Multiversum Schwechat
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Gericht

Prozess um Schwechater Multiversum startet

In Zusammenhang mit der Mehrzweckhalle Multiversum in Schwechat (Bezirk Bruck an der Leitha) beginnt heute, Dienstag, in Wien ein Prozess gegen zwölf Angeklagte, darunter Ex-Tischtennis-Weltmeister Werner Schlager. Die Anklage wirft ihnen Betrug und Untreue vor.

Die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) wirft dem Bericht zufolge elf Personen versuchten schweren Betrug beziehungsweise Untreue vor. Mitverhandelt wird eine Anklageschrift der Staatsanwaltschaft Korneuburg, die vier Beschuldigten weitere mutmaßliche Malversationen rund um die Veranstaltungshalle anlastet.

Drei von ihnen sind auch von der Anklage der WKStA umfasst, bestätigte die Sprecherin des Landesgerichts für Strafsachen in Wien, Christina Salzborn, der APA. Schauplatz des Prozesses ist der Große Schwurgerichtssaal. Bis zum 26. November sind vorerst sechs Termine anberaumt, danach seien aus aktueller Sicht auch „noch andere Termine geplant“, so die Sprecherin.

2,9 Millionen Euro zu Unrecht ausbezahlt?

Die beim Landesgericht für Strafsachen Wien eingebrachte Anklageschrift der WKStA steht in Zusammenhang mit der Gewährung von Bundessportförderungen zur Errichtung des Multiversums. Zu den Beschuldigten zählen laut dem Nachrichtenmagazin „profil“ etwa der frühere SPÖ-Nationalratsabgeordnete und Schwechater Bürgermeister Hannes Fazekas, Ex-Tischtennis-Weltmeister Werner Schlager sowie fünf Mitarbeiter des Sportministeriums, die unter dem damaligen Minister Norbert Darabos (SPÖ) für die Vergabe beziehungsweise die Kontrolle der Bundessportförderung zuständig waren.

Laut Verdachtslage sollen dem Bericht zufolge 2010 und 2012 insgesamt bis zu 7,8 Mio. Euro an Sportförderung in Zusammenhang mit dem Multiversum zu Unrecht zugesagt worden sein. 2,9 Mio. Euro davon wurden demnach tatsächlich ausbezahlt. Alle Betroffenen bestreiten sämtliche Vorwürfe.

Den angeklagten Beamten wird laut „profil“ vorgeworfen, in „vorauseilendem Gehorsam“ die „politische Befürwortung des Bundesministers“ umgesetzt zu haben, obwohl die rechtlichen Voraussetzungen nicht vorgelegen seien. Ermittlungen gegen Darabos seien Anfang 2020 eingestellt worden. Die Strafdrohung beträgt laut Gerichtssprecherin Salzborn ein bis zehn Jahre.

Multiversum im Oktober 2020 verkauft

Die Stadt Schwechat hatte das Multiversum erst im Oktober des Vorjahres an die Immobilien-Investment-Gruppe Akron Group verkauft, die mit einem Angebot von mehr als 20 Millionen Euro den Zuschlag bekam. Die Stadtgemeinde behalte über einen Pachtvertrag weiterhin den Zugriff auf die Räumlichkeiten und könne mindestens zehn eigene oder gewünschte bzw. unterstütze Veranstaltungen abhalten, hieß es damals aus dem Rathaus.

Bereits im September des Vorjahres hatte der Gemeinderat den Verkauf – mit den Stimmen von SPÖ, Grünen, FPÖ, NEOS und GfS (Gemeinsam für Schwechat) – mehrheitlich beschlossen. Mit dem Kaufpreis von mehr als 20 Millionen Euro könne die Stadt „auf einen Schlag ihre Haftungen um über 15 Millionen Euro reduzieren“, wurde anlässlich des Verkaufs in einer Aussendung vorgerechnet. Hinzu kämen Einsparungen von jährlichen Zuschussverpflichtungen in der Höhe von 1,9 Millionen Euro.

Der Rechnungshof hatte in einem Bericht zum Multiversum im Juni 2014 unter anderem scharfe Kritik an Kompetenzüberschreitungen des ehemaligen Bürgermeisters und an der Überschreitung der Baukosten von geplanten 37 auf 50 Mio. Euro geübt. 2016 übernahm die Stadtgemeinde den 33-Prozent-Anteil der insolventen Werner Schlager Academy Betriebs GmbH (WSA) an der Multiversum Schwechat Betriebs GmbH, wurde damit Alleineigentümerin der Gesellschaft und leitete eine Käufersuche ein. Eine Absichtserklärung zum Verkauf der 2011 eröffneten Veranstaltungshalle hatte der Gemeinderat bereits im November 2015 getroffen.