Traubeneiche ist nicht gleich Traubeneiche. Etwa 400 Individuen, oder Genotypen, der Eichenart wurden für das Forschungsprojekt im Nationalpark Thayatal ausgewählt und genetisch analysiert. Sie variieren etwa, wenn es darum geht, wie sie Wasser nutzen und wie lange sie ohne Wasser auskommen.
Die Traubeneiche sei ein Fein-Tuner, sagt Projektleiterin Marcela van Loo. „Je nach Genotyp schaltet sie unterschiedliche Gene ein, dann überaktiviert sie manche, andere unterdrückt sie. Das sind vor allem jene Gene, die für die Wassereffizienz zuständig sind.“
Einige Traubeneichen aus dem Nationalpark sind bis zu 240 Jahre alt. Sie wuchsen in extremen Bedingungen: auf Felsen, dem Wind stark ausgesetzt, das Wasser läuft abwarts ins Tal und bleibt den Bäumen nicht im Boden erhalten. Die Traubeneiche aber überstand die Extreme. Genau dieser Umstand macht sie angesichts der Erderwärmung interessant.
Eine Erwärmung von 1,5 Grad könnte nach Berechnungen des Weltklimarates (IPCC) schon gegen 2030 erreicht werden. Extremwetterereignisse wie Hitze werden häufiger. Die Traubeneiche, im Unterschied zu anderen Eichen- und Baumarten, steht aber längere Trockenphasen gut durch, wie Projektleiterin Van Loo sagt. Sie ist im Bundesforschungszentrum für Wald (BfW) für Herkunftsforschung zuständig.
Anspruchslose „Zukunftsbaumart“
„Über die Traubeneiche wissen wir, dass sie auf unterschiedlichen Substraten wachsen kann, dass sie anspruchslos ist, was Nährstoffe oder pH-Wert angeht. Und wir wissen, dass sie von selbst relativ gut trockene Standorte besiedelt und wächst.“ Im Osten Österreichs, etwa auch im Waldviertel, machen die langen Trockenphasen vielen Arten bereits Probleme. Die Traubeneiche sei hier sehr resistent, so Van Loo.
Die Eicheln der 400 Mutterbäume aus dem Nationalpark Thayatal werden im Versuchsgarten in Tulln gezüchtet. 9.000 Eicheln pflanzte das Forschungsteam. Acht Monate später sind manche etwa zehn Zentimeter groß.
„Die Traubeneiche ist eine Zukunftsbaumart. Mit diesem Erntesaatgut, das wir durch diese Bäume dann bekommen, können wieder neue Bestände begründet werden, etwa dort, wo ein Wald bereits am Limit ist“, so Sophie Ette, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Bundesforschungszentrum für Wald und Forstwirtin.
Saatgut für Forschung und Forstwirtschaft
Die Mutterbäume wurden auch auf ihren Ursprung untersucht: ob sie heimische Arten sind, die sich nach der Eiszeit vor 12.000 Jahren ansiedelten, oder erst vor einigen Jahrhunderten gesetzt wurden. „Es ist immer besser, mit heimischen Arten zu arbeiten. Irgendwann wird es durch den Klimawandel so warm werden, dass wir vielleicht aber Bäume aus Italien oder vom Balkan ausprobieren müssen“, so Marcela Van Loo.
Mutter Erde
Unter dem Motto „Klima schützen, Arten schützen“ findet der Schwerpunkt der Initiative „Mutter Erde“ statt. Vom 3. bis 12. November beleuchtet der ORF in TV, Radio und online den Zusammenhang von Klimawandel und Artensterben.
Im nächsten Herbst kommen die auserwählten Traubeneichen von Tulln auf Flächen ins Waldviertel. Eine Fläche werde mit Traubeneichen bepflanzt, die eine „hohe genetische Vielfalt widerspiegeln“, so Sophie Ette. Diese Bäume können als Demonstrationsfläche und für weitere Forschung genutzt werden. Die zweite Fläche werde mit besonders trockentoleranten Eichen bepflanzt. Das Saatgut gehe dann an die Forstwirtschaft.
„Weil wir durch unsere Untersuchung sicher sind, dass die Traubeneiche sich über Generationen an geringe Nährstoffe und wenig Wasser angepasst hat und das weitervererbt“, erklärt Sophie Ette. Jede Eichel habe die genetische Information in sich, um wärmere Temperaturen und Trockenphasen zu durchstehen. Innerhalb des Projekts nennt das Forscherteam die Traubeneiche deswegen auch Trockeneiche.