christine nöstlinger zeichnung
Christine Nöstlingers Buchstabenfabrik GmbH, www.christine-noestlinger.at
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Kultur

Die „Buchstabenfabrik“ Christine Nöstlinger

Die Ausstellung „Christine Nöstlinger und ihre Buchstabenfabrik“ im Karikaturmuseum Krems wirft einen facettenreichen Blick auf die Künstlerin und zeigt unveröffentlichte Illustrationen aus ihrem Kinderbuch-Klassiker „Die feuerrote Friederike“.

In der Ausstellung „Christine Nöstlinger und ihre Buchstabenfabrik“, die am Samstag eröffnet wird, werden die originalen und teils unveröffentlichten Buchillustrationen aus dem Urmanuskript von „Die feuerrote Friederike“ präsentiert, die zu Beginn von Nöstlinger selbst gezeichnet wurden. Lange bevor sich der Begriff des Mobbings etabliert hatte, behandelte Nöstlinger die Themen Ausgrenzung und Gewalt in ihrem Erstlingswerk, das zum Kinderbuchklassiker wurde.

Im Buch wehrt sich das Mädchen mit den feuerroten Haaren und Sommersprossen auf den Wangen mit Zauberkräften gegen die Demütigungen ihrer Mitschülerinnen und Mitschüler. Auf Anhieb ein großer Erfolg und 1972 mit dem Friedrich-Bödecker-Preis ausgezeichnet, läutete die österreichische Autorin mit ihrer „Feuerroten Friederike“ eine neue Bewegung innerhalb Österreichs Kinder- und Jugendliteratur ein. Bis heute ist das Buch ein Bestseller mit immer noch aktueller Thematik.

Illustrationen von Nöstlingers Töchtern

Über weitere wichtige Stationen in Christine Nöstlingers Leben geben in der Ausstellung Fotografien und Texte Aufschluss. „Die feuerrote Friederike“ als Ausgangspunkt nehmend, sind Illustrationen ihrer Töchter Christiana Nöstlinger und Barbara Waldschütz zu Büchern ihrer Mutter und zu eigenen Arbeiten zu sehen. Eine Neuinterpretation der Figur Friederike zeigen die Werke von Stefanie Reich. Die Leipzigerin wurde 2015 mit den Illustrationen für eine Neuausgabe der „Feuerroten Friederike“ beauftragt.

Fotostrecke mit 11 Bildern

Christine Nöstlinger, Die feuerrote Friederike, 1970
Christine Nöstlingers Buchstabenfabrik GmbH, www.christine-noestlinger.at
Christine Nöstlinger, Die feuerrote Friederike, 1970
christine nöstlinger zeichnung
Christine Nöstlingers Buchstabenfabrik GmbH, www.christine-noestlinger.at
Christine Nöstlinger, Die feuerrote Friederike, 1970
Christine Nöstlinger, Die feuerrote Friederike, 1970
Christine Nöstlingers Buchstabenfabrik | www.christine-noestlinger.at
Christine Nöstlinger, Die feuerrote Friederike, 1970
Christiana Nöstlinger, Mini ist verliebt, 1999
Christine Nöstlingers Buchstabenfabrik | www.christine-noestlinger.at
Christiana Nöstlinger, Mini ist verliebt, 1999
Christiana Nöstlinger, Mini fährt ans Meer, 1992
Christine Nöstlingers Buchstabenfabrik | www.christine-noestlinger.at
Christiana Nöstlinger, Mini fährt ans Meer, 1992
Stefanie Reich, Die feuerrote Friederike, 2012
privat
Stefanie Reich, Die feuerrote Friederike, 2012
Stephanie Wunderlich, Es spricht der Psychologe, 2021
privat
Stephanie Wunderlich, Es spricht der Psychologe, 2021
Stephanie Wunderlich
privat
Stephanie Wunderlich, Sprachproblem, 2021
Stephanie Wunderlich, Berechtigte Forderung, 2021
privat
Stephanie Wunderlich, Berechtigte Forderung, 2021
Nina Pagalies, Wos i ma winsch, No. 3, 2021
privat
Nina Pagalies, Wos i ma winsch, No. 3, 2021
Nina Pagalies, Wegn da Drodscharei, No. 1, 2021
privat
Nina Pagalies, Wegn da Drodscharei, No. 1, 2021

Spannend sind die künstlerischen Auseinandersetzungen von Manga-Zeichnerin Martina Peters sowie der Illustratorinnen Stephanie Wunderlich und Nina Pagalies. Die drei Künstlerinnen haben sich im Rahmen des internationalen Austauschprogramms AIR – ARTIST IN RESIDENCE Niederösterreich eigens für die Ausstellung mit Texten Nöstlingers künstlerisch auseinandergesetzt. Originale von Michael Roher, Preisträger des neu geschaffenen Christine-Nöstlinger-Preises, und Sophie Schmid, Illustratorin des postum erschienenen „Der Überzählige“, ergänzen die Exposition in Krems.

Für Literaturbegeisterte und Nöstlinger-Liebhaber

„Mit den ausgestellten Künstlerinnen und Künstlern geben wir einen vielschichtigen Einblick in das Schaffen von Christine Nöstlinger als Autorin und Zeichnerin“, so Gottfried Gusenbauer, künstlerischer Direktor des Karikaturmuseum Krems, zur neuen Schau. „Ich freue mich über die abwechslungsreiche Zusammenstellung, mit der wir sowohl Kinder als auch Erwachsene ansprechen wollen. Genauso kommen Literaturbegeisterte und Liebhaberinnen und Liebhaber von Christine Nöstlingers Büchern auf ihre Kosten.“

Christine Nöstlinger wurde am 13. Oktober 1936 in Wien geboren. Ihre zahlreichen Kinder- und Jugendbücher wurden weltweit publiziert und in über 50 Sprachen übersetzt. Sie schrieb mehr als 150 Bücher, kreierte unzählige Beiträge für Fernsehen und Radio – etwa der berühmte „Dschi-Dsche-i Wischer Dschunior“ – sowie Kolumnen für diverse Zeitungen. Angelehnt an die Vielzahl ihrer Publikationen bezeichnete sich Nöstlinger selbst oft als „Ein-Mann-Buchstabenfabrik“.

Mehrfach verfilmt und international prämiert

Vor allem die Klassiker „Konrad oder Das Kind aus der Konservenbüchse“, „Wir pfeifen auf den Gurkenkönig“, „Rosa Riedl Schutzgespenst“, die „Franz“-Reihe und ihr autobiografischer Roman „Maikäfer flieg!“ machten Christine Nöstlinger weltweit bekannt. Nöstlingers Werk wurde mehrfach verfilmt und international prämiert.

Gemeinsam mit dem US-Amerikaner Maurice Sendak erhielt sie 2003 den ersten Astrid-Lindgren-Gedächtnispreis, die weltweit höchstdotierte Auszeichnung für Kinder- und Jugendliteratur. Weiters wurde die Wienerin mit dem Hans-Christian-Andersen-Preis, dem Großen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich und dem Bruno-Kreisky-Preis für ihr publizistisches Gesamtwerk ausgezeichnet.

Noch bis kurz vor ihrem Tod arbeitete die Autorin an Gedichten im Wiener Dialekt, die sich unter anderem mit dem Alter und dem Tod beschäftigen. Christine Nöstlinger starb am 28. Juni 2018 im Alter von 81 Jahren. Der Gedichtband „Ned das I ned gean do warat“ erschien, illustriert von Tochter Barbara Waldschütz, im April 2019 im Residenzverlag.