Frau in NÖ Industriebetrieb
Felix Büchele
Felix Büchele
Wirtschaft

Industrie fordert mehr Kinderbetreuung

Der Fachkräftemangel macht der Industrie zu schaffen. Jetzt will man mit einer Imagekampagne Interesse für Industriejobs wecken und setzt dabei auch vermehrt auf Frauen. Ein Hindernis sei die Kinderbetreuung, heißt es von der Industriellenvereinigung.

„Industrie macht Sinn“ – mit diesem Slogan wollen Niederösterreichs Industriebetriebe für mehr Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werben – mit witzigen Wortspielen soll vor allem bei den Jüngeren Interesse geweckt werden. Aktuell sind 2.600 Lehrlinge in 200 Betrieben in Ausbildung. Drei Viertel aller Unternehmen planen, in den nächsten Jahren neue Arbeitskräfte aufzunehmen. Doch es fehlt an fachlich geeigneten Bewerberinnen und Bewerbern, heißt es.

„Fachkräftemangel ist eine beinharte Realität in Niederösterreich. Das Problem verschärft sich. Im Vorjahr war jeder fünfte Betrieb betroffen, heuer jeder dritte Betrieb. Und weniger Fachkräfte heißt, dass wir am Ende des Tages unsere Aufträge nicht erfüllen können, die Innovationen nicht vorantreiben können und die Wettbewerbsfähigkeit gefährden“, erklärt Helmut Schwarzl, Spartenobmann Industrie in der Wirtschaftskammer Niederösterreich.

Zu wenig geeignete Bewerber für Industrieberufe

Laut einer Umfrage unter den Unternehmen gebe es mehrere Ursachen für den Fachkräftemangel. 57 Prozent geben an, dass es generell zu wenige fachlich geeignete Bewerber gibt. 26 Prozent sehen ein zu geringes Interesse an den in der Industrie angebotenen Berufen. „Und mehr als 30 Prozent meinen, dass es Defizite in der Pflichtschulausbildung gibt. Wir müssen uns verlassen können, dass Leute nach neun Jahren Pflichtschule einfach über Qualifikationen verfügen, die eine Basis für eine Berufslaufbahn darstellen“, so Schwarzl.

Thomas Salzer IV NÖ, Max Mayerhofer (Werbeagentur), Sarah Fischer (Lehrling) und Helmut Schwarzl (WK NÖ)
Josef Bollwein
IV-NÖ-Präsident Thomas Salzer, Max Mayerhofer (Werbeagentur attack), Sarah Fischer (Lehrling) und WKNÖ-Industrie-Spartenobmann Helmut Schwarzl (v.l.) präsentieren gemeinsam die Herbstkampagne, um den Fachkräftemangel zu bekämpfen

Der Frauenanteil liegt bei nur 17 Prozent. Eine davon ist Sarah Fischer. Sie absolviert eine Doppellehre als Kunststoffformgeberin und Werkzeugbautechnikerin. Sie schätzt vor allem die Aufstiegschancen, die sich ihr bieten. „Man kann die Matura machen, die HTL-Abendschule oder auch studieren. Das wird von den Firmen sehr gefördert. Denn die Firmen hoffen, dass man zum Unternehmen zurückkommt und mehr Erfahrung und Wissen ins Unternehmen zurückbringt.“

Unternehmen fordern bessere Kinderbetreuung

Die Unternehmen fordern ein besseres Betreuungsangebot für Kinder sowie mehr Ganztagesschulen. Vom Barcelona-Ziel, nämlich Betreuung für 33 Prozent der unter Zweijährigen, sei man in Niederösterreich weit entfernt. „In Niederösterreich liegen wir bei knapp 26 Prozent. Und auch später ist es nicht einfach, Kinder am Nachmittag so betreut zu haben, dass sie gut versorgt sind“ kritisiert Thomas Salzer, Präsident der Industriellenvereinigung Niederösterreich (IV-NÖ).

„Dadurch, dass die Kinderbetreuung noch nicht so toll ist, wie wir sie gerne hätten, gehen uns auch viele Frauen in der Industrie und der Wirtschaft insgesamt als Mitarbeiterinnen verloren. Das ist ein wesentliches Potenzial für zukünftige Fachkräfte“, so Salzer. Einen Gehaltsunterschied zwischen Frauen und Männern – wie in anderen Bereichen üblich – gebe es in der Industrie nicht, so Salzer. Für den gleichen Job würde unabhängig vom Geschlecht das Gleiche bezahlt.