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Chronik

Baumgarten: Prozess um Gasexplosion startet

Die Explosion auf dem Gelände der Gasstation bei Baumgarten an der March (Bezirk Gänserndorf) im Dezember 2017 forderte einen Toten und 22 Verletzte. Nächsten Dienstag beginnt in Korneuburg der Prozess mit mehreren Angeklagten.

Den zwölf Angeklagten wird vorgeworfen, dass sie von Mitte 2016 bis zum 12. Dezember 2017, dem Tag der Gasexplosion, einen Filterseparator nicht ausreichend überprüft und unzureichend verschlossen haben. Bei dem mit brennbarem Erdgas gefüllten Filterseparator, von dem die Explosion ausging, habe auch ein Sicherungshebel gefehlt und eine Druckklappe beim Verschluss sei ebenfalls falsch verschraubt gewesen, heißt es von der Staatsanwaltschaft Korneuburg.

Durch den Innendruck platzte der Deckel des Filters ab, der daraufhin gegen einen weiteren Filter prallte und dort ebenfalls den Deckel abriss. Daraufhin strömten die Gase der beiden Filter aus und entzündeten sich. Bei der daraus resultierenden Explosion wurde ein Mitarbeiter getötet, 22 weitere verletzt – mehr dazu in Technisches Gebrechen als Ursache vermutet (noe.ORF.at; 12.12.2017).

Die gewaltige Explosion war laut der Nachrichtenagentur TASR auch von slowakischer Seite sichtbar. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft enstand ein Sachschaden in der Höhe von 50 Millionen Euro.

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Geschmolzene Autos
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Durch die enorme Hitzeentwicklung der Explosion schmolzen Autos am Parkplatz der Anlage
Rauchwolken
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„Brand aus" konnte nach der Explosion in Baumgarten noch am selben Tag gegeben werden
zerstörtes Gebäude nach der Explosion
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Die Gasstation ist die größte Import- und Übernahmestation für Erdgas in Österreich. Einen Tag nach der Explosion ging sie wieder in Betrieb.

Auch vier Unternehmen angeklagt

Die zwölf Personen hätten laut Anklage der Staatsanwaltschaft durch fahrlässiges Handeln die Explosion verursacht. Den Beschuldigten wird fahrlässige Herbeiführung einer Feuersbrunst vorgeworfen, so Landesgerichtssprecher Wolfgang Schuster-Kramer gegenüber noe.ORF.at.

Weil eine Person verstarb und mehrere verletzt wurden, beträgt der mögliche Strafrahmen bis zu drei Jahre Haft. Ein weiterer Vorwurf ist Brandstiftung. Bereits kurze Zeit nach der Explosion stand damals noch menschliches Versagen, ohne Vorwurf der Fahrlässigkeit, im Raum – mehr dazu in Gasexplosion: Bolzen nicht richtig angebracht (noe.ORF.at; 21.12.2017).

Ebenfalls vor Gericht stehen vier Unternehmen, bei einem Teil dieser Firmen waren die Angeklagten zum Zeitpunkt der Explosion auch beschäftigt. Die Unternehmen sollen etwa bei der Kontrolle der Montage und der Dokumentation Fehler begangen sowie den Arbeitnehmerschutz nicht ausreichend wahrgenommen haben. Die Staatsanwaltschaft beantragt hier die Verhängung von Verbandsstrafen. Geplant sind elf Verhandlungen bis zum 17. Dezember 2021.

Größte Übernahmestation für Erdgas

Baumgarten ist die größte Import- und Übernahmestation für Erdgas in Österreich. Erdgas aus anderen Ländern wird dort übernommen, gemessen, geprüft und für den Weitertransport verdichtet. Aus Baumgarten wird das Erdgas über die großen Transitleitungen nach Deutschland, Italien, Frankreich, Slowenien, Kroatien und Ungarn gebracht und über das Primärverteilsystem in die österreichischen Bundesländer transportiert.

Das Verteilerleitungsnetz in Österreich erstreckt sich über nahezu 40.000 Kilometer. Nach der Explosion 2017 schnellten die Gaspreise kurze Zeit in die Höhe. Engpässe bei Gaslieferungen gab es keine.