Sujet Gewalt Schatten Frau
ORF.at/Christian Öser
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Soziales

Lockdown: Mehr Gewalt an Frauen erwartet

Anlässlich der am Donnerstag startenden „16 Tage gegen Gewalt an Frauen“ appellieren die zuständigen Landesrätinnen an Betroffene, bestehende Hilfsangebote in Anspruch zu nehmen. Durch den aktuellen Lockdown wird wieder mit steigenden Zahlen gerechnet.

28 Frauen wurden dieses Jahr in Österreich ermordet, zwei davon in Niederösterreich. Ein weiterer Femizid könnte am Montag hinzugekommen sein: Eine Frau ist gestorben, nachdem sie schwerverletzt in Eibesbrunn (Bezirk Mistelbach) gefunden worden war. Gegen ihren Partner wird wegen Mordverdachts ermittelt. Der Anwalt des 55-Jährigen spricht von einem „Unfall“ – mehr dazu in Tote 49-Jährige: Anwalt spricht von „Unfall“ (noe.ORF.at; 23.11.2021)

NÖ Frauentelefon:

Das NÖ Frauentelefon bietet unter 0800/800 810 kostenlose und anonyme Beratung: jeweils montags, mittwochs und freitags von 10.00 bis 14.00 Uhr, Rechtsberatung freitags von 14.00 bis 16.00 Uhr.

Frauenhelpline:

Frauen, die Schutz oder Beratung suchen, können sich rund um die Uhr auch an die Frauenhelpline wenden: 0800/222555 – ebenfalls kostenlos und anonym aus ganz Österreich.

Frauenhäuser und Beratung:

Eine Übersicht über Frauenhäuser, Gewaltschutzzentren und Frauenberatungsstellen in Niederösterreich finden Sie hier

Um auf das Thema aufmerksam zu machen, nimmt das Land Niederösterreich auch dieses Jahr wieder an der internationalen Aktion „16 Tage gegen Gewalt an Frauen“ teil. Bei einer Pressekonferenz von Soziallandesrätin Christiane Teschl-Hofmeister (ÖVP) und Gesundheitslandesrätin Ulrike Königsberger-Ludwig (SPÖ) am Mittwoch wurde an betroffene Frauen appelliert, bestehende Hilfsangebote in Anspruch zu nehmen.

Frauen melden sich meist nach Lockdown

Im Jahr 2021 wurden in Niederösterreich rund 2.100 Betretungs- und Annäherungsverbote verhängt. Vor dem Hintergrund, dass von Februar bis April die Zahl der Betretungs- und Annäherungsverbote um mehr als 20 Prozent gestiegen ist, wird auch im nunmehrigen, vierten Lockdown mit einem Anstieg dieser Zahlen gerechnet.

„Die Zahlen zeigen relativ eindeutig, dass die Coronakrise zu einer Häufung geführt hat und dass Lockdownzeiten besonders kritische Zeiten sind“, sagte Christiane Teschl-Hofmeister. „Gerade jetzt müssen wir deutlich machen: Es gibt Hilfe in Niederösterreich und niemand muss in einer Gewaltbeziehung bleiben. Es kann jeder Hilfe anfordern und Hilfe finden.“

In Bezug auf die Frauenhäuser rechnet die zuständige Landesrätin Ulrike Königsberger-Ludwig erst nach Ende des Lockdowns mit erhöhtem Bedarf: „Die Erfahrungen aus dem ersten Lockdown zeigen, dass die Zahlen erst steigen, wenn der Lockdown aus ist. Das hat vielleicht auch damit zu tun, dass man in besonders unsicheren Zeiten diesen Schritt nicht wagt.“ Derzeit sind 70 Prozent der Zimmer in den Frauenhäusern belegt. Frauen, die Schutz brauchen, werden ihn immer bekommen, betont Königsberger-Ludwig.

Schuld ist immer der Täter

„Gewalt ist niemals Privatsache. Gewalt geht uns immer auch als Gesellschaft an“, betonte Königsberger-Ludwig. Und es müsse klar sein: „Die Schuld liegt immer beim Täter. Die Frauen sind nicht schuld, wenn sie Gewaltopfer werden.“