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Landwirtschaft

Arbeit im Weingarten wie vor 100 Jahren

Der Weinbau auf den weltberühmten Wachauer Steinterrassen ist mit viel Handarbeit verbunden – auch in der kalten Jahreszeit. Rebstöcke werden zurückgeschnitten und Trockensteinmauern repariert. Ross und Pflug werden ebenso eingesetzt.

„Nach der Lese ist vor der Lese“, sagt Winzerin Lissy Pomaßl, die mit der Astschere die abgetragenen Ruten der Rebstöcke zurückschneidet. „Wenn wir mit dem Schneiden fertig sind, ist es meistens schon wieder Frühling. Dann haben wir noch ein paar Wochen Zeit, um die Stöcke richtig anzubinden, bevor es schon wieder mit der Laubarbeit losgeht.“

Auf den alten Steinterrassen können Maschinen nur begrenzt eingesetzt werden. Der Großteil der Arbeiten muss von Hand erledigt werden. Dadurch bekomme man einen besonderen Bezug zum Produkt, meint Lois Pomaßl: „Das Handwerk ist einzigartig und wirklich schön – und die Aussicht, die wir hier haben, hat auch nicht jeder!“ Vom Weingarten blickt man hinunter zur Donau, gegenüber liegt Rossatz, rechts ist Weißenkirchen und links Dürnstein (alle Bezirk Krems) mit der Ruine und dem blauen Kirchturm.

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Im Weingarten oberhalb von Dürnstein muss im Herbst vieles von Hand gemacht werden
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Auch Pferd Moritz kommt zum Einsatz
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Während der Arbeit bietet sich einem dieser Ausblick

Puzzle mit unendlich vielen Teilen

Eine typische Spätherbst- und Winterarbeit ist auch die Reparatur der Trockensteinmauern. „Das ist wie ein dreidimensionales Puzzle mit unendlich vielen Teilen“, erklärt Lois Pomaßl. Die Steine werden so ausgesucht, dass sie sich gegenseitig stützen und die Mauer komplett ohne Mörtel stabil bleibt.

Das bietet gleich mehrere Vorteile: Trockensteinmauern sind wasserdurchlässig. Dadurch gibt es deutlich weniger Frostschäden, weil das Wasser abrinnt, bevor es gefrieren kann. Die Lücken in den Mauern fördern außerdem die Artenvielfalt. Neben der Smaragdeidechse leben hier auch viele Insekten und andere Kleintiere. „Wenn die Sonne scheint, dann wärmen sich Trockensteinmauern viel schneller auf als etwa Betonmauern“, weiß der Winzer. „Diese Wärme wird an die Rebstöcke abgegeben, dadurch wird die Qualität noch besser.“

Mit Ross und Pflug im Weingarten unterwegs

Heutzutage gibt es auf den Wachauer Steinterrassen fast überall eine geschlossene Grasdecke, die mehrmals im Jahr gemäht werden muss. Früher war das nicht so, erinnert sich Altbauer Lois Pomaßl senior: „Früher ist auf den Steinterrassen geackert worden. Da hat man Mist eingebracht, um die Rebstöcke zu düngen. Es war aber auch notwendig, um den Bodenbewuchs wieder wegzubekommen.“

Lois Pomaßl senior beherrscht die alte Technik noch und zeigt gemeinsam mit dem Haflingerwallach Moritz, wie man vor 100 Jahren mit Ross und Pflug geackert hat. „Moritz ist mit seinen 28 Jahren der Jüngste“, lacht der Altbauer. „Ob der Pflug oder ich am ältesten ist, verrate ich nicht. Der Pflug ist jedenfalls schon mehr als 70 Jahre alt!“