Projekt Null Handicap
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Soziales

Projekt hilft Jobsuchenden mit Handicap

Manche Menschen haben es auf dem Arbeitsmarkt schwerer als andere. Das trifft etwa auf Menschen mit körperlicher, geistiger oder psychischer Beeinträchtigung zu. Durch das Projekt 0>Handicap sollen diese Menschen in den Arbeitsmarkt integriert werden.

Patrick Stoiber hat sein Hobby zum Beruf gemacht. Der Modelleisenbahnfan ist nach einem Praktikum bei der Modellbahnwelt Schiltern mittlerweile seit August 2020 dort angestellt. Noch ist die Anstellung befristet, allerdings erhielt Stoiber bereits die Zusage von seinem Chef, dass er danach übernommen wird.

Bei der Modellbahnwelt ist er für die Anlagenbetreuung zuständig, hilft im Verkauf und übernimmt auch kleinere Reparaturen. „Am meisten mag ich die Vielseitigkeit“, erzählt der Niederösterreicher. „Es ist eigentlich kein Tag wie der andere, weil immer wieder neue Sachen zu tun sind.“

Mehr als 550 Festanstellungen

Zu seinem Job kam Stoiber über das Projekt 0>Handicap der MAG Menschen und Arbeit. Dabei übermittelt das AMS Niederösterreich Menschen mit Beeinträchtigung oder Behinderung an die MAG Menschen und Arbeit, die diese an einen Betrieb vermittelt. Dort werden die Projektteilnehmerinnen und -teilnehmer zunächst befristet angestellt. Die Betriebe zahlen monatlich 400 Euro, die übrigen Kosten übernehmen das Land, das AMS und das Sozialministeriumservice (SMS) Niederösterreich.

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Für Modelleisenbahnliebhaber Patrick Stoiber wurde das Hobby nun zum Beruf

In vielen Fällen werden die Arbeitnehmer – wie auch Patrick Stoiber – nach Projektende von ihren Arbeitgebern unbefristet angestellt. Bisher wurden 576 Personen in Niederösterreich von den Betrieben übernommen. Besonders erfolgreich waren in dieser Hinsicht das vergangene und das noch laufende Jahr: 2020 wurden 70 Prozent der Teilnehmer fix angestellt, im heurigen Jahr bisher sogar 80 Prozent. Aufgrund seines Erfolges soll das Projekt auch in den kommenden Jahren fortgeführt werden.

Umdenken in Betrieben notwendig

Für Patrick Stoiber ging mit seiner Anstellung bei der Modellbahnwelt die lange Suche nach Arbeit zu Ende. „Ich hatte Zeiten, da habe ich in gut zwei Jahren 150 Bewerbungen geschickt, von Amstetten bis Waidhofen an der Ybbs und entlang der Westbahn von St. Pölten bis Linz, und da habe ich die meiste Zeit nur Absagen bekommen“, berichtet der gelernte Tischler und Einzelhandelskaufmann, der an einer psychischen Erkrankung leidet.

Mit diesem Problem ist er nicht alleine. „Jobsuchende Personen mit Beeinträchtigung oder Behinderung haben es nach der Corona-Krise besonders schwer, am Arbeitsmarkt wieder Fuß zu fassen“, sagt der Landesgeschäftsführer des AMS NÖ, Sven Hergovich. In den ersten drei Quartalen dieses Jahres waren 2.985 Betroffene auf der Suche nach einem neuen Arbeitsplatz, 42 Prozent von ihnen bereits länger als ein Jahr. Rund 1.280 Betroffenen gelang es bisher, wieder einen Job zu finden.

Die aktuelle Situation auf dem Arbeitsmarkt sei dabei hilfreich, betont der für Arbeit zuständige Landesrat Martin Eichtinger (ÖVP), „denn es gibt eine große Suche nach Arbeitskräften und natürlich können wir so auch Menschen mit Behinderung auf den ersten Arbeitsmarkt bringen“. Dennoch brauche es noch bei vielen Betrieben ein Umdenken, sagt MAG-Geschäftsführer Martin Etlinger: „Unser vorrangiges Ziel ist es, dass die Betriebe die Anstellung von Menschen mit Behinderungen als etwas ganz Normales betrachten.“