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Coronavirus

Virologe: Ostöffnung und Weihnachtsruhe möglich

Experten wissen noch nicht, ob der Lockdown wie geplant am 13. Dezember zu Ende gehen kann. Eine Möglichkeit ist die Öffnung nur im Osten. Eine solche kann sich der Virologe Norbert Nowotny in Kombination mit einer „Weihnachtsruhe“ vorstellen.

In der Sendung „Guten Morgen Niederösterreich“ auf Radio Niederösterreich beantwortete Norbert Nowotny von der Veterinärmedizinischen Universität Wien am Dienstag Fragen der Hörerinnen und Hörer. Gefragt wurde etwa, ob er nach einer Erstimpfung mit Pfizer bzw. Moderna Kreuzimpfungen mit dem jeweils anderen Impfstoff empfehle.

„Nein, das sollte man nicht tun“, so Nowotny, „nur wenn man zuerst AstraZeneca oder Johnson & Johnson bekommen hat“. Dann sei die Zweit- bzw. Drittimpfung mit einem mRNA-Impfstoff von Pfizer bzw. Moderna sinnvoll.

Fragen zu Wechselwirkungen und Auffrischungsimpfung

Wechselwirkungen mit Antibiotika gebe es bei den aktuellen Covid-Impfstoffen nicht, sagte der Virologe auf eine diesbezügliche Frage. Eine andere Hörerin war einen Monat nach ihrer Zweitimpfung mit leichtem Verlauf an Covid-19 erkrankt und wollte wissen, wann sie nun zur Auffrischungsimpfung gehen sollte. „Etwa sechs Monate nach der Erkrankung“, empfahl Nowotny live auf Sendung.

Einer Anruferin, der sich nach schlechten Erfahrungen mit einer Grippeimpfung Impfungen gegenüber generell skeptisch zeigte, antwortete der Virologe: „Diese mRNA-Impfstoffe sind völlig anders als die Grippeimpfstoffe.“ Er empfehle der Frau, sich rasch gegen Covid-19 impfen zu lassen, denn „derzeit ist der Infektionsdruck sehr hoch“.

Norbert Nowotny
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Virologe Nowotny war zuvor auch schon in der Radio-Niederösterreich-„Nahaufnahme“ zu Gast (Archiv)

Klare Empfehlung ab fünf Jahren

Diesen Ratschlag gab Nowotny generell, auch für Kinder ab fünf Jahren. Der Pfizer-Impfstoff sei von der Europäischen Arzneimittelbehörde EMA mehr als zwei Monate lang geprüft und anschließend zugelassen worden, so der Experte der VetMed. „In den USA wurden bereits weit mehr als drei Millionen Menschen dieser Altersgruppe geimpft.“

Eine allgemeine Empfehlung gebe es von ihm auch für die Auffrischungsimpfung, daran ändere auch die neue Omikron-Virusvariante aus dem südlichen Afrika nichts. Sie scheine zwar ansteckender zu sein, bisher gebe es aber weniger schwere Fälle. In den afrikanischen Ländern seien bisher vor allem jüngere Menschen betroffen, dort sehe aber auch die Alterspyramide anders aus – es gebe deutlich mehr Junge, so Nowotny: „Wir müssen sehen, wie sich die Virusvariante bei älteren Menschen und Menschen mit Vorerkrankungen auswirken wird.“

Wie die bisherigen Impfstoffe auf die Omikron-Variante reagieren, sei noch nicht genau abschätzbar. Möglich sei eine geringere Wirksamkeit. Erkenntnisse dazu erwartete sich Nowotny für die nächsten Tagen – aber: „Ich gehe davon aus, dass Impfungen nach wie vor einen sehr guten Basisschutz bieten.“ Deshalb appellierte er: „Bitte gehen Sie unbedingt auffrischen!“ Die höhere Antikörperzahl helfe sehr gut auch gegen andere Virusvarianten – „egal ob sie perfekt wirkt oder nicht ganz perfekt“.

Öffnung nur in östlichen Bundesländern möglich

Eine klare Aussage zu einer möglichen Verlängerung des Lockdowns gab es von Nowotny am Dienstag nicht. „Wir sehen, dass die Maßnahmen zu wirken beginnen, wir müssen aber noch etwas zuwarten.“ Auswertungen anonymer Handydaten würden zeigen, dass die Kontakte bisher um etwa 20 Prozent reduziert worden seien – „das ist nicht besonders viel“, sagte Nowotny.

Eine Möglichkeit sei jedenfalls, den Lockdown zumindest im Osten wie geplant mit 13. Dezember zu beenden. „Der Osten Österreichs steht besser da als der Westen“, argumentierte der Virologe. Dann seien zumindest hier zwei Wochen ohne Lockdown und ein schönes Weihnachtsfest möglich. Für die Tage danach brachte Nowotny allerdings „eine Art Weihnachtsruhe“ ins Spiel, also ein erneuter weitgehender Lockdown zwischen dem 27. Dezember und dem 6. Jänner.