Susanne Smejkal aus Groß-Enzersdorf (Bezirk Gänserndorf) ist seit Kindertagen an Diabetes erkrankt. Das tägliche Insulinspritzen ist für sie längst Normalität und schränkt sie in ihrem Alltag kaum ein. Mit Ausbruch der Coronavirus-Pandemie galt sie aber plötzlich als Risikopatientin.
„Das hat dazu geführt, dass ich furchtbar ängstlich war. Ich habe gewusst, es gibt noch keine Impfung und die Infektionszahlen waren hoch. Die Chance für einen schweren Verlauf war sehr hoch, und wer landet dann schon gerne auf einer Intensivstation“, so die Diabetikerin.
Höheres Risiko für schweren CoV-Verlauf
In den letzten eineinhalb Jahren Pandemie habe sich gezeigt, dass nicht die Diabetes-Erkrankung alleine zu schwereren CoV-Krankheitsverläufen führt, sagt Christian Schelkshorn, Diabetologe am Landesklinikum Stockerau (Bezirk Korneuburg). Es gehe viel mehr um die Tatsache, „dass Diabetiker, die bereits einige Folgeerkrankungen mit an Bord haben und auch Diabetiker mit Zusatzerkrankungen deutlich schlechtere Karten haben“, so Schelkshorn.
Abgesehen von der Coronavirus-Pandamie entwickelte sich der Alltag eines Diabetikers oder einer Diabetikerin in den letzten Jahren dank moderner Technologien aber zum Positiven. „Die diabetische Welt, die Therapiewelt eines Diabetikers hat sich komplett verändert“, betont Schelkshorn.
Susanne Smejkal hat etwa einen Blutzuckersensor am Oberarm, der kontinuierlich ihre Blutzuckerwerte misst. Diese kann sie dann bequem am Laptop oder am Smartphone überprüfen: „Das hat das Leben natürlich erleichtert, ich würde sagen, das hat es fast normalisiert. Denn ich bin hier ständig überwacht. Ich sehe, was mein Blutzucker macht. Ich kann eingreifen. Ich muss nicht im Trüben fischen.“
Viele wissen nichts von ihrer Erkrankung
In Österreich gibt es immer mehr Diabetiker, viele wissen wohl gar nichts von ihrer Erkrankung. Umso wichtiger sei das Bewusstsein für die Krankheit, so Schelkshorn: „Mir ist wichtig, dass wir die Früherkennung bei Menschen mit einem erhöhten Risiko auch wirklich umsetzen.“
Zur Früherkennung soll etwa bei der Gesundenvorsorgeuntersuchung der Langzeitblutzuckerwert HbA1c gemessen werden. Die Früherkennung ist laut Schelkshorn vor allem deshalb so wichtig, weil Diabetes zwar eine chronische Krankheit sei, die man aber sehr gut behandeln kann. So können Folgeerkrankungen in vielen Bereichen des Körpers verhindert werden.
Kaum Daten über Diabetes in Österreich
Die Österreichische Diabetes Gesellschaft fordert zudem einen elektronischen Diabetespass mit allen Befunden und Informationen über die Krankheitsgeschichte jedes Diabetikers und jeder Diabetikerin. „Wir versuchen, das Betreuungssetting für Diabetikerinnen und Diabetiker kontinuierlich zu verbessern. Das Teamwork ist extrem wichtig – angefangen vom Hausarzt über den Internisten bis hin zur Diabetesambulanz“, sagt Christian Schelkshorn.
„Wir wissen ganz wenig über Diabetes in Österreich“, so Susanne Kaser, Präsidentin der Österreichischen Diabetes Gesellschaft. Es fehle an Daten rund um die Erkrankung, das habe die CoV-Pandemie vor Augen geführt, so Kaser. Die Diabetes Gesellschaft fordert deshalb ein nationales Diabetesregister. Zudem wird eine Studie durchgeführt, um die Dunkelziffer bei Diabetes zu erforschen.