Umwelt & Klima

Kaiseradler geriet in Windrad und starb

Ein Kaiseradler ist kürzlich im Weinviertel in eine Windkraftanlage geraten und getötet worden. Laut BirdLife sei das der vierte Fall innerhalb von zwei Jahren. Die Organisation forderte, gefährdete Arten beim Ausbau erneuerbarer Energien stärker zu berücksichtigen.

Der Kaiseradler wurde erst Ende Juni von der Vogelschutzorganisation mit einem Satellitensender ausgestattet. Am 12. Oktober flog der Vogel über das östliche Weinviertel und wurde von einem Rotorblatt erwischt. Laut BirdLife Österreich wurde dadurch sein rechter Flügel abgetrennt, der Vogel stürzte ab und starb.

In den vergangenen beiden Jahren kamen laut den Tierschützern vier Kaiseradler bei Kollisionen mit Windkraftanlagen ums Leben. Insgesamt seien hierzulande sieben Fälle bekannt – das sei die zweithäufigste Todesursache. Noch mehr leblos entdeckte Tiere würden nur Opfer von vorsätzlicher Jagd oder Gifteinsatz, hieß es am Montag in einer Aussendung.

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Kaiseradler Windrad Tod BirdLife IG Windkraft
BirdLife
Am 12. Oktober flog der Kaiseradler über das östliche Weinviertel und wurde von einem Rotorblatt erwischt
Kaiseradler Johannes ist tot
Matthias Schmidt
Nach Angaben von BirdLife Österreich wurde dadurch sein rechter Flügel abgetrennt, der Vogel stürzte ab und starb
Kaiseradler Johannes und BirdLife-Mitarbeiter Johannes Hohenegger
Matthias Schmidt
BirdLife-Mitarbeiter Johannes Hohenegger mit dem Kaiseradler, dem die Vogelschützer den Namen Johannes gaben
Kaiseradler Johannes und Geschwister bei der Besenderung
Matthias Schmidt
Johannes und seine beiden Geschwister bei der Besenderung Ende Juni
Kaiseradler Johannes
Matthias Schmidt
Kaiseradler Johannes

„Wenn auch zur Bewältigung der Klimakrise der Ausbau der erneuerbaren Energie ein entscheidender Teil der Lösung ist, so sollte dies nicht auf zu hohen Kosten der Biodiversität erfolgen“, betonte Matthias Schmidt, Greifvogelexperte bei BirdLife Österreich. Es sei wichtig, beim zukünftigen Ausbau der Windparkanlagen die Biodiversität und die Vogelwelt im Speziellen zu berücksichtigen.

Genaue Studien vor Genehmigung

Laut einem Sprecher der IG Windkraft sei das aber schon jetzt der Fall. Bevor ein neuer Windradstandort von der Behörde genehmigt wird, müsse die Umgebung ein Jahr lang genau untersucht werden, etwa wie viele Brutpaare oder Nahrungsquellen dort vorhanden sind oder wie das natürliche Flugverhalten der Vögel ist. Zudem müssten für Windparks sogar Ausgleichsflächen bereitgestellt werden.

Eine Änderung dieser Bestimmungen sei laut dem IG-Sprecher auch nicht beabsichtigt, der allerdings anmerkt, dass solche Todesfälle generell nicht vermeidbar sind. Dass die Zahl der Brutpaare der einst als ausgestorben gegoltenen Kaiser- und Seeadler seit Anfang der 2000er-Jahre jedoch stetig gestiegen sind, zeige, „dass beides möglich ist“, so der Windkraftsprecher.

Leitfaden für naturgerechte Windparks

Um einheitliche Standards in Bewilligungsverfahren zu fördern, erarbeitete BirdLife Österreich einen Leitfaden zur naturgerechten Planung von Windkraftanlagen. Jetzt sieht die Organisation Behörden und Betreiber am Zug. „Bestehende Zonierungen inklusive deren Ausschlusszonen müssen für die Windkraft aufrecht bleiben. Für neue Standorte braucht es fundierte Erhebungen, die eine seriöse Beurteilung zulassen und unabhängig durchgeführt werden.“

In Niederösterreich ist die Zahl der Wildtierunfälle zuletzt gestiegen. Laut Kuratorium für Verkehrssicherheit (KfV) ereignete sich im Vorjahr alle 16 Minuten ein Unfall. In der Saison 2019/20 kamen nach Angaben des KfV 33.568 Wildtiere bei Unfällen auf Niederösterreichs Straßen zu Schaden. Ein Grund dafür könnte laut Jagdverband der erhöhte Ausflugsverkehr sein – mehr dazu in Mehr Unfälle mit Wildtieren im Straßenverkehr (noe.ORF.at; 8.10.2021).