Zuckerrüben liegen vor einem Verlader
APA/dpa/Sebastian Gollnow
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Landwirtschaft

Rübenbauern lassen Agrana warten

Die Vertragsverhandlungen zwischen den Rübenbauern und dem Zuckerrübenverarbeiter Agrana ziehen sich länger als geplant. Die Mindestanbaufläche für den Betrieb von zwei Zuckerfabriken in Tulln und Leopoldsdorf im Marchfeld wurde noch nicht erreicht.

Beinahe im Minutentakt liefern die Landwirte in der Zuckerfabrik in Tulln ihre Rüben ab. Für heuer ist die Ernte bereits auf der Zielgeraden. Sowohl die Menge als auch die Qualität der Rüben fällt laut dem Zuckerrübenverarbeiter Agrana im Vergleich zum Vorjahr wesentlich besser aus. Für die Landwirte bedeutet das einen höheren Preis pro Hektar.

Doch für nächstes Jahr zögern einige Landwirte noch. Die bisher unterschriebenen Verträge zwischen der Agrana und den Rübenbauern umfassen etwa 34.500 Hektar, sagt der Vorstandsvorsitzende der Agrana, Markus Mühleisen, aber: „Wir brauchen ca. 38.000 Hektar für den wirtschaftlich sinnvollen Betrieb von zwei Zuckerfabriken in Österreich.“

Rübenbauern Agrana Ernte Leopoldsdorf Tulln
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Für heuer ist die Ernte bereits auf der Zielgeraden, die letzten Landwirte liefern ihre Rüben in der Zuckerfabrik in Tulln ab

Höhere Preise für Rübenbauern

Mühleisen sei aber „sehr zuversichtlich“, dass man die nötigen Flächen noch erreicht, „weil eigentlich die Rahmenbedingungen für den Anbau sehr, sehr gut sind.“ So habe es im Gegensatz zu den vergangenen Jahren kaum Ausfälle durch den Rübenrüsselkäfer gegeben, die Qualität sei höher und auch der internationale Markt habe sich erholt, was für die Rübenbauern einen höheren Preise bedeute.

Das Angebot der Agrana sei jedenfalls fair, sagt der Präsident der Rübenbauern, Ernst Karpfinger: „Wir haben heuer bei den Rüben ebenfalls einen um etwa 400 bis 500 Euro besseren Ertrag, und das sehen wir etwa auch beim Getreide, also es war sicher kein Fehler der Landwirte, heuer Rüben anzubauen.“ Zudem biete die Agrana ein Mindestpreismodell, wodurch man nach unten abgesichert sei.

Die Qual der Wahl

Warum aber warten trotzdem so viele Landwirte noch zu? Im Vergleich zum Vorjahr haben etwa 400 Bauern noch nicht unterschrieben. Laut Karpfinger liege das zum einen an den Konkurrenzfrüchten: „In der Landwirtschaft sind die Bauern derzeit Gott sei Dank mit hohen Preisen konfrontiert, bei Mais, Getreide, Soja oder Kürbis, es läuft also alles sehr gut. Und in dieser Phase überlegen sie etwas länger.“

Zudem bauten im Vorjahr einige Landwirte auch aus Solidarität mit der Zuckerfabrik in Leopoldsdorf (Bezirk Gänserndorf) nochmals an, um deren Fortbestand doch noch zu ermöglichen. Manche Landwirte hätten dabei ihre verfügbaren Flächen „ausgereizt“, sagt Karpfinger, wodurch für nächstes Jahr – wegen der vorgeschriebenen Fruchtfolge – „eventuell weniger Äcker zur Verfügung stehen“.

Rettung in letzter Minute

Vor gut einem Jahr konnte die Zuckerfabrik in Leopoldsdorf im Marchfeld praktisch in letzter Minute gerettet werden. Die Agrana hatte bereits die Schließung beschlossen. Doch dank Förderzusagen der Politik und einer gewissen Solidarität der Landwirte konnte doch noch die nötige Mindestanbaufläche von 38.000 Hektar erreicht werden. Die Zuckerfabrik bzw. etwa 150 Arbeitsplätze konnten damit erhalten bleiben.

Agrana Zuckerwerk
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Nach der Rettung vor einem Jahr steht die Zuckerfabrik in Leopoldsdorf im Marchfeld derzeit nicht zur Diskussion

Heuer steht der Standort bisher – trotz fehlender Verträge – nicht zur Diskussion, sagt Mühleisen: „Wir haben uns noch nicht damit beschäftigt, was wäre wenn. Es ist einfach notwendig, die 38.000 Hektar zu haben, wir sind zuversichtlich und wir schauen jetzt einmal, was kommt.“ Ursprünglich wollte die Agrana die Verträge bis Anfang November unter Dach und Fach haben, jetzt will man den Landwirten aber noch etwas Zeit geben, heißt es.