Am 1. Jänner 1984 brach im Föhrenwald bei Markt Piesting Feuer aus, vermutlich ausgelöst durch eine verspätete Silvesterrakete. „Das war definitiv ein prägendes Ereignis, am Neujahrstag 1984“, erinnert sich der ehemalige Bezirksfeuerwehrkommandant von Wiener Neustadt, Franz Wöhrer, der damals Zugskommandant der örtlichen Feuerwehr und einen Tag lang auch Einsatzleiter war, im Gespräch mit noe.ORF.at.
„Der Einsatz hat eigentlich harmlos ausgehen, es hat sich aber ein Feuersturm entwickelt“, erzählt Wöhrer. Wie in einem Kamin zogen die Flammen den Hang hinauf. Der erste Trupp der Feuerwehr hatte großes Glück. Er stand nämlich vor einem geschlossenen Bahnschranken, verlor somit wertvolle Minuten, die womöglich Leben retteten.
„Es kam zu einem Wipfelbrand, die Einsatzkräfte mussten sich sofort zurückziehen, weil das Feuer gleich über hunderte Meter übergesprungen ist“, berichtet Wöhrer über die dramatischen Ereignissse 1984. Über Markt Piesting hatte sich zu dem Zeitpunkt bereits eine dichte Rauchwolke gelegt.
„Brand aus“ erst nach sechs Tagen
90 Feuerwehren und 1.080 Helfer waren im Einsatz, auch Löschhubschrauber und -flugzeuge rückten an. Erst nach sechs Tagen konnte „Brand aus“ gegeben werden. „Wir waren lange nicht so ausgerüstet wie heute“, erinnert sich Wöhrer. Der Brand erstreckte sich über drei Gemeindegebiete. 72 Hektar des Föhrenwaldes waren betroffen, etwa 40 Hektar wurden komplett zerstört.
In Online-Einträgen ist bis heute gar vom größten Waldbrand Österreichs zu lesen, der 400 Hektar umfasst haben soll. Dabei handelt es sich aber um einen Fehler, stellt Wöhrer klar. „Ich glaube, dass es sich dabei um einen Rechenfehler handelt und die Kommastelle verschoben wurde.“
Zahlreiche Bäume mussten nach dem Brand geschlägert werden, auf den kahlen Flächen sind nach fast 38 Jahren teilweise wieder Föhren nachgewachsen. An jenen Bäume, die das Feuer überlebt haben, sind heute teilweise noch Brandspuren zu erkennen.
In Gedenken an den Großeinsatz 1984 wurde mitten im damaligen Brandgebiet ein Florianikreuz errichtet. Es soll zugleich aber auch eine Art Mahnmal sein. Nicht umsonst wurde gleich daneben ein großes Schild mit dem Hinweis „Achtung, Waldbrandgefahr! Rauchen, Feuer & offenes Licht verboten!“ montiert. „Es muss aber immer etwas Großes passieren, damit die Leute zu denken beginnen“, sagt Wöhrer.
Großbrände auch in den Folgejahren
Der Großbrand 1984 im Piestingtal hatte jedenfalls ein Ausmaß, das in Niederösterreich so schnell nicht wieder erreicht werden sollte. Großes Aufsehen erregte allerdings bereits einige Jahre später, 1992, ein Brand am Schneeberg. Die Einsatzkräfte gingen davon aus, dass das Feuer durch Funkenflug der dampfbetriebenen Zahnradbahn ausgelöst wurde, berichtete ORF-Reporter Jörg Hofer vom Schneeberg.
Bei einem Brand am Anninger 1994 wurden 40 Wanderer gerettet. Die dichten Rauchschwaden waren bis nach Wien zu sehen. 40 Hektar Wald standen im Jahr 2000 in Hernstein (Bezirk Baden) in Flammen. Nachbarn hatten das Feuer entdeckt und Alarm geschlagen. 2014 löste ein Harvester, der bei Holzarbeiten Feuer fing, einen Waldbrand bei Lilienfeld aus.
In jüngster Vergangenheit war es aber immer wieder der Föhrenwald in den Bezirken Wiener Neustadt und Neunkirchen, der Schlagzeilen machte. Im April 2020 standen bei Saubersdorf (Bezirk Wiener Neustadt) 30 Hektar Wald in Flammen, der letzte größere Waldbrand vor jenem in Hirschwang erreignete sich im Juli 2021 in Gutenstein (Bezirk Wiener Neustadt).
Hirschwang übertrifft alles
Mit 115 Hektar übertraf der jüngste Waldbrand in Hirschwang an der Rax (Bezirk Neunkirchen) jedoch alles Bisherige. Das Feuer hatte am 25. Oktober auf fünf Hektar begonnen und sich über Nacht – angefacht vom starken Wind – innerhalb von nur zehn Stunden ausgedehnt.
9.000 Helferinnen und Helfer waren am Kampf gegen die Flammen beteiligt, 8.000 davon von der Feuerwehr, der Rest von Bundesheer, Polizei, Bergrettung und der Forstdirektion Wien. Insgesamt wurden rund 200.000 Einsatzstunden geleistet, 95 Prozent davon ehrenamtlich – mehr dazu in „Größter Waldbrand, den es je gab“ (noe.ORF.at; 26.10.2021).
Der starke Wind und das steile, unwegsame Gelände erschwerten die Löscharbeiten. 16 Löschhubschrauber und -flugzeuge – zum Teil auch aus Deutschland, Italien und der Slowakei – flogen 4.400 sogenannte Turns und warfen fast fünf Millionen Liter Wasser ab. Erst nach 13 Tagen konnte am 6. November ein vorläufiges „Brand aus“ gegeben werden – mehr dazu in Vorläufiges „Brand aus“ im Rax-Gebiet (noe.ORF.at; 6.11.2021).
Als Brandursache gilt das „Einbringen einer fremden Zündquelle“. Konkret hat man den Verdacht, dass ein illegales Lagerfeuer den bisher größten Waldbrand der Geschichte in Niederösterreich ausgelöst haben dürfte. Auf Videoaufnahmen der Rax-Seilbahn vom gegenüberliegenden Hang aus ist am 25. Oktober kurz vor 11.00 Uhr eine erste Rauchsäule zu sehen, die aus dem Wald hochsteigt. Derzeit werden Zeugenbefragungen und Auswertungen von Luftaufnahmen durchgeführt.