Gerda Ridler, Leiterin der Landesgalerie Niederösterreich
APA/HANS PUNZ
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Kultur

Gerda Ridler neue Leiterin der Landesgalerie

Mit Jahreswechsel übernimmt Gerda Ridler die künstlerische Leitung der Landesgalerie Niederösterreich in Krems. Die Kunsthistorikerin setzt auf die Kunstschätzen des Landes, auf internationale Kunstprojekte sowie heimische Künstlerinnen und Künstler.

Die designierte künstlerische Leiterin hat sich zum Ziel gesetzt, die Landesgalerie Niederösterreich in den kommenden fünf Jahren in die erste Riege der Kunstmuseen in Österreich einzureihen. Die Kunsthistorikerin ist seit drei Jahrzehnten im internationale Museums- und Ausstellungsbereich tätig.

So war sie von 2013 bis 2018 wissenschaftliche Direktorin des OÖ Landesmuseum bei Linz, von 2004 bis 2010 Gründungsdirektorin des privaten Museums Ritter in Waldenbuch bei Stuttgart. Weiter berufliche Stationen waren das Belvedere in Wien, das Lentos Kunstmuseum in Linz oder das Festival steirischer herbst in Graz. Seit 2020 ist Ridler Präsidentin des Salzburger Kunstvereins.

Werkschau zu Isolde Maria Joham als Auftakt

Mit einem fokussierten Ausstellungs-, Vermittlungs- und Veranstaltungskonzept soll die programmatische Identität des Hauses weiter gestärkt werden. Dabei will Ridler den großen Fundus der Landessammlungen nützen, aber auch der österreichischen Gegenwartskunst eine Bühne bieten.

Fotostrecke mit 5 Bildern

Werk von Isolde Maria Joham, Centre Pompidou
Christoph Fuchs
Isolde Maria Joham: „Centre Pompidou“. Die in Hainfeld lebende Künstlerin thematisiert in ihren Werken die Themen Mensch, Natur und Technik.
Chiharu Shiota
Sunhi Mang
Chiharu Shiota ist bekannt für ihre raumfüllenden Installationen, für die sie Alltagsgegenstände mit farbigen Fäden verspinnt
Pakosta Florentina, Bewegung im imaginären Raum
Landessammlungen NÖ / Christoph Fuchs
Pakosta Florentina: „Bewegung im imaginären Raum“. Auch die Werke dieser österreichische Künstlerin und Grafikerin sind Teil der Kunstschätze der Landesgalerie
Gerda Ridler
Alexandra Bruckböck
Gerda Ridler übernimmt ab 1. Jänner 2022 die künstlerische Leitung der Landesgalerie in Krems
Landesgalerie Niederösterreich
Raffael F. Lehner
Die Landesgalerie Niederösterreich verfügt über eine knapp 100.000 Objekte umfassende Kunstsammlung

Eine große Sammlungspräsentation „Kunst nach 1960“, co-kuratiert von Alexandra Schantl, bespielt ab 21. Mai das gesamte Gebäude über drei Etagen. Schon ab 12. März wird die noch von Ridlers Vorgänger Christian Bauer programmierte, von Felicitas Thun-Hohenstein in Kooperation mit der Akademie der bildenden Künste Wien kuratierte Ausstellung „Die Erde lesen“ gezeigt. Eine retrospektive Werkschau zu Isolde Maria Joham, Würdigungspreisträgerin 2021, bildet dann ab 2. April den Auftakt zu Ridlers Amtszeit. Gemeinsam mit Günther Oberhollenzer bringt sie ab 2. Juli Arbeiten der japanischen, in Berlin lebenden Künstlerin Chiharu Shiota nach Krems.

Weitere Vorhaben sind die Themenausstellung „Alpine Seilschaften. Bergsteigermalerei des frühen 20. Jahrhunderts“ (ab 5. November) sowie Präsentationen von Kulturpreisträgern und eine Personale (ab 3. Dezember). Darüber hinaus soll die Landesgalerie ein offenes Haus für Austausch, kreative Allianzen und Netzwerkarbeit sein, ein „integratives Forum der lebendigen Kunstbegegnung“, so Ridler. Dazu soll u.a. auch ein jährliches Sommerfest beitragen.

noe.ORF.at: Was war Ihr erster Eindruck, als Sie zum ersten Mal die Landesgalerie Niederösterreich besucht haben?

Gerda Ridler: Ich war 2019 das erste Mal in Krems. Ich war – wie wahrscheinlich viele, die das Haus zum ersten Mal besuchen – wirklich beeindruckt von dieser Architektur. Es ist ein Gebäude, dass sich quasi mit einer Drehung um die eigene Achse schwingt. Dieses Gebäude hat eine große Signalwirkung und erzeugt große Erwartungshaltungen. Und das ist eine der großen Herausforderungen, diese Erwartungen auch im Inneren des Gebäudes zu erfüllen.

noe.ORF.at: Was war Ihre Motivation, nach Niederösterreich zu wechseln?

Ridler: Für mich ist die Landesgalerie der zur Zeit attraktivste Museumsstandort für bildende Kunst in Österreich. Wenn da ein Ruf kommt, bin ich gerne gewillt, nach Krems zu ziehen und mich dieser Aufgabe zu stellen, ein neues Profil für die Landesgalerie auszuarbeiten.

Gerda Ridler, Leiterin der Landesgalerie Niederösterreich
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Gerda Ridler: „Für mich ist die Landesgalerie der zur Zeit attraktivste Museumsstandort für bildende Kunst in Österreich.“

noe.ORF.at: Welche Pläne haben Sie für Ihren Amtsantritt mit 1. Jänner 2022?

Ridler: Die Neuausrichtung der Landesgalerie ruht auf drei Säulen. Sie soll eine Bühne für die Kunstschätze des Landes Niederösterreich werden, ebenso wie für junge aber auch arrivierte heimische Künstlerinnen und Künstler. Und die dritte Säule ist internationale Kunst, vor allem Projekte, die sich mit Architektur auseinandersetzen, oder künstlerische Projekte, die das Publikum zur Teilhabe einladen.

noe.ORF.at: Was sind die größten Herausforderungen, etwa was die umfangreiche Kunstsammlung des Landes angeht?

Ridler: Die Sammlung im Bereich der bildenden Kunst umfasst knapp 100.000 Werke, da gibt es eine große Vielfalt, eine große Qualität und eine große Tiefe. Sie deckt den Bereich vom frühen 19. Jahrhundert bis zu zeitgenössischen Werken ab. Aus diesem Spektrum werden wir Werke für Themenausstellungen auswählen. Da ist uns wichtig, dass wir Themen auswählen, die Aktualität haben, die die Menschen interessieren und die die Menschen emotional ansprechen und auch gesellschaftliche Relevanz haben.

noe.ORF.at: Sie starten ja mit einer heimische Künstlerin, Isolde Maria Joham. Was erwartet die Besucher?

Ridler: Die Ausstellung wird am 1. April 2022 eröffnet. Die Künstlern feiert im nächsten Jahr ihren 90. Geburtstag. Ihr Werk zeichnet sich durch hyper-realistische großformatige monumentale Arbeiten aus, die sich mit den Themen Mensch, Natur und Technik befassen. Isolde Joham ist aber auch Glaskünstlerin, auch diese Werke werden wir erstmals umfassend präsentieren.

noe.ORF.at: Welche Zielgruppen wollen Sie erreichen?

Ridler: Unser Publikum ist sehr vielfältig, vom Vorschulkind bis hin zu Senioren. Wir werden versuchen, mit Projekten diese Vielfalt auch abzudecken.

noe.ORF.at: Wie sehr behindert die Pandemie Ihre Arbeit?

Ridler: Ich hoffe sehr, dass uns im nächsten Jahr Corona verschont und wir im Museum wieder voll starten können und das Publikum analog begrüßen können. Denn für mich ist ein Museum ein Ort des authentischen Erlebens.

noe.ORF.at: Wenn Sie ein Werk aus dem 100.000 Werke umfassenden Fundus mit nach Hause nehmen könnten, welches wäre das?

Ridler: Leider kann man aus dem Fundus der Landessammlung nichts mit nach Hause nehmen. Ich kenne die Sammlung auch nicht komplett. Aber meine liebste Kunstrichtung ist die geometrische Abstraktion und die konkrete Kunst, da gibt es einen ganz tollen Fundus, da würde ich mir schon ganz gerne das eine oder andere mitnehmen. Aber unser Publikum kann dann in der ersten großen Sammlungspräsentation viele meiner Lieblinge sehen.