Gesundheit

Welt-Aids-Tag: HIV durch CoV in Hintergrund gerückt

Heute, Mittwoch, ist Welt-Aids-Tag. In Österreich infiziert sich im Durchschnitt täglich eine Person mit dem HI-Virus. Aufgrund der Coronavirus-Pandemie ließen sich zuletzt jedoch weniger Menschen auf HIV testen, die Zahl der Diagnosen ging deutlich zurück.

Im Jahr 2020 wurden 332 HIV-Neuinfektionen in Österreich registriert, ein Jahr davor – noch vor der Pandemie – waren es 430. In Niederösterreich wurde im Vorjahr bei 28 Personen HIV diagnostiziert. Österreichweit sind derzeit circa 9.000 Menschen betroffen.

Dass die Zahl der Neudiagnosen rückläufig ist, führt die Aidshilfe Wien auf die Verunsicherung der Menschen durch die Ausgangsbeschränkungen während der CoV-Pandemie zurück. „Es wurden viel weniger Tests gemacht und eingeschickt“, sagte Andrea Brunner, Geschäftsführerin der Aidshilfe Wien. „Auch wir von der Aidshilfe haben durch verringerte Öffnungszeiten weniger Personen getestet.“ Mittlerweile hat sich laut Brunner das Testen aber wieder eingespielt.

Hausärzte als neue Anlaufstelle

Anlaufstellen für Betroffene in Niederösterreich sind die Aidshilfe Wien, die Krankenhäuser und durch die Kampagne #einfachtesten seit kurzem auch die Allgemeinmedizinerinnen und Allgemeinmediziner in Niederösterreich. Die Aidshilfe Wien und die Ärztekammer Niederösterreich haben gemeinsam Hausärztinnen und Hausärzte auf das Testen und den Umgang mit HIV-Betroffenen geschult.

Eine Sache gilt laut Brunner sowohl für HIV als auch für das Coronavirus. „Je früher man über eine Ansteckung Bescheid weiß, desto günstiger wirkt sich dies auf den Krankheitsverlauf und das persönliche Wohlbefinden aus.“ Menschen, die zu einem späten Zeitpunkt eine HIV-Diagnose erhalten, haben ein höheres Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf und eine frühzeitige Sterblichkeit.

Auf gesellschaftlicher Ebene führe der verzögerte Zugang zur Therapie zudem zu weiteren Infektionen sowie höheren Behandlungskosten. Menschen, die sich einer Therapie unterziehen, hätten hingegen eine normale Lebenserwartung und eine gute Lebensqualität, so die Aidshilfe-Geschäftsführerin. Die Therapie besteht aus einer Tablette am Tag, die bewirkt, dass Betroffene das Virus nicht weitergeben können – auch nicht beim Sex ohne Kondom.

Einschränkungen durch CoV-Pandemie

Die Aidshilfe musste während der CoV-Pandemie Einschränkungen in Kauf nehmen. Im ersten Lockdown musste das Tageszentrum mit Gastronomie und Gesellschaftsraum geschlossen werden, Schulworkshops mit Sexualpädagoginnen und -pädagogen wurden in die virtuelle Welt verlegt, Workshops fanden online statt.

Weltaidstag: Geschäftsführerin der Aidshilfe im Interview

Am 1. Dezember ist Weltaidstag. Vor etwa 40 Jahren tauchten die ersten Aids-Fälle in den USA auf. Was Hoffnung geben kann, ist die Tatsache, dass mittlerweile gute Medikamente und Therapien vorhanden sind.

Im aktuellen Lockdown kann das Tageszentrum geöffnet bleiben. Die Aidshilfe hat zudem mittlerweile einen TikTok-Channel mit Aufklärungsvideos eingerichtet, „um die Jugendlichen in der digitalen Welt besser zu erreichen“, sagte Brunner.

Für Betroffene hat sich durch die Pandemie jedoch wenig geändert. „Ich hatte zwar am Anfang Angst, dass ich meine Medikamente für die Therapie nicht bekomme, das war aber nicht gegeben“, sagte Memo Mokhles aus Wien gegenüber noe.ORF.at. Der gebürtige Niederländer lebt schon einige Jahre mit HIV. „Meine Therapie ist ganz normal bei meinem Hausarzt weitergegangen und auch die Aidshilfe Wien war offen“.