Kremser Innenstadt
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Wirtschaft

Erneut große Einbußen im Weihnachtsgeschäft

Der erneute Lockdown in der Vorweihnachtszeit ist für den stationären Handel ein harter Schlag. Durch „Click and Collect“ versuchen viele, die Einbußen etwas abzufedern. Doch am Ende bleibt allen nur ein Appell an die Kundschaft.

In der Tullner Innenstadt wäre für das Weihnachtsgeschäft alles vorbereitet: Die Lager der Händlerinnen und Händler sind gut gefüllt. Doch der Lockdown macht ihnen auch heuer einen Strich durch die Rechnung. „Gott sei Dank halten viele Kunden die Treue und bestellen und kaufen nicht im Internet oder in den Ketten, die ja teilweise offen haben dürfen und auch Bücher verkaufen“, sagt Helga Steinböck, die eine Buch- und Papierhandlung betreibt.

Ein Vorteil im Buchhandel sei aber, dass „die Preise gebunden sind, egal ob man bei Amazon oder in der kleinen Buchhandlung kauft“, so Steinböck. Trotzdem hoffe sie, dass die Geschäfte Mitte Dezember wieder aufsperren dürfen. Denn der Umsatz durch Click and Collect sei nicht mit dem eines normalen Jahres vergleichbar.

Juweliere als „privilegierte“ Branche

Ebenfalls verhältnismäßig gut laufe das Geschäft von Uhrmacher und Juwelier Johann Figl. „Wir sind ein Gewerbe, wir sind Uhrmacher, dadurch können Gegenstände zur Reparatur gebracht und von der Reparatur abgeholt werden“, erzählt er. Durch eine große Postwurfsendung von Katalogen habe er außerdem weitere Kunden trotz Lockdowns auf sein Geschäft aufmerksam machen können.

Uhrmacher und Juwelier
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Bei Juwelier und Uhrmacher Johann Figl würden viele nun per E-Mail oder Telefon etwas aus dem Katalog bestellen

Viele würden nun per E-Mail oder Telefon etwas aus dem Katalog bestellen. Obwohl seine Branche „privilegiert“ sei, wie er sagt, gehe auch hier „ein Teil des Weihnachtsgeschäfts verloren“. Doch nach den vergangenen Lockdowns hätte er die Umsätze relativ rasch wieder aufholen können. Trotzdem würde sich auch Figl über eine baldige Öffnung des Handels freuen.

Teilweise 80 bis 90 Prozent an Einbußen

Ähnlich wie in Tulln ist die Lage in der Kremser Innenstadt. Hier setzen die meisten Händlerinnen und Händler ebenfalls auf Click and Collect. Besonders für Geschäfte ohne Online-Shop sei das aber schwierig. „In dem jetzigen dreiwöchigen Lockdown sind es sicher 90 Prozent an Umsatzeinbußen“, meint die Inhaberin einer Modeboutique, Alexandra Kugler.

Einige Stammkunden würden sie zwar telefonisch kontaktieren und sich Outfits von ihr zusammenstellen lassen, doch viele Menschen würden derzeit in großen Onlineshops statt im stationären Handel einkaufen. Deshalb wünscht sich Kugler, „in der Politik würden Wirtschaftstreibende sitzen“. Denn Theorie und Praxis seien „zwei Paar Schuhe“.

Buchhandlung
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Ein Vorteil im Buchhandel ist laut Steinböck, dass „die Preise gebunden sind, egal ob man bei Amazon oder in der kleinen Buchhandlung kauft“

Auch Alexandra Moyzisch und Alexandra Birochs, die ein Dekorations- und Einrichtungsgeschäft betreiben, rechnen mit 80 Prozent Umsatzeinbußen, verglichen mit dem Jahr 2019. „Da muss man dazu sagen, dass in einem Geschäft wie unserem ein Viertel des Umsatzes zu Weihnachten passiert.“

Die beiden Inhaberinnen betonen, dass Click and Collect sich bei ihnen schwierig gestalte. „Ich glaube, dass Click and Collect bei Unternehmen etwa in der Gastronomie super funktioniert, wo ich mir im Internet ein Menü aussuchen kann. Das funktioniert bei uns nicht. Bei uns geht man rein und saugt die Stimmung auf und wird animiert, etwas zu kaufen, indem man Dinge sieht“, sagt Moyzisch.

Appell an alle, heimische Wirtschaft zu unterstützen

Insgesamt gehe es dem Handel während des aktuellen Lockdowns nicht allzu gut, sagt Nina Stift, Vizepräsidentin der Wirtschaftskammer Niederösterreich. „Der Handel ist komplett blockiert. Uns fehlen drei Weihnachtssamstage plus der 8. Dezember. Es ist eine Katastrophe.“ Click and Collect werde zwar angenommen, mit dem normalen Handel sei das Geschäft aber nicht vergleichbar.

Stift appelliert an die Menschen, eher bei heimischen Geschäften statt großen Unternehmen im Ausland einzukaufen. „Der größte Wunsch wäre wirklich, dass die Kunden warten, bis wir wieder offen haben oder jetzt Click and Collect oder die regionalen Online-Plattformen in Anspruch nehmen“, betont sie.

Ein Wunsch vieler Händler ist, nach dem Lockdown auch den Sonntag vor Weihnachten die Geschäfte öffnen zu dürfen. Stift sagt dazu: „Auf der einen Seite wäre es gut, auf der anderen Seite ist der Sonntag unseren Mitarbeitern heilig.“