Eine Schulklasse während des Unterrichts
APA/Helmut Fohringer
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Bildung

Schulen ab sofort im „flexiblen“ Lockdown

Mit dem Lockdown ab Montag werden auch viele Klassenzimmer – zumindest teilweise – leer bleiben. Grundsätzlich findet zwar weiter Präsenzunterricht statt, viele Details sind aber nicht klar vorgegeben und unterliegen der Einschätzung von Schulen und Eltern.

Die Rahmenbedingungen für den Schulunterricht ab Montag lauten grob zusammengefasst: Drei Wochen lang gilt Fernlehre zu Hause für so viele wie möglich, alle anderen erwartet in der Schule normaler Präsenzunterricht laut Stundenplan. Diesmal bleibt der Präsenzunterricht laut Bundeskanzler Alexander Schallenberg (ÖVP) grundsätzlich bestehen, allerdings begleitet von dem Appell, „die, für die es möglich ist, bitte die Schülerinnen und Schüler zu Hause zu lassen“.

Obwohl laut Erlass aus dem Bildungsministerium „flächendeckendes Distance Learning nicht vorgesehen“ ist, wird es für viele erneut zur Realität in den nächsten drei Wochen werden. Freitagnachmittag traten bereits viele Schülerinnen und Schüler voll bepackt mit Schulbüchern und Lernunterlagen ihren Heimweg an, um für selbstständiges Lernen zu Hause gerüstet zu sein.

Schulen reagieren unterschiedlich auf Ankündigung

Am Montag wird sich in den Schulen voraussichtlich kein einheitliches Bild zeigen: Während wohl die meisten Klassen zumindest „ausgedünnt“ sein werden, wird es auch ganze Klassen oder gar Schulen geben, in denen kaum Kinder und Jugendliche anwesend sind. Ein Schätzung über den Bedarf nach Betreuung in der Schule wollte Bildungslandesrätin Christiane Teschl-Hofmeister (ÖVP) gegenüber noe.ORF.at nicht abgeben.

Kurz nach Bekanntwerden des Lockdowns waren ihr zufolge aber bereits erste Klassen geschlossen bereit, in die Fernlehre zu wechseln. Freitagabend waren niederösterreichweit 72 gemeldet, „Tendenz steigend“. Was den Umgang mit Präsenzunterricht betrifft, ortet die Landesrätin diesmal eine „größtmögliche Flexibilität“ des Schulsystems. Dem Erlass des Bildungsministeriums zufolge kann das Fernbleiben vom Unterricht auch „tageweise erfolgen, ein stundenweises Fernbleiben ist nicht möglich“.

Allerdings gelten für alle, die zum Präsenzunterricht kommen, strengere Hygiene- und Testvorgaben. Wer zu Hause bleibt, wird von der Schule mit Arbeitsaufträgen ausgestattet, so die Ankündigung von Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP). Leistungsüberprüfungen wie Tests und Schularbeiten sollen ihm zufolge während des Lockdowns „nach Möglichkeit nicht stattfinden“.

Präsenzunterricht nur unter verschärften Maßnahmen

In sämtlichen Innenräumen gilt ab Montag Maskenpflicht. Schülerinnen und Schüler von Oberstufen sowie alle Lehrerinnen und Lehrer müssen FFP2-Masken tragen, in den Volksschulen und Unterstufen herrscht die Pflicht zum Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes.

Zudem wird das Testen ausgeweitet. Alle Schülerinnen und Schüler im Präsenzunterricht müssen zwei Mal pro Woche mittels Antigentest und mindestens ein Mal pro Woche mittels PCR-Test getestet werden. Anders als bisher ist dies nun unabhängig davon, ob jemand bereits geimpft oder genesen ist. Neu ist auch das Vorgehen im Fall eines positiven PCR-Testergebnisses eines Kindes. Sollte ein solches vorliegen, müssen alle anderen Schülerinnen und Schüler der Klasse an den darauffolgenden fünf Schultagen zusätzlich einen von der Schule zur Verfügung gestellten Antigentest durchführen.

Leeres Klassenzimmer mit Lehrerin, Sessel stehen am Tisch
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Ab Montag werden viele Sessel leer bleiben. Freitagnachmittag waren niederösterreichweit 72 Klassen bekannt, die geschlossen in die Fernlehre wechseln werden. Je älter die Schülerinnen und Schüler sind, desto leichter ist dies möglich.

Appell richtet sich besonders an höhere Schulstufen

Laut Bildungslandesrätin Christiane Teschl-Hofmeister richtet sich der Appell an alle Schulstufen gleichermaßen, „anders lässt sich die aktuelle Situation nicht in den Griff bekommen. Klar ist aber, dass der Lockdown in Familien mit 15- oder 16-jährigen Kindern leichter umzusetzen ist als in unteren Schulstufen“.

Allerdings gelte es zu berücksichtigen, dass die einzelnen Schulen völlig unterschiedliche Möglichkeiten hätten. „Es wird Schulen geben, die es technisch schaffen, hybrid zu unterrichten und den Unterricht aus der Klasse eins zu eins nach Hause zu übertragen, aber es gibt auch Schule, in denen das nicht geht. Deswegen gilt hier die Schulautonomie, weil die Schulen ja in den letzten Monaten Erfahrungen machen mussten und Erfahrungen gesammelt haben. Die kommen jetzt wieder zur Anwendung“, so Teschl-Hofmeister.

Ärger über plötzliche Bekanntgabe

Ärger und Unverständnis herrschte am Freitag in vielen Direktionen, Lehrerzimmern, Klassenräumen und Familien. Freitagfrüh hatten Schülerinnen und Schüler wie Lehrpersonal und Direktionen die Schulen noch wie üblich betreten. Während des Unterrichts wurde der Lockdown medial angekündigt, allerdings noch ohne Details an die Schulen bekanntgegeben zu haben.

Der Erlass des Bildungsministeriums, den auch noe.ORF.at angefordert hatte, wurde am Nachmittag ausgeschickt – zu einem Zeitpunkt, als viele Schülerinnen und Schüler bereits ins Wochenende entlassen worden waren. Teschl-Hofmeister könne den Unmut vieler nachvollziehen, „ich verstehe hier jeden Ärger, aber es geht einfach im Moment nicht anders“, so die Landesrätin. „Niemand will diese Pandemie, niemand will den Lockdown, aber wegen der zu geringen Durchimpfungsrate müssen wir jetzt möglichst schnell Druck aus den Intensivstationen wegbekommen.“

Geöffnet bleiben jedenfalls auch die Kindergärten. Allerdings gilt auch hier der Appell an die Familien, möglichst viele Kinder zu Hause zu lassen.