Kultur Lockdown Schließung 2021
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Kultur trägt Lockdown mit Frust mit

In diesem vierten Lockdown eint die Kulturszene im Land das Bewusstsein, aufgrund der dramatischen Situation in den Spitälern die strengen Vorgaben mittragen zu müssen. Trotzdem herrscht auch Frust, vor allem darüber, dass es so weit kommen konnte.

Das Stadttheater Baden konnte vor dem Lockdown gerade noch die Premiere des diesjährigen Adventstückes, des Musicals „Robin Hood“, über die Bühne bringen. Dann hieß es wieder, alles dichtmachen für zumindest drei Wochen. „Ein Lockdown ist für jedes Theater ein Desaster. Es ist diesmal wirklich sehr schmerzhaft für uns, weil wir gesehen haben, dass das Stück wirklich sehr gut ankommt“, erzählte Martina Malzer, die Leiterin der Bühne Baden.

Nun heißt es wieder, Kartenkäufe rückabwickeln, neue Spiel- und Probenpläne erarbeiten und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in die Kurzarbeit schicken. „Ausgleichen kann man diesen finanziellen Schaden nicht zur Gänze, wir versuchen gerade alles irgendwie umzuschichten und den Jahresabschluss zu retten“, führt Malzer weiter aus. Eine gewisse Lockdown-Routine mache sich auch bemerkbar, es sei dennoch frustrierend und enttäuschend, dass es so weit kommen konnte.

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Das Haus der Kunst in Baden hat alle Veranstaltungen abgesagt

Gerade für Mehrspartenhäuser sei der finanzielle Schaden enorm, ergänzt Marie Rötzer, künstlerische Leiterin des Landestheaters in St. Pölten und Sprecherin aller Landestheater: „Da sind große Kollektive auf der Bühne, wie Orchester, Chöre oder Ballettensembles. Da sind auch schon wieder Bühnenbilder gebaut oder Kostüme genäht worden. Und da sind große Ausgaben getätigt worden, die sich natürlich durch Einnahmen teilweise kompensieren und das fällt nun weg.“

Kinos leiden wegen der Vernetzung mit dem Filmverleih

Offenbar besonders schwer sei ein Lockdown für die Kinobetreiber zu managen, so Alexander Syllaba, Geschäftsführer des Cinema Paradiso in Baden: „Wir sind keine öffentlichen Toiletten, die man zusperrt und dann gleich wieder aufsperren kann. Wir sind von internationalen Filmverleihen abhängig. Wir hatten nach einem siebenmonatigen Lockdown endlich das Vertrauen des Publikums wieder gewonnen, das ist nun wieder beschädigt. Wir müssen Filmestarts mit entsprechendem Marketing aufbauen. Man kann nicht glauben, ein Kino sperrt wieder auf und es läuft, als wäre nichts gewesen.“

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Auch in den Kinos müssen die Sitze vorerst wieder leer bleiben

Syllaba spricht aus, was sehr viele in der Kulturszene denken: Man trage die notwendigen Entscheidungen mit, es bleibt aber auch ein Gefühl des Ärgers über politische Fehleinschätzungen in der Gesellschaft. „Man muss auch in Zukunft differenzieren. Seilbahnen dürfen unterwegs sein, auch wenn sich Skifahrer auf engstem Raum gegenseitig anschwitzen. Unser Kino muss schließen, auch wenn wir eine bessere Durchlüftung im Saal haben als die Wiener Mariahilfer Straße bei Windstille an einem Samstagnachmittag.“

Für Freischaffende bricht „plötzlich alles weg“

Ein bitteres Deja-vu-Erlebnis stellt sich auch bei den vielen freischaffenden Künstlerinnen und Künstlern ein. Musikerrinnen und Musiker, Schauspielerinnen und Schauspieler fallen um wichtige Engagements gerade in der Adventzeit um. „Ich habe eigentlich so viele Standbeine, bei denen ich mir gedacht habe, mir kann nichts passieren. Und plötzlich geht das so schnell, dass alles wegbricht und man sich fragt, was mache ich jetzt? Und so geht es allen“, bringt es die Schauspielerin Caroline Vasicek auf den Punkt.

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Die freischaffenden Künstlerinnen und Künstler hoffen bald wieder vor vollen Tribünen spielen zu können

750 Museen und Sammlungen sind in Niederösterreich geschlossen, 1.400 Chöre und Vokalensembles sind ohne Proben- und Auftrittsmöglichkeiten genauso wie 25.000 Mitglieder von Blasmusikkapellen. Die Stimmung ist entsprechend gedrückt. „Man darf die ehrenamtlichen und freiwilligen Musikerinnen und Musiker nicht vergessen, auch sie sind hart getroffen“, sagt Martin Lammerhuber, der Geschäftsführer der Kultur.Region.Niederösterreich.

Vor allem das permanente Auf- und Ab, das Off und On, „das drückt auf die Gemüter, das verändert etwas in den Seelen der Menschen“, erläutert Lammerhuber seine Besorgnis. Eines eint alle Kulturschaffenden im Land: die Hoffnung, dass der Lockdown erfolgreich und fristgerecht zu Ende geht. Bis dahin bieten etwa das Landestheater oder das Cinema Paradiso Streaming-Angebote an.