Elisabeth Zoubek
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„Ganz persönlich“

Adamah-Biohof: „Unternehmertum im Blut“

Elisabeth Zoubek hat vor kurzem den Adamah-Biohof in Glinzendorf (Bezirk Gänserndorf) mit ihren Brüdern übernommen. Das Unternehmertum liege ihr im Blut, sagte sie im noe.ORF.at-Interview – und sie sprach über die Herausforderung Generationenwechsel.

Der Adamah-Biohof wurde 1997 von Gerhard Zoubek als Quereinsteiger im Marchfeld gegründet. „Adamah" ist das hebräische Wort für „Ackerboden, lebendige Erde“, so setzte Zoubek Artenvielfalt und biologische Landwirtschaft. Mit dem Vertrieb der Biokistln mit erntefrischem Obst und Gemüse gehörte man auf diesem Gebiet zu den Vorreitern, mittlerweile zählt man 8.000 Kundinnen und Kunden.

Das Sortiment wurde größer: Im Biokistl finden neben Lebensmitteln etwa auch Haushaltswaren wie Zahnpasta Platz. Das Liefergebiet umfasst den Großraum Wien bis St. Pölten, Eisenstadt, Wr. Neustadt und Neusiedl.

Jetzt übernahmen Gerhard Zoubeks Kinder den Bio-Betrieb. Die Tochter, Elisabeth Zoubek, leitet den Betrieb gemeinsam mit ihren drei Brüdern. Wachsen mit Bedacht ist ihr Ziel. Von der Krise konnte der Adamah-Biohof profitieren, sagt die Geschäftsführerin im Gespräch mit Eva Steinkellner-Klein.

noe.ORF.at: Wir haben uns bei Ihnen am Hof getroffen. Es ist wirklich sehr idyllisch. Verlief der Generationswechsel auch so idyllisch oder gab es Reibereien?

Elisabeth Zoubek: Ich würde nicht Reibereien sagen, aber natürlich war nicht alles so harmonisch, wie es vielleicht von außen wirkt. Wir sind sehr gut vorbereitet worden, schon seit Jahren gibt es bei uns einen Familienrat, wo sich die ganze Familie trifft, also meine Brüder und ich. Wir setzen uns mit einem Coach zusammen und es gibt immer eine Agenda, das heißt, wir haben Themen, die wir besprechen, die man im Alltag sonst nicht bespricht. Wir haben auch gelernt, uns Feedback zu geben, sonst hätten wir das nicht geschafft.

noe.ORF.at: Sie haben eine Coach engagiert?

Zoubek: Genau. So konnten wir Dinge ansprechen, die wir sonst nicht angesprochen hätten. Das war total wichtig in dem Prozess, weil gerade unter Geschwistern werden Themen oft nicht angesprochen oder umgangen und in dem Fall haben wir das einfach machen müssen.

noe.ORF.at: Sie haben drei Brüder. Muss man sich da als Frau besonders durchsetzen?

Zoubek: Schon, ich habe mit meinen Brüdern schon viel erlebt und ich habe gelernt, mich durchzusetzen. Es war für mich eine aktive Entscheidung, diese Geschäftsführung zu übernehmen, zu sagen: ja ich traue mir das zu. Ich habe von den Menschen in meiner Umgebung auch immer viel Rückenwind bekommen.

Eva Steinkellner-Klein im Gespräch mit Elisabeth Zoubek
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Elisabeth Zoubek (r.) im Gespräch mit Eva Steinkellner-Klein

noe.ORF.at: War schon in der Kindheit so, dass sie sich gegen die Brüder durchsetzen mussten?

Zoubek: Einer ist jünger als ich, aber die älteren haben mir schon viel gelehrt. Ja, da habe ich sicher ein Paket mitbekommen, mit dem ich mich auch in Zukunft gut durchsetzen kann.

noe.ORF.at: Brauchen Sie auch manchmal eine Pause voneinander?

Zoubek: Wir verstehen uns wirklich gut. Aber vor allem ich brauche auch mein Rückzugsgebiet. Wir wohnen alle in der Nähe, da ist es schon auch gut, wenn man sich ein paar Tage nicht sieht.

noe.ORF.at: Haben Ihre Eltern in der Jugend oder Kindheit schon durchblicken lassen, dass sie gern hätten, dass Sie und Ihre Geschwister den Hof übernehmen?

Zoubek: Nein. Gott sei Dank. Ich glaube, das war auch richtig so und wichtig, denn wir konnten immer selbst entscheiden, was wir beruflich machen wollen. Das hat uns dann im Endeffekt alle wieder nach Hause gebracht.

noe.ORF.at: Sie studieren gerade Kultur- und Sozialanthropologie, also was ganz was anderes. Warum eigentlich?

Zoubek: Mein Studium ist für mich eine extreme Horizonterweiterung. Die Welt ist so groß und facettenreich und ich finde das total spannend, wie andere Menschen ihr Leben gestalten und sich organisieren. Da gibt es so viele verschiedene Möglichkeiten. Das inspiriert mich und es tut mir auch gut, das alles kennenzulernen.

noe.ORF.at: Wie haben Sie eigentlich Ihren Job gelernt?

Zoubek: Ich war schon von Kind auf überall mit dabei, einfach immer mitgewachsen mit den Aufgaben. Ich war auf einer HBLA für betriebswirtschaftliche Berufe, hab da schon recht viel kennengelernt. Ich glaube schon, dass mir das Unternehmertum im Blut liegt. Das macht mir einfach total Spaß. Aber natürlich habe ich mir von den Eltern viel abgeschaut.

noe.ORF.at: Helfen die Eltern noch mit? Oder war das ein klarer Schnitt?

Zoubek: Das war schon ein klarer Schnitt. Aber sie dürfen das weiter machen, was sie gerne machen und das tun sie auch gern. Mein Vater, der mit Rat und Tat zur Seite steht und immer mit vielen neuen Ideen kommt und natürlich die Kontakte und das Netzwerk hat. Und die Mama, die diese Biolandwirtschaft aufgebaut hat und diese Wurzeln ganz stark in sich trägt. Das erdet mich auch total.

noe.ORF.at: In der Krise ist der Absatz Ihrer Biokistl explodiert. Wie haben Sie diese vielen tausenden Zusatzanfragen bewerkstelligt?

Zoubek: Wir konnte eine Zeit lang keine neuen Kunden aufnehmen, das war ein bisschen hart für uns, weil das tut natürlich jedem weh, aber wir konnten uns dann so organisieren, dass wir dem großen Andrang gerecht wurden. Wir haben dementsprechend aufgestockt, waren aber auch schon vorher recht gut aufgestellt. Da ging es dann um Themen wie etwa eine zusätzliche Schicht beim Packen der Kisten, auch bei der Logistik und der Administration wurde aufgestockt.