirschwang“

„Sie alle sind die Helden von Hirschwang“, sagte Pernkopf. „Wir haben gesehen: Die Kräfte der Natur sind stark, aber auch die Kräfte der Einsatzkräfte sind unglaublich stark.“ Fahrafellner ortete „höchst außerordentliche Leistungen“ der Einsatzkräfte: „Die niederösterreichischen Feuerwehren haben wieder mal bewiesen, dass sie bestens aufgestellt, hoch motiviert und hervorragend ausgebildet sind. Und noch eines hat uns dieser Einsatz vor Augen geführt: dass unsere Investitionen in die Waldbrandbekämpfung eine richtige Entscheidung waren.“ Zudem habe die Feuerwehr gezeigt, dass sie über lange Zeit funktionstüchtig und einsatzbereit bleiben könne.

Bezirkskommandant Huber sagte, dass „anstrengende und höchst fordernde Tage für alle, die an diesem Einsatz beteiligt waren“, zu Ende gehen. „Ich möchte allen Mitgliedern ein großes Kompliment aussprechen und ihnen Danke sagen, für ihren vorbildlichen und ungebrochenen Einsatz über so viele Tage“, hob der Bezirksfeuerwehrkommandant hervor.

Vorläufiges „Brand aus“ im Rax-Gebiet

Bei der Bekämpfung der Flammen im Rax-Gebiet ist ein vorläufiges „Brand aus“ gegeben worden. ORF-Reporter Thomas Koppensteiner berichtet am Samstag über die aktuelle Lage und die mögliche Brandursache.

Einer der aufwendigsten Einsätze

Der Waldbrand war am Montag vergangener Woche am Mittagstein in Hirschwang ausgebrochen. Das Feuer breitete sich extrem rasch aus – innerhalb von zehn Stunden von fünf auf etwa 115 Hektar. Feuerwehrangaben zufolge entwickelte sich in steilem und felsigem Gelände einer der aufwendigsten Löscheinsätze im Bereich der Waldbrandbekämpfung der vergangenen Jahrzehnte.

Seitens der Feuerwehrmitglieder wurden nach Angaben von Franz Resperger vom Landeskommando in Summe 186.072 Einsatzstunden geleistet. An Ort und Stelle waren außerdem 1.355 Fahrzeuge. 33 Katastrophenhilfsdienstzüge brachten es mit einer Personenstärke von knapp 3.000 Leuten auf 71.928 Einsatzstunden.

Fotostrecke mit 6 Bildern

Ein Black Hawk des Bundesheeres im Waldbrandeinsatz am Sonntag, 31. Oktober 2021
APA/BUNDESHEER/PUSCH
Der Kampf gegen die Flammen aus der Luft wurde immer wichtiger: Das Bundesheer war mit sechs Hubschraubern vertreten, hier im Bild einer von zwei Black Hawks
Ein Polizeihubschrauber im Waldbrandeinsatz am Sonntag, 31. Oktober 2021
APA/BUNDESHEER/PUSCH
Das Inneministerium stellte vier Hubschrauber
Einer der beiden deutschen Hubschrauber
ORF/Gernot Rohrhofer
Einer der beiden Helikopter aus Deutschland am Sonntagnachmittag
Slowakischer Hubschrauber in Hirschwang
Einsatzdoku/Lechner
Die Militärmaschine aus der Slowakei war ebenfalls seit Sonntag im Einsatz
Löschflüge über dem Waldbrand bei Hirschwang am Sonntagvormittag
EINSATZDOKU/Lechner
Italien half seit Samstagnachmittag mit zwei Löschflugzeugen
Hubschrauber „Knaus“ beim Waldbrand
ORF
Der Super Puma des Unternehmens Heli Austria

14 Verletzte bei Löscharbeiten, 24 CoV-Infektionen

Es gab 14 Verletzte bei den Löscharbeiten, wobei aber keine schweren Blessuren registriert wurden. Auch das Coronavirus machte nicht halt vor den Helfern: Bis Samstag wurden laut Landessanitätsstab 24 Fälle verzeichnet.

Das Innenministerium entsandte 132 Mitglieder in den Bezirk Neunkirchen, das Bundesheer 337 und die Bergrettung 283. Ebenfalls an Ort und Stelle waren 88 Personen aus der Forstdirektion Wien. Die Waldflächen im Bereich Hirschwang stehen nämlich im Eigentum der Gemeinde Wien, weshalb auch der Wiener Forstdirektor Andreas Januskovecz und der Chef der Forstverwaltung, Peter Lepkowicz, der Einsatzleitung mit ihrem Wissen zur Verfügung standen.

Bei den Löscharbeiten eingebunden waren Kräfte aus allen Bundesländern, wurde betont – „vor allem von den Feuerwehren aus Oberösterreich, Salzburg, der Steiermark, Tirol, Kärnten, dem Burgenland und Wien“. 103 Mitglieder des Sonderdienstes Versorgung bereiteten in 1.800 Einsatzstunden 13.549 Mahlzeiten zu. Verzehrt wurden 2.600 Kilo Fleisch und Wurst sowie 23.500 Semmeln.

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Waldbrand bei Hirschwang Einsatz in der Nacht von Freitag auf Samstag
Patrik Lechner/Einsatzdoku
In der Nacht auf Samstag waren in Hirschwang etwa 200 Einsatzkräfte tätig, so Einsatzleiter Josef Huber
Waldbrand bei Hirschwang Einsatz in der Nacht von Freitag auf Samstag
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Waldbrand bei Hirschwang Einsatz in der Nacht von Freitag auf Samstag
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Waldbrand bei Hirschwang Einsatz in der Nacht von Freitag auf Samstag
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Waldbrand bei Hirschwang Einsatz in der Nacht von Freitag auf Samstag
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Waldbrand bei Hirschwang Einsatz in der Nacht von Freitag auf Samstag
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Waldbrand bei Hirschwang Einsatz in der Nacht von Freitag auf Samstag
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Waldbrand bei Hirschwang Einsatz in der Nacht von Freitag auf Samstag
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Waldbrand bei Hirschwang Einsatz in der Nacht von Freitag auf Samstag
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Waldbrand bei Hirschwang Einsatz in der Nacht von Freitag auf Samstag
Patrik Lechner/Einsatzdoku

Brandursache könnte Lagerfeuer gewesen sein

Hinsichtlich der Brandursache gehen die Ermittler weiter von einer „fremden Zündquelle“ aus. Ein Lagerfeuer könnte dabei eine Rolle gespielt haben. Zeugeneinvernahmen werden vorgenommen, Luftbilder ausgewertet, hieß es seitens der Landespolizeidirektion Niederösterreich. Im Laufe der kommenden Tage werden die Ermittler auch immer wieder im betroffenen Waldgebiet unterwegs sein.